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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wickeln, damit die Blutung aufhörte.
    Sie bewegte sich so vorsichtig wie möglich und ging Schritt um Schritt zurück in Richtung Straße. Auf der Allee angekommen, lief sie weg, weg vom Klostergarten St. Anthony und der Rue Royale. Wenige Sekunden später war sie am Place d´Arme. Dort war alles ruhig, und die Nacht lag friedvoll über dem offenen Platz und den angrenzenden Straßen und Gassen des Viertels. Sie lupfte ihren Rock so weit nach oben, dass sie zügigen Schrittes dorthin zurücklaufen konnte, wo sie ihr Pferd angebunden hatte.
    Noch nie empfand sie den Weg nach River’s Edge so lang, dunkel und einsam. Reine kam gut voran, doch der Ritt erschien ihr endlos. Sie wurde zunehmend nervöser und hielt nach Schatten Ausschau, drehte sich
    bei jedem seltsamen Geräusch im Sattel um und zuckte bei Blitz und Donner erschrocken zusammen. Die an ihr vorüberziehenden Häuser mit ihren geschlossenen Fensterläden schienen wie Schläfer in der Nacht, die die Augen geschlossen hatten. Die unendlich schwüle Luft erstickte jedweden Laut der Umgebung. Das Geklapper der Hufe ihres Pferdes hatte den gleichen schnellen und unsteten Rhythmus wie ihr heftig klopfender Puls und ihre rasenden Gedanken.
    Sie wünschte sich so sehr, dass sie Christien nie gefolgt wäre und die grausame Vergeltung, die er gegenüber diesem Fremden übte, niemals gesehen hätte. Er war so unnachgiebig, so mitleidlos. Auch wenn dieser Mann vielleicht keine Nachsicht verdient hatte, so war sie doch tief verstört über seine Härte, die er walten ließ.
    Andererseits war sie so erregt. Was für eine Art von Frau war sie bloß, dass seine Gnadenlosigkeit ihr insgeheim ein prickelndes Gefühl verursachte? Wenn sie eine Eingeborene gewesen wäre, die in der Wildnis lebte, würde das eventuell Sinn machen, aber sie, als Dame von Stand, die in einer zivilisierten Gesellschaft lebte, sollte eigentlich nicht durch solche Eigenschaften eines Mannes erregt werden. Es musste sich um eine Grille der Natur handeln, um einen Teil in ihr, der mit ihrer ausufernden Leidenschaftlichkeit zusammenhing. Zumindest wusste sie nun, woran sie mit sich war, und konnte dem durch gezielte Selbstkontrolle Vorbeugen.
    Hinter ihr hörte sie plötzlich galoppierende Hufe, die sich äußerst schnell zu nähern schienen. Ihr machte es prinzipiell nichts aus, auf der Straße überholt zu werden, wenn es nur das wäre. Sicherheitshalber zog sie an den Zügeln ihrer Stute und lenkte diese hinter eine Eiche und einen um den Baum herumwuchernden Dornenstrauch. Man wusste ja nie, wem man so auf nächtlicher Straße begegnete.
    Die Reiter kamen ganz dicht an ihrem Versteck vorbei und galoppierten mit großer Eile die Straße am Fluss entlang. Sie waren zu zweit, wobei einer ein geübter Reiter war, der andere jedoch offensichtlich Schwierigkeiten hatte, wenn man das nach seinen schwankenden Bewegungen im Sattel und den Problemen, in den Steigbügeln zu bleiben, beurteilen mochte. Sie sprachen beide kein Wort und schienen darauf bedacht zu sein, so schnell wie möglich an ihrem Ziel anzukommen. Viel mehr konnte sie in der Dunkelheit nicht wahrnehmen, hatte aber auch kein weiteres Interesse daran, da sie froh war, einer möglichen Gefahr entkommen zu sein.
    Voller Angst, dass die beiden sie hinter sich bemerken würden, wartete sie noch eine ganze Weile, bis sich deren Hufschlag in der Nacht verlor und alles um sie herum wieder in tiefer Stille versank. Dann blieb sie sicherheitshalber noch ein oder zwei Minuten stehen, bevor sie ihren Weg fortsetzte.
    Noch bevor sie ihrem Pferd die Sporen geben konnte, um aus ihrem Versteck zu reiten, hörte sie abermals Hufschlag herannahen. Ihre Stute hob den Kopf und setzte an, vor Aufregung zu wiehern.
    Reine legte jedoch geistesgegenwärtig die Hände beruhigend auf die Nüstern ihres nervösen Pferdes. So blieb sie mit der Mähne im Gesicht, möglichst bewegungslos auf dem Rücken der Stute liegen. Dabei konnte sie nicht sehen, welcher Reiter diesmal in gestrecktem Galopp an ihr vorbeizog. Wahrscheinlich war es Christien, dachte sie, da ihr Pferd womöglich einen Stallgenossen erkannt hatte und deshalb wiehern wollte. Hoffentlich war dem auch so, denn ansonsten hätte sie sich Sorgen gemacht, dass er womöglich seine noble Geste, dem verwundeten Gegner zu helfen, mit einer Verhaftung gebüßt hätte.
    Nur noch ein paar Sekunden der Anstrengung, dann konnte sie die Hände von den Nüstern des Pferdes nehmen und ihre unbequeme Position aufgeben, um

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