Im Zauber des Highlanders
Cian. Ich glaube, deshalb fühle ich mich so zur Vergangenheit hingezogen. Ich bin ein altmodisches Mädchen. Meine Mutter hatte bereits vier Ehemänner und hält bereits nach dem nächsten Ausschau.«
»Sind sie gestorben?«, wollte Cian wissen. Er fragte sich, ob sie ahnte, was sie mit ihm machte, wenn sie so vor ihm saß, das Plaid über den Schultern, ihre zarten Hände mit den Handflächen nach oben ruhig auf dem Schoß. Die jadegrünen Augen blickten sehr nachdenklich.
»Nein«, erwiderte sie und schüttelte bedächtig den Kopf. »Meine Mutter und diese Männer scheinen einfach nur zu dem Schluss zu kommen, dass sie sich nicht mehr lieben. Falls sie es überhaupt jemals getan haben. Gewöhnlich verlässt sie die Männer.«
»Und die Männer lassen das zu?« Wäre die Mutter der Tochter irgendwie ähnlich, dann wäre es undenkbar, dass ein Ehemann nicht alles, was in seiner Macht stand, unternahm, um sie glücklich zu machen und ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Cian würde die modernen Ehen niemals verstehen. Eine Scheidung überstieg sein Vorstellungsvermögen. Auch wenn es manchmal nicht so schien, aber ein Keltar-Druide lebte für seine Ehegelübde und den Tag, an dem er sie aussprechen konnte.
Für ihn würde dieser Tag nie kommen - genauso wenig wie viele andere Tage. Zu vieles war schiefgelaufen.
»Ich verstehe das nicht, Jessica. Liebe, die man einmal schenkt, besteht für immer. Sie kann doch nicht einfach verschwinden. Lieben diese Männer, die sie heiratet, deine Mutter denn nicht?«
Sie zuckte ratlos mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich frage mich manchmal, ob die Menschen überhaupt noch wissen, was Liebe ist. Manchmal, wenn ich beobachte, wie meine Freundinnen ihre Geliebten so unbekümmert wechseln wie ein Paar Schuhe, denke ich, dass es einfach zu viele Menschen auf dieser Erde gibt. All der technologische Fortschritt macht das Leben so einfach, dass unsere grundlegenden Werte verloren gehen. Es ist fast, als wären Ehepartner heutzutage so etwas wie Gebrauchsgegenstände: Wegwerlware, die ständig wieder auf den Markt zurückgeworfen wird, und alle versuchen um den Preis zu feilschen, als ob Liebe verhandelbar wäre.« Sie verdrehte die Augen. »Nein, das ist nichts für mich. Ich werde nur einen Ehemann haben, einmal heiraten. Wenn man weiß, dass es fürs Leben ist, dann überlegt man es sich genauer, geht die Sache langsamer an und trifft eine gute Wahl.«
Als sie in nachdenkliches Schweigen verfiel, lächelte Cian bitter und grübelte über die Launen des Schicksals nach. Jessica St. James war stark, leidenschaftlich, aufrichtig, humorvoll, temperamentvoll und ungeheuer sexy.
Sie passte perfekt zu ihm - bis hin zu ihrer Immunität gegen seine Versuche, in sie hineinzuhorchen. Sie allein widersetzte sich seiner Magie, diesem großen Talent, das ihm so oft das Leben leicht gemacht hatte. Zu leicht. Gefährlich leicht.
Diese Frau war wie geschaffen für einen Mann wie ihn.
»Was ist mit dir?«, fragte sie schließlich. »Warst du in deinem Jahrhundert verheiratet?«
Ihm entging nicht, dass ein Schatten in ihre hübschen, funkelnden Augen trat. Ihr behagte der Gedanke, dass er eine Frau geliebt haben und verheiratet gewesen sein könnte, kein bisschen. Diese Erkenntnis linderte den Schmerz in seinem Inneren. Doch Cian wusste, dass dieser Schmerz von Tag zu Tag schlimmer werden würde. »Nein, Mädchen. Ich habe die Frau für mich nicht gefunden, bevor ich in dem Dunklen Spiegel gefangen gesetzt wurde.«
Sie runzelte die Stirn und machte den Eindruck, dass sie dieses Thema weiterverfolgen wollte, aber dann besann sie sich eines anderen. »Gott, es gibt so viele Fragen, die ich dir stellen möchte - irgendwie bin ich bisher nie dazu gekommen! Wie alt bist du überhaupt? Ich meine, ohne die Jahre in dem Spiegel.«
»Dreißig. Und du?«
»Vierundzwanzig.«
»Zu meiner Zeit wärst du ...«
»Ich weiß, ich weiß, ich wäre eine alte Jungfer, richtig?« Sie lachte. »Du und meine Mutter.«
»Nein«, widersprach er, »du wärst nicht unverheiratet. Ob es dir recht wäre oder nicht, du hättest schon deinen dritten oder vierten Mann. Eine solche Schönheit wie du wäre bei den wohlhabendsten Männern im Land begehrt gewesen. Leider sind dies oft auch die ältesten Männer.«
Ihre Augen weiteten sich etwas, und ihre Lippen bewegten sich. »Eine Schönheit wie ...« Sie brach ab und wurde rot. »Danke«, sagte sie leise. Dann bedachte sie ihn mit einem schalkhaften Lächeln.
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