Im Wirbel der Gefuehle
hinterherrief.
»Reine!«
Sie drehte sich um, doch sie sah nichts als einen verschwommenen Fleck inmitten des Raumes. »Monsieur Lenoir?«
Er lächelte zaghaft. »In Anbetracht dessen, was eben zwischen uns passiert ist, kannst du mich auch Christien nennen. Was die andere Angelegenheit angeht, so muss ich dir sagen, dass nicht alle Männer gleich sind. Einige lassen ihren Leidenschaften freien Lauf, andere zügeln sie eher, und einige wenige kombinieren ungehemmte Leidenschaft und Selbstkontrolle. Für jeden Mann sollte es aber das absolut oberste Ziel sein, dass seine Frau sein Verlangen erwidert, und dies zu spüren und zu hören, ist dann sicherlich die größte Belohnung. Du magst auf Theodore Rücksicht genommen haben, weil du bei eurer Hochzeit noch so jung warst, sodass du ihm einfach alles geglaubt hast, was auch immer er dir sagte. Vielleicht war er auch selbst zu jung und zu ignorant und glaubte sogar an das, was er von sich gab. Ich werde dir jedoch bald beweisen, dass dein letzter Ehemann ein arroganter Dummkopf war.«
Dreizehntes Kapitel
»Dein letzter Ehemann war ein arroganter Dummkopf.«
Was hatte Christien damit gemeint? Während sie bereits die Tür hinter sich zugemacht hatte und nun in der Stille ihres Zimmers weilte, dachte sie darüber nach, auf was er mit dieser Bemerkung wohl anspielte. Sie hatte diesbezüglich keine konkrete Idee, aber seine tiefe Stimme und die Zuversicht, die in ihr lag, sowie seine noch dunkler als sonst erscheinenden Augen mit ihrem klaren Blick ließen sie weiterhin äußerst wachsam sein.
Sie hatte sich ihrer Schuhe entledigt und saß nun seitlich, mit angewinkelten Knien auf ihrem Sofa, in einer Hand einen bunten Fächer, mit dem sie vor ihrem Gesicht hin und her wedelte, denn die Hitze des herannahenden Abends war noch immer erdrückend. Jenseits ihres Zimmers hörte sie die Geräusche des Hauses, jenes Rumoren, das sich überall bemerkbar machte, wenn alle dabei sind, zu Bett zu gehen. Marguerite wurde schon vor einiger Zeit in ihr Kinderzimmer gebracht, und nun hörte man, wie die Amme sich mit langsamen Schritten in ihr Gemach auf dem Dachboden begab, nachdem sie das Kinderzimmer aufgeräumt und ihre Dienstkleidung für den nächsten Tag herausgelegt hatte. Das Gemurmel, das von ihren Eltern zu hören war, wurde mit der Zeit immer schwächer und ging in ein fast synchrones Schnarchen über. Christiens kräftige Schritte verrieten, dass er vom Eingangsbereich des Hauses unterwegs zu seinem Schlaf-zimmer war, und Alonzo schien offensichtlich die Türen abzuschließen und die Rollläden zu verriegeln, um dann nach getaner Arbeit ebenfalls die Treppen hoch unters Dach zu steigen, wo sich seine eigene Schlafstatt befand.
Die Nacht war friedlich und ruhig, nur unterbrochen durch das Surren der Insekten und dem Quaken der Frösche, die in der abendlichen Hitze auf Regen hofften. Nach einiger Zeit hörte man irgendwo hinter dem Haus einen Hund aufheulen, es musste in der Nähe der Arbeiterhütten sein, was den Haushund Chalmette, der im Eingangsbereich auf der Veranda lag, dazu veranlasste, mit einem tiefen Knurren zu antworten. Reine hörte angestrengt, ob noch mehr Geräusche folgen würden, doch nichts durchbrach die Stille der Nacht.
Damenhaftem Verlangen ...
War ihre Reaktion dem Mann gegenüber, den sie heiraten würde, tatsächlich derart, dass er sich veranlasst sah, dies mit damenhaft zu kommentieren? Das konnte sie kaum glauben. Sie hatte das absolute Verlangen gespürt, war ganz in dem lustvollen Gefühl gefangen, das einem sich ganz und gar Hingeben fast gleichkam. Wenn er sich nun dafür entschieden hätte, sie gleich dort auf dem Spieltisch zu nehmen, mit hochgeschobenen Röcken, hätte sie ihm dann Einhalt geboten? Es wäre nicht sehr wahrscheinlich gewesen, dass sie dazu noch genug Willenskraft gehabt hätte. Was bitte war daran damenhaft?
Er schien von ihrem Verhalten nicht abgestoßen zu sein. Vielleicht lag es daran, dass seine bisherigen Erfahrungen mit Frauen von solchen geprägt waren, die nicht gerade als tugendhaft bezeichnet werden konnten. Damen, die sich gerne von Herren auf die eine oder andere Weise aushalten ließen und wenig auf die Gefühle anderer gaben. Solche Frauen waren wohl offener, was den Ausdruck ihrer Leidenschaften anging, schon allein aus dem Grund, weil sie dafür bezahlt wurden, dass sie in ihrem Partner entsprechende Gefühle weckten. Wenn Christien sie nun zur gleichen Kategorie Frau zählte, wie würde sie dann
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