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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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dir diese Arbeit aus freien Stücken ausgesucht hast.«
    Er lachte. »Oh doch, ich habe sie aus freien Stücken ausgesucht, nachdem man mich über die Alternative aufgeklärt hatte. Vor drei Jahren ging ich einen Pakt mit meinem Schwager Sir Ross ein. Damals leitete er die Bow Street und war im Besitz von Beweisen, die mich im
    Wind hätten tanzen lassen, wären sie je bei Gericht vorgelegt worden.«
    »Im Wind tanzen?«, wiederholte Lottie verwirrt den unbekannten Ausdruck.
    »Hängen. Am Ende eines Seiles baumeln. Glaub mir, für einige der Dinge, die ich während meiner Laufbahn in der Unterwelt getan habe, hätte man mich auf die Streckbank legen und vierteilen sollen.« Gentry hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen, und musste angesichts ihres offensichtlichen Unbehagens lächeln. »Um nicht in die unangenehme Lage zu geraten, den Bruder seiner Gattin hinrichten lassen zu müssen«, fuhr er fort, »bot Sir Ross mir an, das erdrückende Beweismaterial verschwinden zu lassen, wenn ich falsches Spiel mit meinen Komplizen aus der Unterwelt triebe und auf Seiten der Runner arbeitete.«
    »Für wie lange?«
    »Auf unbestimmte Zeit. Selbstverständlich ließ ich mich darauf ein, da ich meinen Kumpanen gegenüber ohnehin keinerlei Treue empfand und es nicht darauf anlegte, den Hals künstlich gedehnt zu bekommen.«
    Lottie runzelte die Stirn. »Warum wollte Sir Ross, dass du ein Runner wirst?«
    »Ich fürchte, er stand unter dem falschen Eindruck, dass mich ein paar Jahre im öffentlichen Dienst läutern würden.« Auf einmal grinste Gentry. »Bisher ist dem keineswegs so.«
    »Ist es nicht ziemlich gefährlich für dich, dich in kriminelle Kreise zu begeben und dort Verbrecher zu jagen, nachdem du sie verraten hast?«
    »Nicht wenige Leute bekämen meinen Kopf gerne auf einem silbernen Tablett serviert«, gab er verwegen zu. »In der Tat kann es sein, dass du mich nicht allzu lange an deiner Seite wirst ertragen müssen. Jeder, der mich kennt, wird dir versichern, dass ich jung sterben werde.«
    »Dass mir das Glück derart hold ist, möchte ich bezweifeln«, sagte sie boshaft. »Aber ich werde die Hoffnung nicht aufgeben.«
    Sofort, nachdem die Worte über ihre Lippen gekommen waren, wurde sie von Schamgefühlen überflutet. »Es tut mir Leid«, fügte sie sogleich hinzu. »Das hätte ich nicht sagen sollen.«    
    »Ist schon gut«, erwiderte er unbekümmert. »Ich habe schon etliche Leute dazu gebracht, weitaus Schlimmeres über mich zu sagen - selbst solche, die weniger Grund dazu hatten als du.«
    »Das glaube ich gern«, antwortete sie, woraufhin er lachen musste.
    »Ich mache jetzt das Licht aus«, sagte er. »Ich muss mich ausruhen, wenn sich schon einmal die Möglichkeit dazu bietet. Außerdem wird es morgen viel zu tun geben.«
    Das Schweigen, das dieser Ankündigung folgte, war überraschenderweise nicht unangenehm. Erschöpft und benommen von der unvorhersehbaren Wende, die ihr Leben genommen hatte, lehnte Lottie sich in ihre Ecke der Kutsche zurück. Obwohl sie erwartet hatte, aufgrund der unzähligen Gedanken, die in ihrem Kopf umherschwirrten, nicht einschlafen zu können, überkam sie alsbald ein tiefer Schlummer und ließ sie immer tiefer in die Polster ihres Sitzes sinken. Doch auf der Suche nach einer bequemeren Lage wand sie sich immer wieder unruhig. Schließlich hatte sie das Gefühl, wie ein kleines Kind hochgehoben und in den Arm genommen zu werden, und ihr Traum war so beruhigend, dass sie sich ganz dem wohligen Gefühl hingab. Etwas Weiches strich über ihre Stirn, und die letzten Nadeln, die ihre Frisur gehalten hatten, wurden ihr behutsam aus dem Haarschopf gezogen. Ein herrlicher Duft von frisch gewaschener Wolle und sauberer Männerhaut stieg ihr in die Nase.
    Als ihr klar wurde, dass sie in Gentrys Armen lag und sich in seinen Schoß kuschelte, regte sie sich schlaftrunken. »Was ... was ...«
    »Schlaf nur«, flüsterte er. »Ich werde dir nichts tun.« Mit seinen langen Fingern fuhr er ihr durch das offene Haar.
    Der Teil von Lotties Verstand, der gegen die Situation aufbegehrte, rang mit dem Rest ihres Gehirns, der darauf hinwies, wie erschöpft sie war, und dass es zu diesem Zeitpunkt völlig egal war, welche Freiheiten sie ihm gewährte. Dennoch machte sie sich trotzig von ihm los und entzog sich gewaltsam seiner einladenden Körperwärme. Ohne Widerstand ließ er sie gehen, wobei seine Augen in der Dunkelheit wissend glitzerten.
    »Ich bin nicht dein Feind,

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