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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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fluchend wieder zurück und kämpften aus der Defensive heraus, bevor sie wieder von Neuem vorwärts stürmten. Mit geschickten Kombinationen wagten sie sich wieder nach vorne, ließen die Klingen aufeinanderprallen und parierten geschickt aus der Hüfte heraus, wenn sie den Gegenangriff abwehren mussten. Dabei hörte man den metallenen Klang der Degen durch die Nacht tönen, immer wieder unterbrochen von Flüchen und dem schweren Atmen der Kontrahenten nach einem abgewehrten Angriff.
    Christien war überwältigend. Seine Ausfälle führte er schnell und präzise, seine Konter unglaublich geschickt. Dabei war seine Aufmerksamkeit hundertprozentig auf die Degenspitze seines Feindes gerichtet, für Reines Anwesenheit hatte er mit Sicherheit keine Augen. Die Anstrengung trieb ihm den Schweiß aus allen Poren, und sein Hemd verfärbte sich an den Schultern und den Rücken hinunter dunkel, während seine Hosen immer enger an seinen Schenkeln klebten, sodass seine kraftvoll entwickelten Muskeln gut sichtbar hervortraten. Im dämmrigen Licht der Laterne und den gelegentlich aufzuckenden Blitzen waren seine Gesichtszüge einigermaßen deutlich zu erkennen. Darin konnte man weder Ärger, noch Rachsucht oder Unnachgiebigkeit finden, sondern nur Geradlinigkeit und Intelligenz sowie höchste Konzentration.
    Die ganze Szenerie ließ Reine Schauder über den Rücken laufen, versetzte sie aber auch in bis dato unbekannte Aufregung. Ihr Herz schlug bis zum Hals, und das Atmen fiel ihr so schwer, dass sie glaubte, ersticken zu müssen. Ihre Augen brannten vom angestrengten Hinschauen, doch sie konnte nicht davon ablassen.
    Was hatte der Mann, der Christien gegenüberstand, bloß getan? Was war passiert, dass man Genugtuung von ihm forderte? War der Fechtmeister wirklich so grausam, dass er keine Gnade walten ließ, gegenüber all denjenigen, die eine Lektion verdient hatten?
    Diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf, als Christien plötzlich eine blitzschnelle Attacke führte und sie lautstark das Aufeinanderkrachen der stählernen Klingen vernahm. Sein Gegner keuchte heftig und wich einen Schritt zurück. Für einen Augenblick stand er ungerührt da, eine tropfende Degenspitze ragte aus der Rückseite seiner Schulter gen Himmel. Er ließ seine Waffe fallen und führte instinktiv seine linke Hand an seine Brust, dort, wo sich ein dunkler Fleck auszubreiten begann.
    Der maitre d’armes trat einen Schritt zurück und zog mit einem harten Ruck die Klinge aus dem Körper seines Feindes, der daraufhin langsam zu Boden glitt.
    Reine sah ihn nicht mehr fallen, denn sie hatte vor Schreck die Augen geschlossen und ihre Hände vor den Mund gepresst, um einen Schrei zu unterdrücken. Augenblicklich floh sie aus dem düsteren Garten. Übelkeit packte sie, und sie musste sich keuchend an die aus grobem Mauerwerk bestehende Wand der Kathedrale anlehnen, bis sie durch kontrolliertes Aus-und Einatmen wieder langsam zu sich fand.
    Der Ausgang dieses Aufeinandertreffens bereitete ihr große Sorgen. Was, wenn der Schwerverwundete sterben würde? Ja, und was, wenn auch noch die Wache käme und Christien verhaften würde?
    Das konnte schon sein, denn Duelle jeglicher Art waren gesetzlich verboten. Sie wurden zwar manchmal geduldet, aber nur wenn die Beteiligten von Stand waren und der örtlichen Justiz bekannt. Die Öffentlichkeit war inzwischen höchst alarmiert, denn man machte sich um diese Art der Bestrafung, die von unbekannten Fechtmeistern verhängt wurde, größte Sorgen.
    Zumindest einer war für sie nun nicht mehr unbekannt, denn sie hatte gesehen, wie Christien einem anderen Mann seinen Degen durch den lebendigen Körper stieß, mit einer Gleichgültigkeit, so als ob er eine Stechmücke zerquetschen würde. Dieses Erlebnis würde sie nie vergessen können.
    Andererseits war es aber auch so, dass niemand wusste, dass sie Zeuge dieses Duells war, und Christien sollte es auch nicht erfahren. Von den Behörden befragt zu werden, wäre allerdings noch unangenehmer. Aus diesem Grund schien es ihr auch besser zu sein, schnellstmöglich von hier zu verschwinden. Sie konnte nichts mehr tun, denn auch dem Verwundeten würden wohl eher die Kenntnisse eines Arztes helfen. Es wurde offensichtlich auch schon einer herbeigerufen, denn sie hörte, wie Christien etwas in dieser Richtung zu seinem am Boden liegenden Gegner sagte. Mit einem letzten Blick zurück sah sie, noch im Weggehen, Christien neben seinem Widersacher knien und eine Krawatte um seine Wunde

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