Im Zauber des Highlanders
Highland-Magie um sie gesponnen, so gut er konnte. Die unerfreulicheren Erinnerungen ließ er weg. Er sprach nicht davon, dass er bereits im zarten Alter von zehn Jahren Schlachten geführt, Allianzen geschlossen und Männer in den Tod geschickt hatte, die einst die besten Freunde seines Vaters gewesen waren und ihn wie einen Sohn behandelt hatten.
Ein Junge, der in den Highlands als Laird auf die Welt kam, wurde schnell erwachsen. Wenn nicht, verlor er seinen Clan oder gar sein Leben. Und Cian war ein Junge gewesen, der sich weder mit Verlusten noch mit dem Tod so ohne weiteres abfand.
Er erzählte Jessica nur von sonnigen Sommertagen und der Heide, von dem erfrischend kalten Wasser eines Sees an einem heißen Tag, von seinen sieben hübschen, fröhlichen Schwestern und ihrer unablässigen Suche nach Ehemännern, die ihr kleiner Bruder billigte.
Zumindest verschwand der panische Ausdruck aus Jessicas Augen. Sie war ziemlich hart im Nehmen und ganz bestimmt keine oberflächliche Gans. In der Tat, seine Wertschätzung stieg von Stunde zu Stunde.
Sie war eine faszinierende Frau.
Und sie ist nicht für dich bestimmt, ermahnte ihn die Stimme der Moral und Menschlichkeit.
Nein, im Grunde dürfte er sie nicht anrühren, gestand er sich im Stillen ein, doch zum Glück meldeten sich solche Bedenken nur zaghaft und wurden nicht zum zwingenden Argument.
Denn er würde sie nehmen. Trotz der schwachen Proteste seines Ehrgefühls würde er sie verführen, sobald sie in Sicherheit waren. Schon in der Nacht, in der sie hinter ihm gestanden und seinen Rücken liebkost hatte, war ihm klar gewesen, dass er sie zu seiner Frau machen würde. Zum Teufel mit den Konsequenzen.
Warum nicht? Er selbst hatte ohnehin nichts zu verlieren.
Bevor er die tote Frau losgeworden war, hatte er ihre Taschen gründlich durchsucht und alle möglichen Waffen bei ihr gefunden: ein Messer und zwei Revolver, die jetzt in Cians Stiefeln steckten.
Die Frau hatte nicht beabsichtigt, Jessica zu töten. Wäre es so gewesen, dann hätte sie einen der Revolver benutzt. Cian wusste viel über moderne Waffen; sie faszinierten ihn. Schon lange hatte er sich sehnlichst gewünscht, so etwas mal in der Hand zu halten und auszuprobieren. Der Krieger in ihm würde nie seine Liebe für eine gute Schlacht und edle Waffen verlieren.
Nein, die Meuchelmörderin wollte seine Frau nur überwältigen, nicht umbringen. Deshalb die Spritze, nicht eine Klinge oder eine Kugel.
Diese Erkenntnis brachte eine neue Welle von Hass auf seinen langjährigen Kerkermeister mit sich. Lucan hatte irgendwie von Jessica St. James erfahren und wollte sie lebend in seine Gewalt bringen. Von Zeit zu Zeit hatte sich Lucan vor dem Spiegel mit einer Frau vergnügt, ohne sich darum zu scheren, was Cian sah oder hörte. Die Frauen überlebten ohnehin nicht und konnten demzufolge nie etwas erzählen. Lucan liebte es, Dinge zu zerstören. Das war immer schon so gewesen. Je widerstandsfähiger das war, was er zerbrechen wollte, umso mehr genoss er es.
Aber das waren finstere Gedanken. Gedanken aus einer Zeit, die nie wiederkehren würde, denn Cian ließ sich nie mehr von Lucan Trevayne vereinnahmen oder zwingen, an der Wand im Haus dieses Bastards zu hängen und zuzusehen, wie er eine unschuldige Frau mit Gewalt nahm und umbrachte.
Egal, welchen Preis er für die Rache, für die Freiheit zahlen musste - damit hatte er sich bereits vor langer Zeit abgefunden.
»Willst du nicht wissen, was ich getan habe?«, fragte Jessi.
»Doch, natürlich.« Er schaute sie von der Seite an. Sie knabberte an ihrer Unterlippe, und Cian hatte sofort eine Erektion bei der Vorstellung, dass ihr üppiger Mund an ihm knabberte.
»Ich habe eine Kreditkarte benutzt.« Sie schien sich selbst zu verfluchen. »Ich weiß aus Romanen und Filmen, dass die bösen Jungs die Guten aufspüren, indem sie die Konten beobachten und herausfinden, wann und wo mit Kreditkarte bezahlt oder Geld am Automaten abgehoben wurde. Ich hab das immer für übertrieben gehalten und gedacht, das würden sie in Filmen nur erfinden, um die Spannung aufrechtzuhalten. Dass es in Wirklichkeit Tage oder eine Woche dauern würde, bis man eine solche Spur verfolgen kann.« Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Ich meine - wie gute Verbindungen muss dieser Lucan haben, wenn er nach nur wenigen Stunden herausfindet, dass ich meine Kreditkarte benutzt habe?«
Cian verdrängte entschlossen alle lustvollen Gedanken. Er musste all diese Dinge verstehen lernen -
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