Im Zauber des Highlanders
im Laufe der Jahrhunderte in Lucans Arbeitszimmer gelegen hatten, und gelegentlich konnte er seit einigen Jahren sogar etwas fernsehen. In all der Zeit hatte sich die Gegenwart jenseits der Fenster von hügeligen Wiesen zu einer Kleinstadt und schließlich zu einer weltoffenen, geschäftigen Hauptstadt verwandelt.
London war ganz ähnlich wie dieses »Chicago«, in dem er am gestrigen Abend herumgeschlendert war. Er war frei, lieber Himmel, endlich wieder frei, zumindest für eine gewisse Zeit. Er hatte gefühlt, wie er das Gras unter seinen Stiefeln zerdrückte, und den Wind im Gesicht gespürt.
Es hatte Tage in seinem Gefängnis gegeben, an denen er sich freiwillig den rechten Arm abgeschnitten hätte, wenn er nur ein einziges Mal den Duft eines Torffeuers, auf dem Heidekraut lag, oder die salzige Luft an der wilden schottischen Küste hätte einatmen können. Wie sehr hatte er sich danach gesehnt, auf dem Gipfel eines Berges zu liegen, dem Himmel so nahe zu sein, wie es in den Highlands nur möglich war, und zu beobachten, wie der Sonnenuntergang erst glühende Streifen ans Firmament malte, es dann in Violett und Rot tauchte, ehe es samtschwarz wurde und die Sterne wie Diamanten zu funkeln begannen. Er hatte sein geliebtes Schottland elfhundertunddreiundreißig Jahre nicht gesehen. Es war die Hölle für einen Highlander, im Exil zu leben.
Obwohl Lucan ihm hin und wieder seine Freiheit als Lohn für seine Hilfe bei einem besonders schwierigen Zauber oder einer finsteren Tat gegeben hatte, war der Bastard gerissen genug gewesen, sich nur auf durch Zaubersprüche geschütztem Boden zu bewegen, so dass Cian ihm nichts anhaben konnte. Zum letzten Mal hatte Cian sein" Gefängnis vor mehr als hundertzwanzig Jahren verlassen, und die Zeit in Freiheit war immer qualvoll kurz gewesen. Die Magie des Dunklen Spiegels hatte ihn jedes Mal trotz seines Widerstandes zurückgezwungen. Gleichgültig wie weit er auch floh und welche Druiden-Zauber er um sich spann, nach einer gewissen Zeit fand er sich von einem Moment zum anderen in seinem Kerker wieder. Die Zeitspannen waren nie gleich - einmal war es ein ganzer Tag, ein anderes Mal nur eine Stunde.
Es hatte ihn letzte Nacht einige Zeit gekostet, Roman aufzuspüren. Und aus Furcht, der Spiegel könnte ihn zu sich rufen, bevor er diese eine Mission erfüllen konnte, hatte er sich nur darauf konzentriert. Er zweifelte nicht daran, dass Lucan bald einen anderen seiner Handlanger schicken würde. Und danach wieder einen anderen und noch einen, ad infinitum, bis der Spiegel wieder in Lucans Besitz war und alle Spuren jener, die auch nur einen Blick darauf geworfen hatten, verwischt waren.
Männer ihres Schlages - Männer der weißen und der schwarzen Magie, die draiodheacht anwandten - wollten Dinge wie die Dunklen Heiligtümer vor der Welt verbergen: Cian wurde von der Einsicht getrieben, dass sich Normalsterbliche nicht mit dem Wissen um derlei machtvolle Zauber belasten sollten; Lucans Bestreben war es, den vielen anderen Zauberern da draußen, die sich meistens sorgsam aus dem Weg gingen, keine Gelegenheit zu geben, die gefährlichen Dunklen Heiligtümer zu stehlen. Wenn sie erfahren würden, dass er sie besaß, würden sie vor nichts zurückschrecken. Auch wenn die meisten Menschen vom Gegenteil überzeugt waren, erlebten Zauberer und Hexen in dieser Welt eine Blütezeit.
Ein Keltar-Druide würde die Menschen, die mit dem Spiegel oder einem anderen der Heiligtümer in Berührung gekommen waren, mit einem harmlosen Zauberspruch belegen, der, wenn er gewissenhaft und richtig angewandt wurde, verbotenes Wissen aus ihrem Gedächtnis löschen würde. Doch Lucan konnte sich damit nicht zufrieden geben. Es war einfacher zu morden: minimale Anstrengung, maximaler Gewinn und noch dazu ein großes Vergnügen. Lucan genoss die Macht über Leben und Tod. Das war immer schon so gewesen.
Cian lächelte bitter. Jeder, der sich Lucan in den Weg stellte, war dem Tode geweiht, und diese Frau war ihm sicher ein Dorn im Auge. Sie schwebte in tödlicher Gefahr, selbst wenn sie nichts davon ahnte.
Seine Gedanken wurden sanfter und zugleich grimmiger, als sie sich mit dem Mädchen beschäftigten. Sie war temperamentvoll, entschlossen, mutig - eine erstaunliche Frau mit kurzen, glänzend schwarzen Locken, die ein herzförmiges, zartes Gesicht umrahmten. Sie hatte die vollkommensten Brüste, die er jemals gesehen hatte, und ein herrliches Hinterteil. Er hatte jede Einzelheit ihrer Kurven
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