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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Muskeln entspannten sich allmählich. Vorsichtig drehte er seinen Kopf von einer Seite des Kissens auf die andere und kämpfte gegen den stechenden Schmerz an, der sich zwischen seinen Augen hinter der Stirn bemerkbar machte.
    Er war in seinem Zimmer auf River's Edge, so viel hatte er in seinem Dämmerzustand nun begriffen. Jemand musste ihn ausgezogen und zu Bett gebracht haben. Die Vorhänge und das Moskitonetz am Bett waren zurückgezogen. Er trug ein Nachthemd, ein Kleidungsstück, das üblicherweise nicht zu seiner Ausstattung gehörte. An der Unterseite seines Brustkorbes entdeckte er einen Verband, der so dick und fest um ihn gewickelt war, dass er seinen linken Arm nicht an den Körper anlegen konnte.
    Er hatte höllische Schmerzen an dieser Stelle. AI-lerdings kam es ihm äußerst seltsam vor, gerade dort verwundet worden zu sein, denn er konnte sich nicht daran erinnern, bei seinem Duell im Klostergarten getroffen worden zu sein.
    Aber nein, jetzt fiel es ihm wieder ein, er war auf dem Rückweg in einen Hinterhalt geraten. Er erinnerte sich an das Aufblitzen eines Pistolenschusses und den dadurch entstehenden Knall. Auch den Schlag, den er verspürte, als die Kugel ihn traf und ihn mit voller Wucht aus dem Sattel hob, hatte er plötzlich wieder vor Augen. Er musste sich wohl den Kopf angeschlagen haben, als er vom Pferd gefallen war, doch hier hörte seine Erinnerung auf.
    Die Falten des gelben Musselinstoffes am Kopfende seines Bettes betrachtend, überlegte er angestrengt, wer ihn wohl gerne als Leiche sehen wollte. Eventuell die Freunde von Barichere, dem Mann, den er im nächtlichen Duell verwundet hatte? Sie konnten von dem geplanten Zweikampf etwas mitbekommen haben und sich dann für die Bestrafung ihres Gefährten gerächt haben. Da sie womöglich nicht die Nerven besaßen, ihn zu einem richtigen Duell herauszufordern, hatten sie sich wahrscheinlich für eine Vergeltungsmaßnahme im Schutze der Dunkelheit entschieden.
    Wenn dies die richtige Erklärung für die Vorkommnisse der Nacht war, dann implizierte das auch, dass jemand über den Aufenthaltsort von Barichere genau Bescheid wusste. Zudem würde es bedeuten, dass Barichere äußerst loyale Bekannte hatte, was bei einem Mann, der cholerisch war und seine schwangere Frau schlug, weswegen die Bruderschaft auch seine Bestrafung beschlossen hatte, nicht besonders wahrscheinlich schien.
    Es blieben noch zwei andere Möglichkeiten offen.
    Die Erste trieb Christiens Blutdruck in die Höhe und ließ seine stechenden Kopfschmerzen gleich noch schlimmer werden. Sicherlich wären der alte Cassard und seine faszinierende Tochter nicht zu ängstlich, um nicht einen Versuch zu wagen, den ungebetenen Bräutigam loszuwerden und gleichzeitig ihr Eigentum an River’s Edge zurückzuerlangen. Die zweite Möglichkeit ...
    Das plötzliche Knarren der Scharniere seiner Schlafzimmertür lenkte ihn abrupt ab, weitere Spekulationen anzustellen. Ganz langsam wurde die Tür geöffnet und Christien, der nichts erkennen konnte, war mit jeder Faser seiner Muskeln bereit, einem möglichen Eindringling zu begegnen, auch wenn er sich nicht ganz sicher war, ob er sich in seinem Zustand überhaupt rühren konnte. Er fühlte sich wie ein Neugeborenes, und ihm standen keine anderen Waffen außer seinen Fäusten zur Verfügung. Sein Koffer mit den Degen war nicht mehr auf dem Tischchen neben dem Bett, wo er ihn normalerweise ablegte, aber auch an anderer Stelle im Raum konnte er seine Waffen nirgendwo entdecken.
    Die Tür wurde nun ganz aufgerissen, und ein kleines Gesicht mit hellblauen Augen, umrahmt von zarten Locken, die aus einem für die Nacht geflochtenen Zopf quollen, lugte um die Ecke.
    »Monsieur, Sie sind wach!« Ein Lächeln spielte um Marguerites Mundwinkel, als sie sah, wie er sie anblickte.
    »Wie du siehst.« Seine Stimme war ganz belegt, so als ob er sie schon lange nicht mehr benutzt hätte.
    »Maman hat gesagt, ich darf Sie nicht aufwecken, weil Sie krank sind. Habe ich Sie aufgeweckt?«
    »Aber überhaupt nicht.« Er hob seine rechte Hand an, um sie zu sich zu winken. »Komm rein, ins Bett, wenn du magst.«
    »Oh ja«, antwortete sie begeistert und stürmte in ihrem langen, baumwollenen Nachthemdchen vorwärts. Ohne Umstände kletterte sie die kurzen Stufen zum Bett hoch und kuschelte sich neben ihm ein, ganz so, als ob das die natürlichste Sache der Welt wäre. Die dabei entstehenden Bewegungen der Matratze fuhren ihm direkt in die verletzte Stelle seines

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