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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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das sein? Und wenn das, was du sagst, der Wahrheit entspricht, verstehe ich nicht, warum er nicht aufgetaucht ist, um seinen Anspruch auf den Titel und das Vermögen geltend zu machen!«
    »Nicht jeder will dem Adel angehören.«
    »Aber natürlich will das jeder! Abgesehen davon hat ein Adeliger gar nicht die Wahl - entweder er ist adelig oder nicht. Er kann sein Geburtsrecht genauso wenig leugnen, wie er seine Augenfarbe ändern kann.«
    »Verflucht noch mal, er kann es doch«, erwiderte er grimmig.
    »Kein Grund, böse zu sein«, entgegnete Lottie. »Außerdem hast du mir noch immer nicht gesagt, wer dieser geheimnisvolle Viscount ist und wo er steckt, was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass du ihn dir ausgedacht
    hast.«
    Gentry änderte unbehaglich die Haltung, wobei er ihrem Blick sorgsam auswich. »Ich bin es.«
    »Wie bitte? Willst du mir ernstlich weismachen, du seist irgendein lange verschollener Adelssohn? Du — ein Verbrecherkönig und Bow-Street-Runner willst ein heimlicher Viscount sein?« Energisch schüttelte Lottie das Haupt. »Das glaube ich nicht.«
    »Es ist mir egal, ob du mir glaubst oder nicht«, erwiderte Gentry gelassen. »Vor allem, da es keinerlei Auswirkungen auf unsere Zukunft hat, da ich nie Ansprüche auf den Titel erheben werde.«
    Verblüfft starrte Lottie sein düsteres Profil an. Es bestand kein Zweifel daran, dass er glaubte, was er da sagte. Doch wie war das möglich? Wenn in seiner Behauptung auch nur der kleinste Funken Wahrheit lag, wie hatte es mit einem Sohn aus adeligem Hause eine derartige Wendung nehmen können? Man kam nicht als Mitglied der Aristokratie auf die Welt und wurde zum ... zu was immer er war. Sie konnte es sich nicht verkneifen, ihn mit Fragen zu überhäufen. »Du bist John, Lord Sydney? Der Sohn von Viscount Sydney, der vor zwanzig Jahren verstarb, angeblich ohne einen Erben zu hinterlassen? Hast du dafür irgendwelche Beweise? Gibt es jemanden, der das bestätigen könnte?«
    »Meine Schwester Sophia. Und ihr Mann, Sir Ross Cannon.«
    »Der Polizeichef? Der ehemalige Leiter der Bow Street ist dein Schwagerl «
    Gentry antwortete mit einem kurzen Nicken. Nun war Lottie völlig verwirrt. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu glauben, da sich die Geschichte zu leicht widerlegen ließe, sollte sie nicht der Wahrheit entsprechen. Doch die ganze Sache war so unfassbar, so absurd, dass sie sich keinen Reim darauf machen konnte.
    »Ich war sieben, vielleicht acht, als meine Eltern starben«, erklärte Gentry schroff. »Abgesehen von mir gab es keinerlei männliche Erben, die nach dem Gesetz ein Anrecht auf den Titel oder die Ländereien hatten. Nicht, dass es viel zu erben gegeben hätte, denn mein Vater war verschuldet und das Anwesen heruntergekommen. Meine ältere Schwester Sophia und ich trieben uns eine Zeit lang im Dorf herum, bis sie schließlich von einer entfernten Verwandten aufgenommen wurde. Ich hingegen hatte mich zu einem wahren Teufelsbraten entwickelt, und so zögerte die Verwandte verständlicherweise, mich ebenfalls unter ihrem Dach willkommen zu heißen. Folglich rannte ich weg und machte mich nach London auf, wo ich mich als Straßenräuber betätigte, bis man mich für meine Verbrechen einsperrte. Als ein anderer Junge im Gefängnis starb, nahm ich seinen Namen an, um schneller auf freien Fuß zu gelangen.«
    »Das muss der echte Nick Gentry gewesen sein«, sagte Lottie.
    » Ja.«
    »Und du nahmst seine Identität an und ließt alle Welt in dem Glauben, du seist gestorben?«
    Ein herausforderndes Funkeln trat in seine Augen. »Er hatte keine Verwendung mehr für den Namen.«
    »Aber später musst du doch bestimmt daran gedacht haben, wieder deinen wahren Namen anzunehmen ... die dir zustehende gesellschaftliche Stellung ...«
    »Ich habe genau die Stellung in der Gesellschaft inne, die ich haben möchte. Und Nick Gentry ist im Laufe der Jahre mehr mein Name geworden, als er je der seinige war. Von mir aus soll Sydney in Frieden ruhen.« Er verzog die Lippen zu einem hämischen Lächeln. »Tja, schade um den Prestigeverlust, aber man wird dich nur als Mrs. Nick Gentry kennen, und niemand außer meiner Schwester und ihrem Mann wird die Wahrheit ahnen. Hast du mich verstanden?«
    Lottie nickte verwirrt, die Stirn in nachdenkliche Falten gelegt. »Der Prestigeverlust ist mir gleichgültig. Wenn es mir um gesellschaftliches Ansehen ginge, hätte ich Lord Radnor geheiratet.«
    »Dann macht es dir also nichts aus, einen Bürgerlichen zu

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