Im Wirbel der Gefuehle
zwei Sachen von ihr, beziehungsweise von ihrem Treiben; sie wäre sicher nicht erfreut, wenn man das herumerzählen ...«
Er kam nicht weiter, denn Christien packte ihn kraftvoll an seinem Hemd vor der Brust, hob ihn hoch und schmetterte ihn mit aller Gewalt gegen die hinter ihm befindliche Wand. Er kam ihm ganz nahe und blickte dem Aufseher direkt in die Augen. »Sprechen Sie nie mehr von meiner zukünftigen Frau. Nehmen Sie ihren
Namen nie mehr in den Mund, und wagen Sie es nicht, irgendein Gerücht über sie zu streuen oder irgendetwas über sie zu erzählen, denn ich werde Sie finden und Ihnen persönlich die Haut von ihrem jämmerlichen Körper abziehen und diese in so kleine Streifen schneiden, dass man sie als Fischköder verwenden kann. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Kingsleys Gesicht war tiefrot, die Adern traten ihm an Stirn und Nacken hervor, denn der eiserne Griff von Christien schnürte ihm die Luft ab. Er versuchte, zu sprechen, aber brachte nur ein gurgelndes Geräusch hervor.
»Haben Sie das verstanden?«, wiederholte Christien.
Kinglsey nickte widerwillig, während seine Augen vor Mordlust und Hass sprühten. Er griff nach Christiens Handgelenk, um sich aus der Umklammerung zu befreien.
»Monsieur«, rief Paul besorgt dazwischen und legte Christien besänftigend die Hand auf die Schulter.
Christien fuhr zusammen und stieß nach kurzem Zögern den Aufseher angewidert von sich weg.
Kingsley taumelte zurück und fand dann aber sein Gleichgewicht wieder. Mit einem letzten, hasserfüllten Blick, den er über die Schulter warf und dabei fast strauchelte, begab er sich in Richtung Scheunentor und trottete von dannen.
»Sacre« entfuhr es Paul Cassard staunend. »Sie haben ihn gefeuert.«
»Ich hoffe, dein Vater ist nicht zu enttäuscht darüber, oder Reine.«
»Sie werden vielleicht besorgt darüber sein, was er so landauf, landab herumerzählen wird.«
»Ich habe mein Bestes gegeben, ihn davon abzuhal-
ten. Abgesehen davon weiß ich nicht, was er hinausposaunen könnte, was nicht sowieso schon jeder in der Gegend wüsste.«
»Nein«. Der Junge blickte ihn beunruhigt an. »Nicht dass es meines Wissens nach etwas geben würde. Mais, Sie haben King gedemütigt und zu Boden geschickt. Das habe ich noch nie erlebt.«
»Er wurde überrascht.« Paul versuchte, sein Interesse an Gerüchten auf ein anderes Thema zu lenken. Christien ging für den Moment darauf ein.
Der Junge nickte. »Er hat nicht damit gerechnet, dass Sie ihn zu Fall bringen würden.«
»Vielleicht war es auch einfach an der Zeit, dass es jemand mal tat«, sagte Christien beiläufig, seine Gedanken immer noch auf andere Dinge gerichtet.
»Ich wette, er glaubt, dass Sie ihn das nächste Mal, wenn Sie ihm begegnen, mit dem Degen aufschlitzen werden. Würden Sie das tun?«
»Wäre möglich.«
»Gut.« Der Junge nickte zustimmend. »Wir haben Glück gehabt, dass Sie es waren, der in dieser Nacht beim Kartenspiel gewonnen hat. Zumindest glaube ich
das.«
Christien drehte sich um und schenkte Paul nun doch seine volle Aufmerksamkeit. »Glaubst du das wirklich? Ich fühle mich geehrt. Wenn nur deine Schwester genauso fühlen würde.«
»Wer weiß, vielleicht wird sie das noch.« Paul senkte den Kopf und blickte zu Boden. »Ich meine, sie ist dazu verpflichtet, Euch früher oder später näher zu kommen.«
»Dein Vertrauen ist überwältigend.« Christien konnte es dabei nicht vermeiden, seine Antwort mit einem leicht gequälten Unterton zu formulieren.
»Ja. Und Sie haben heute früh nicht vielleicht Lust, ein wenig zu üben?«
»Du bietest dich mir als Trainingspartner an?« Das war für Christien eine Art kleiner Triumph, wofür er durchaus dankbar war.
Paul nickte kurz. »Ich habe beobachtet, wie Sie aus der Stadt Schutzmasken, Polsterungen und andere Ausrüstungsgegenstände für das Fechten mitgebracht haben. Das sollte Reine zufriedenstellen.« Er hielt kurz inne und blickte schelmisch zu Christien auf. »Es scheint ja, als ob Ihnen daran etwas liegt.«
»Frechdachs«, sagte Christien ohne Groll. »Komm mit, dann werden wir ja sehen, ob wir aus dir einen Fechtmeister machen können.«
Über das Gesicht des Jungen huschte ein schüchternes Lächeln, als er sich in Richtung Haupthaus aufmachte. Christien folgte ihm, kurz nachdem er sein Pferd einem Stallburschen übergeben hatte, der plötzlich auftauchte, als ob er sich versteckt gehalten hätte. Während er hinter Paul dahinschritt, legte er sorgenvoll die Stirn in
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