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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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erhofft, mein Glück in der Ehe zu finden.«
    »Dennoch habt Ihr etwas Besseres als dies verdient«, ließ er nicht locker.
    Sie lächelte traurig. »Meint Ihr? Ich bin mir da nicht so sicher.« Dann machte sie sich von ihm los, trat in die Mitte des Zimmers und blickte Gentry erwartungsvoll an. Sie trat bewusst energisch auf. »Wann sollen wir abreisen?«
    Gentry kam aus der dunklen Ecke hervor, und sie konnte an dem unruhigen Flackern in seinen Augen ablesen, dass er fast erwartet hatte, sie würde im Verlauf des Gesprächs mit Westcliff ihre Meinung ändern. Nun gab es kein Zurück mehr.
    »Auf der Stelle«, sagte er leise.
    Ihre Lippen öffneten sich zum Widerspruch. Gentry hatte vor, sie mit sich zu nehmen, ohne ihr die Möglichkeit zu gewähren, sich von irgendjemandem im Haushalt zu verabschieden, nicht einmal von Lady Westcliff. Anderseits wäre es leichter für sie, einfach zu verschwinden, ohne etwas erklären zu müssen. »Ist es nicht gefährlich, nachts zu reisen?«, erkundigte sie sich, um ihre eigene Frage im nächsten Moment selbst zu beantworten. »Egal, selbst wenn wir einem Straßenräuber begegneten, wäre ich bei ihm wahrscheinlich sicherer aufgehoben als bei dir.«
    Auf einmal grinste Gentry. »Da könntest du Recht haben.«
    Lord Westcliffs nächste, steife Ankündigung setzte Gentrys momentanen Belustigung ein jähes Ende. »Wenn ich Miss Howard schon nicht umstimmen kann, verlange ich zumindest den Beweis, dass die Heirat rechtskräftig ist. Außerdem bestehe ich auf dem Nachweis, dass ausreichend für sie gesorgt ist.«
    Lottie wurde zum ersten Mal bewusst, dass sie bei all ihrer Planung keinen Gedanken daran verschwendet hatte, was für ein Leben sie an der Seite Gentrys führen würde. Um Himmels willen! Wie viel verdiente ein Bow-Street-Runner überhaupt? Ohne Zweifel war sein Einkommen nicht der Rede wert, aber zusammen mit den privaten Aufträgen, würde er doch sicher genug verdienen, um halbwegs anständig leben zu können. Sie brauchte nicht viel: ein oder zwei Zimmer in einem sicheren Londoner Viertel wären mehr als genug.
    »Ich will verflucht sein, wenn ich hier Rechenschaft darüber ablege, ob ich für meine Frau sorgen kann«, erklärte Gentry. »Alles, was Ihr zu wissen braucht, ist, dass sie nicht Hunger leiden und dass sie ein Dach über dem Kopf haben wird.«
    Die Reise nach London würde etwa zwölf Stunden dauern, was bedeutete, dass sie die restliche Nacht hindurch fahren und am frühen Nachmittag ankommen würden. Lottie lehnte in den weichen, braunen Samtpolstern in Gentrys üppig ausgestatteter Kutsche. Sobald sich das Gefährt in Bewegung gesetzt hatte, beugte Gentry sich vor, um die kleine Lampe zu löschen, die das Innere der Kutsche erleuchtete. »Möchtest du schlafen?«, fragte er. »Bis zum Morgen ist es noch lang.«
    Lottie schüttelte den Kopf. Trotz ihrer Erschöpfung war sie zu aufgeregt, um sich zu entspannen.
    Mit einem Schulterzucken ließ Gentry das Licht brennen. Er legte ein Bein auf die gegenüberliegende Polsterbank, wobei er das Gesicht leicht verzog. Zweifelsohne musste es für einen Mann seiner Größe unangenehm sein, in einem derart kleinen Raum eingeschlossen zu sein.
    »Gehört sie dir?«, erkundigte sich Lottie. »Oder hast du sie als Teil deines Täuschungsmanövers gemietet?«
    Als ihm klar wurde, dass sie die Kutsche meinte, schenkte er ihr ein spöttisches Lächeln. »Sie gehört mir.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ein Mann, der einem Beruf nachgeht, sich ein solches Gefährt leisten kann.«
    Der Runner spielte träge mit dem Fransenbesatz, der sich am Vorhang vor dem kleinen Fenster befand. »Meine Arbeit bringt es mit sich, dass ich häufig verreise, und ich ziehe es vor, dies in aller Bequemlichkeit zu tun.«
    »Benutzt du für deine Nachforschungen oft einen falschen Namen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Meistens ist das nicht nötig.«
    »Ich frage mich, weshalb du dir nicht ein besseres Alter Ego gesucht hast«, meinte sie. »Eines, das nicht so einfach auffliegt. Lange hat Lord Westcliff nicht gebraucht, bis er herausfand, dass es keinen Viscount Sydney gibt.«
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht, Belustigung gemischt mit Unbehagen, und er schien innerlich damit zu kämpfen, ob er ihr etwas anvertrauen sollte oder nicht. »Westcliff hatte Unrecht, es gibt durchaus einen Viscount Sydney. Zumindest gibt es einen rechtmäßigen Anwärter auf den Titel.«
    Lottie bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. »Wer soll

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