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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sehr deutlich und ging mit seiner Tasse in der Hand zurück in Richtung Esstisch. »Jegliche Erklärung, die ich dir oder deinem Vater geben werde, dient nur dazu, dass das Getuschel hinter meinem Rücken aufhört und jeden im Umkreis von hundert Meilen davon überzeugt, dass dem Vorfall keine Bedeutung beizumessen ist. Schließlich werden wir in ein paar Tagen Mann und Frau sein, unser Gelübde vor einem Priester ablegen, vor der Kirchengemeinde und vor allen, die es hören wollen. Damit sollte allen genüge sein, also lass auch du die Sache auf sich beruhen.«
    Paul wich seinem Blick aus. Seine Lippen wurden für einen Augenblick schmal, dann entspannte er sich wieder und erwiderte grimmig kapitulierend: »Ich denke, ich muss es dabei bewenden lassen, wenn Reine zufrieden ist.«
    Christien erwiderte darauf nichts, denn vor seinem geistigen Auge erschien ihm das Bild von Reine, ihr Gesichtsausdruck, als sie bei ihm zu ihrem Höhepunkt fand. Eine Schweißperle lief ihm den Nacken hinunter, und das lag ganz offensichtlich nicht an der aufsteigenden morgendlichen Hitze. Es erschien ihm dringend nötig, die Konversation auf ein anderes Thema zu lenken, bevor er sich noch selbst bloßstellte.
    Er griff nach der Zuckerdose und nahm einen großen Löffel davon in seinen Kaffee, während er so beiläufig wie möglich eine Bemerkung fallen ließ. »Was Reines ersten Ehemann anbelangt, so habe ich gehört, dass du seine Leiche identifiziert hast.«
    »Ja, das ist richtig.« Paul runzelte die Stirn und spielte leicht nervös mit einem Stück Gebäck.
    »Warum ausgerechnet du? Ich meine, du warst ja noch ein wenig jung, um eine solche Verantwortung zu übernehmen, oder? Gerade mal ... ja, wie alt? Fünfzehn? Reine konnte eine solch unerfreuliche Aufgabe natürlich nicht zugemutet werden, aber was war mit den anderen männlichen Verwandten der Pingres? Da hätte man doch sicherlich jemand finden können, der mehr geeignet gewesen wäre, oder?«
    »Ich war eben vor Ort, das war wohl der Hauptgrund«, antwortete Paul, ohne dabei den Kopf zu heben. »Abgesehen davon war sein alter Herr bereits tot, und er hatte keine Brüder. Madame Pingre hingegen hatte sein Verschwinden so mitgenommen, dass sie ebenfalls nicht dafür infrage kam. Sicherlich hätte es den einen oder anderen Cousin gegeben, aber der Leichnam befand sich in einem Zustand, der keinen Aufschub duldete. Ich war gerade beim Fischen und hatte aufmerksam die Bewegungen des Schwimmers an der Wasseroberfläche beobachtet, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Du hast ihn also gefunden?« Die Frage war in einem ziemlich scharfen Ton formuliert, etwas strenger, als er es beabsichtigt hatte, doch er ließ sie so im Raum stehen.
    Paul schüttelte kurz den Kopf. »Ein paar Fischer in einer Piroge haben ihn entdeckt. Sie haben ihn zu dem Landungssteg gebracht, wo ich eine Leine ausgeworfen hatte. King sah, was dort los war, und kam ziemlich schnell zum Fluss herunter. Er war auch der Erste, der meinte, dass es Theodore sei.«
    »Der Aufseher? Das ist aber nicht gerade das Gleiche wie ein Blutsverwandter.«
    »Da könnten Sie falschliegen, denn manche sagen, dass er aus einem Seitensprung des alten Pingre stammte, also von Theodores Großvater, und somit ein Onkel von Theodore wäre. Der Alte war so etwas wie ein Lustmolch, und zwar bis zu dem Tag, an dem er starb. Kings Vater war hier Aufseher, damals, als das Anwesen noch dem Vater von Maman gehörte, wissen Sie, und er war nicht sehr lange verheiratet gewesen. Ich meine, man sagte, dass seine Frau sehr schön gewesen sei, aber auch ein wenig flatterhaft. Nun, es ist nicht gerade weit hier, von einem Anwesen zum anderen, wenn man bei Nacht schnell durch die Wälder reitet.«
    »Deswegen war er sich so sicher, dass er sich aufführen konnte, wie er wollte, ohne in Gefahr zu laufen, entlassen zu werden.« Mit der Drohung, den Skandal seiner Herkunft publik zu machen, übte Kingsley dann nach Belieben Druck aus, um sich bei Bedarf durchzusetzen. Wie schwach dieses Druckmittel in Wirklichkeit war, sah man schon allein daran, dass von ihm seit dem Rausschmiss durch Christien nichts mehr zu hören war. Nun ja, blieb noch der heimtückische Schuss übrig. Der Aufseher war Christiens dringendster Verdächtiger, was den nächtlichen Überfall anbelangte.
    »King wuchs Tür an Tür mit Theodore auf, so wie ich auch«, sagte Paul mit einem Achselzucken. »Es schien also nicht nötig zu sein, dass ihn noch jemand anderes begutachtete,

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