Im Zauber des Highlanders
dass in diesem Haus alles echt war.
Warum sollte die Einrichtung in diesem Schloss nicht aus früheren Jahrhunderten stammen? Die Bewohner taten es ja auch.
Nachdem er sie in eine Bibliothek dirigiert hatte, setzte er sie in einen Sessel und lief los, um »den Rest des Clans und deinen Mann« zu holen. »Mein Bruder und unsere Frauen gesellen sich gleich zu dir.«
Als sie allein war, schaute sie sich fasziniert um.
Die Bibliothek war wunderschön, sehr groß und trotzdem ein gemütlicher, einladender Raum, in den man sich gerne zurückzog und der Jessi an die schlichte, makellose Eleganz von Professor Keenes Büro erinnerte.
Große Erkerfenster mit Samtvorhängen boten Ausblick auf einen gepflegten Park. Bücherregale aus Kirschholz waren in die vertäfelten Wände eingelassen. An einer Wand befand sich ein riesiger altrosafarbener Stein-und Marmorkamin mit einem reich verzierten Sims. Überall standen behagliche Brokatsessel und Ottomanen in einzelnen Grüppchen zusammen neben kunstvoll geschnitzten Beistelltischen mit Lederplatten. Die Kassettendecke war mit Einlegearbeiten versehen.
Nach allem, was sie bisher gesehen hatte, war das ganze Schloss der Traum eines jeden Historikers, buchstäblich mit Antiquitäten und Relikten voll gestopft, und die Bibliothek war da keine Ausnahme.
Jahrhundertealte Tapisserien hingen an den Wänden. Der Raum wurde von edlen - und ganz bestimmt echten - Tiffany-Lampen, die ein bernsteinfarbenes Licht verbreiteten, erhellt. Die meisten Bücher in den Regalen waren in Leder gebunden, und einige schienen sehr alt zu sein, denn sie lagen auf der Seite, damit die Rücken nicht litten. Ein massiver Schreibtisch, dessen Platte schimmernde, eingelegte keltische Knotenmuster zierten, und ein hochlehniger Lederstuhl standen in einer Ecke des Zimmers. Bibliothekstische befanden sich zwischen angestrahlten Porträts von Keltar-Ahnen. Antike Teppiche gaben dem Raum Wärme, genau wie die Schaffelle. Eine schöne, geschnitzte Leiter konnte auf gepolsterten Rollen an den Regalen entlanggeschoben werden.
Jessi ging gerade auf diese Leiter zu, um sie zu einem Stapel von Schriften zu schieben, die ihr besonders interessant vorkamen, als zwei hübsche blonde Frauen hereinstürmten, gefolgt von einem Mann, den Jessi im ersten Moment für Dageus hielt.
»Willkommen auf Schloss Keltar«, sagte eine der Frauen außer Atem. »Ich bin Gwen, und das ist mein Mann Drustan. Dies ist Dageus' Frau Chloe.«
»Hi«, antwortete Jessi zaghaft. »Ich heiße Jessica St. James.«
»Das wissen wir bereits. Dageus hat es uns gesagt«, erwiderte Gwen. »Wir können es kaum erwarten, Ihre Geschichte zu hören. Sie können gleich damit anfangen, wenn Sie wollen«, sagte sie strahlend. »Wir sind schon den ganzen Tag sehr gespannt.«
Dageus kam mit dem Spiegel herein.
Eigentlich hätte Jessi erwartet, dass wütende Flüche seine Ankunft begleiten würden, und sie war einigermaßen überrascht über das Schweigen des Spiegels.
Dageus durchquerte den Raum und lehnte den Spiegel an ein Bücherregal in der Nähe der Sitzgruppe, bei der sich die MacKeltars versammelt hatten.
Jessi warf einen Blick hinein. Das Glas war silbern, von Cian keine Spur. Sie streckte instinktiv die Hand aus. Im selben Moment erhob sich Cians Hand in dem silbrigen Schleier, dann trat er vor und wurde sichtbar.
Jessi hörte, wie die Frauen hinter ihr nach Luft schnappten.
»Da ist er ja!«, rief eine der Frauen. »Er hat sich nicht nur geweigert, auch nur eine unserer Fragen zu beantwor ten, er wollte sich auch nicht zeigen, bevor Sie hier sind.«
Die Welt um Jessi versank im Nichts, ihr Blick war nur auf Cian gerichtet. Der Ausdruck in seinen Augen war ernst.
»O Jessica!«, sagte er mit seiner tiefen, rauen Stimme. Dann schwieg er einen Moment und sah sie nur an. »Ich bin kein richtiger Mann, wenn ich nicht einmal meine Frau beschützen kann. Der verdammte Spiegel hat mich zurückgerufen, und ich konnte dich nicht mehr erreichen.«
Meine Frau, hatte er sie genannt. Sie sah es in seinen Augen, hörte es in seiner Stimme - dieser Tag war die Hölle für ihn gewesen. Das tat ihr leid, gleichzeitig freute sie sich. Sie war froh, dass sie nicht die Einzige war, die halb verrückt vor Sorge gewesen war. Das bedeutete, dass er ihr ebenso starke Gefühle entgegenbrachte wie sie ihm. »O doch, das bist du«, widersprach sie ihm heftig. »Du bist mehr Mann als jeder andere, den ich kenne. Du bist mehr Mann, als jeder andere auch nur hoffen
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