Im Zauber des Highlanders
unser Festhalten an den Eiden zu verstärken - hat sich aus unstillbarem Machthunger mit den Dunklen Kräften eingelassen.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Zynismus lag in Dageus' Lächeln. »Ich möchte nicht wissen, was unsere Nachkommen in tausend Jahren von mir sagen.« Er deutete auf den Lederfolianten. »Das ist eines von Cian MacKeltars Tagebüchern.«
Drustan, der sich gerade setzen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. Die silbern glitzernden Augen des einen Bruders sahen in die goldenen des anderen. Langsam ließ sich Drustan nieder. »Tatsächlich?«
»Ja, obwohl viele Seiten herausgerissen wurden, sind dies die Notizen eines Cian MacKeltar aus dem neunten Jahrhundert.«
»Ist das das Tagebuch, das Da in der geheimen unterirdischen Kammer gefunden hat, als du mit Chloe durch die Steine ins sechzehnte Jahrhundert zurückgegangen bist?«
Die unterirdische Bibliothek war eine lange, schmale Höhle, die aus dem Felsen unter dem alten Schloss gehauen war, und dort waren die meisten der Keltar-Schriften und -Schätze versteckt, auch der goldene Pakt, den die Tuatha De Danaan mit den Menschen geschlossen hatten. Der Zugang war hinter einem Kamin verborgen und vor mehr als tausend Jahren versiegelt worden.
Im Laufe der Zeit war die Kammer vollkommen in Vergessenheit geraten. Man erzählte sich zwar irgendwelche Geschichten über die umfangreiche Sammlung von Schriften und Relikten, die angeblich im Besitz der Keltar gewesen waren, aber nur wenige hatten daran geglaubt, und kaum jemand hatte noch danach gesucht. Diejenigen, die doch Nachforschungen angestellt hatten, waren erfolglos geblieben. Die Haushälterin im Schloss - Neil, die später Silvan, den Vater der Zwillingsbrüder, geheiratet hatte und ihre Stiefmutter wurde - hatte unbeabsichtigt beim Staubwischen den Mechanismus ausgelöst und so die Tür geöffnet. Anfangs verlor Neil kein Wort über ihre Entdeckung, weil sie dachte, Silvan wüsste von der geheimen Kammer und würde sich aufregen, weil sie hinter eines der Geheimnisse seines Clans gekommen war. Vermutlich hätte sie die alte Bibliothek nie erwähnt, wenn Dageus nicht in entsetzlicher Gefahr gewesen wäre.
Ihr Da hatte die Kammer im sechzehnten Jahrhundert kurz geöffnet, sie jedoch erneut versiegelt und gehofft, dass sich der Lauf der Ereignisse, die bereits zwischen dem sechzehnten und dem einundzwanzigsten Jahrhundert stattgefunden hatten, nicht veränderte. Erst kürzlich hatte Drustan entschieden, die geheime Bibliothek für kü nftige Keltar-Generatio nen zugänglich zu machen. Seither hatte Dageus viele der alten Schriften übersetzt und Abschriften von den bereits vergilbten, brüchig gewordenen Dokumenten gemacht und dabei mehr über ihre uralten Wohltäter gelernt. Und jetzt auch über einen ihrer Ahnen.
»Nein. In dem Buch befanden sich lediglich Aufzeichnungen über jüngere Ereignisse: Heiraten, Geburten, Todesfälle. Dieses Tagebuch jedoch berichtet über Cians Studium der Druidenkunst - der größte Teil des Textes ist in Geheimschrift. Das Buch war unter einer zerbrochenen Steinplatte versteckt, über die Chloe gestolpert ist. Sie vermutet, dass es in der Kammer noch mehrere geheime Plätze gibt.«
Dageus' Frau Chloe, eine leidenschaftliche Historikerin, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Sachen, die sich in der Bibliothek befanden, systematisch zu katalogisieren, und da es Dageus nicht aushielt, wenn er über längere Zeit von seiner hübschen schwangeren Frau getrennt war, verbrachte er auch viel Zeit in der staubigen unterirdischen Kammer.
Er lächelte. Besser mit seiner geliebten Chloe in einer feuchten Kammer als ein sonniger Tag in den Highlands ohne sie. Ach, korrigierte er sich rasch, besser die Hölle mit Chloe als der Himmel ohne sie. So groß war seine Liebe zu der Frau, die er in seinen finstersten Stunden gefangen genommen hatte und die ihm trotz seiner Untaten und der Dämonen, von denen er besessen gewesen war, ihr Herz geschenkt hatte
»Also, was erzählt uns das Tagebuch über unseren Ahnherrn?« Mit dieser Frage riss Drustan seinen Bruder aus seinen Gedanken.
Dageus schnaubte verärgert. Er hatte sich viel mehr von den Aufzeichnungen versprochen und sich vorgenommen, die Kammer gründlich zu durchsuchen; vielleicht fand er mehr über den berüchtigten Keltar heraus. Er glaubte, dass man die Vergangenheit verstehen musste, um eine goldene Zukunft schaffen zu können - diejenigen, die die Vergangenheit vergaßen, waren seiner Meinung
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