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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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sich zurückgezogen hatte, blickte er auf Lottie herab und strich ihr eine widerspenstige Strähne hinters Ohr. »Ich werde nur kurz unterwegs sein. Du bist hier in Sicherheit, und die Dienstboten werden sich völlig nach deinen Wünschen richten.«
    Glaubte er, seine Abwesenheit würde sie beunruhigen? Lottie war überrascht, dass er sich Sorgen um ihr Wohlbefinden zu machen schien. »Selbstverständlich«, meinte sie mit einem Nicken.
    »Mrs. Trench soll dir das Haus zeigen, während ich weg bin.« Er zögerte kurz. »Natürlich habe ich nichts dagegen, solltest du irgendetwas ändern wollen, das dir missfällt.«
    »Ich bin mir sicher, dass mir das Haus gefallen wird.« Es war ein schönes, vornehmes Stadthaus und ein kurzer Blick auf die Eingangshalle hatte ihr bereits gezeigt, dass es viel prachtvoller war als das Haus, in dem sie aufgewachsen war. »Wer hat es eingerichtet? Doch sicher nicht du.«
    Er musste lächeln. »Meine Schwester Sophia. Ich sagte ihr, dass es nicht nötig sei, doch sie schien davon auszugehen, dass mein Geschmack in solchen Dingen zu wünschen übrig lässt.«
    »Gab es keine Gerüchte, als sie dich hier besuchen kam?«
    »Sie hat immer Sir Ross mitgebracht.« Ein verächtlicher Zug um seinen Mundwinkel verriet, wie wenig er diese Besuche genossen hatte. »Die beiden ließen es sich auch nicht nehmen, Dienstboten für mich anzuheuern, da sie mit meinen Helfern aus der Unterwelt nicht ganz glücklich waren.«
    »Wie viele Dienstboten beschäftigst du denn?«
    »Acht, Mrs. Trench eingeschlossen.«
    »Du hast mich in dem Glauben gelassen, du seist ein Mann, der in beschränkten finanziellen Verhältnissen lebt.«
    »Im Vergleich mit Lord Westcliff tue ich das auch. Aber ich bin in der Lage, dir ein komfortables Leben zu gewähren.«
    »Leben alle Runner derart in Saus und Braus?«
    Ihre Worte brachten ihn zum Lachen. »Manche. Zusätzlich zur Arbeit für die Bow Street übernehmen die meisten noch private Aufträge. Von dem Gehalt zu leben, das die Regierung uns zugesteht, wäre so gut wie unmöglich.«
    »Aufträge wie etwa der von Lord Radnor?« Der bloße Gedanke an ihn ließ Lottie nervös werden. Nun, da sie sich in London und damit in seiner Reichweite befand, kam sie sich wie ein Kaninchen vor, das man aus seinem Versteck gejagt hatte. »Er hat dich gewiss im Voraus für deine Anstrengungen bezahlt, oder? Was wirst du mit dem Geld machen?«
    »Ich werde es ihm zurückgeben.«
    »Und was ist mit meiner Familie?«, flüsterte sie nervös. »Könnte man vielleicht auch etwas für sie tun? Lord Radnor wird seine finanzielle Unterstützung einstellen ...«
    Gentry nickte. »Daran hatte ich bereits gedacht. Selbstverständlich werde ich mich um sie kümmern.«
    Lottie traute ihren Ohren kaum. Es war gewiss keine Kleinigkeit, die gesamte Familie der eigenen Frau zu unterstützen, und dennoch schien Gentry diese Bürde ohne jeglichen Widerwillen auf sich zu nehmen. »Danke«, hauchte sie erleichtert. »Das ist sehr großzügig von dir.«
    »Es fällt mir nicht schwer, großzügig zu sein«, entgegnete er leise, »wenn man mir den richtigen Anreiz dazu gibt.«
    Lottie stand wie angewurzelt, als er nach ihrem Ohrläppchen griff und die Mulde dahinter streichelte. Ihr Gesicht glühte ... solch eine kleine, beinahe harmlose Liebkosung, und doch hatte er eine Stelle gefunden, die so empfindlich war, dass Lottie bei jeder Berührung seiner Fingerspitze der Atem stockte. Da beugte er sich zu ihr herab, um sie zu küssen, doch sie wandte den Kopf zur Seite. Er konnte alles von ihr haben, was er wollte, nur das nicht. Für sie ging die Bedeutung eines Kusses weit über das rein Körperliche hinaus, und diesen Teil ihrer selbst wollte sie ihm nicht preisgeben.
    Stattdessen berührte sein Mund ihre Wange, und sie konnte spüren, wie sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen. Wieder einmal schien er erschreckenderweise ihre Gedanken lesen zu können: »Was kann ich tun, um mir einen Kuss von dir zu verdienen?«
    »Nichts.«
    Sein Mund glitt sanft über ihren Wangenknochen. »Das wird sich noch heraussteilen.«
    Für die meisten Menschen war das schmuddelige, heruntergekommene Revier in der Bow Street, in dem es nach Schweiß, Möbelpolitur und Amtsbüchern roch, kein einladender Ort. Doch die letzten drei Jahre war Nick jeder Millimeter des Reviers so vertraut geworden, dass die Räumlichkeiten sich für ihn wie ein Zuhause anfühlten. Ein außenstehender Betrachter würde niemals darauf kommen, dass

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