Im Zauber des Highlanders
Nacht, hatte Cian sie beruhigt. Es hatte eine Zeit gegeben, in dem es ihm die größte Freude bereitet hatte, die Wünsche jener, die er liebte, zu erfüllen. Insbesondere die seiner Mutter und seiner Schwestern. Die acht Frauen flatterten wie bunte Schmetterlinge durch sein Leben, versüßten ihm die Tage und machten ihm Lust auf eine eigene Gefährtin.
Doch noch am selben Abend entdeckte er, dass er mit einem anderen Druiden am Tisch saß. Noch nie zuvor war er einem Mann begegnet, der sich in der Kunst der Druiden auskannte, und er war zu neugierig, um den Fremden wegzuschicken. Sein Vater war vor seiner Geburt gestorben, er hatte keine Brüder und noch nie etwas von Seinesgleichen gehört.
Eines führte zum anderen. Stolz und Überheblichkeit hatten dabei keine geringe Rolle gespielt.
Ich kann diesen Zauber ausüben, du auch ?
Ja, aber gelingt dir auch dieser ?
Natürlich. Kannst du die Elemente herbeirufen ?
Ja. Besitzt du die Stimme ? Hast du schon mal etwas von den Unseelie-Heiligtümern gehört ?
Nein, aber ich weiß von den Seelie-Heiligtümern: der Stab, die Münze, das Schwert und der Kelch.
Ah, dann hast du also noch nichts vom weissagenden Spiegel gehört...
Damals hatte Lucan ihn so genannt, den Dunklen
Spiegel. Der walisische Druide hatte seine Fallen gleich am ersten Abend ausgelegt und Cian sehr geschickt geködert. Kannst du dir vorstellen, politische Veränderungen genau vorherzusagen ? Oder zu wissen, welcher Bewerber für den Königsthron sich mit deinem Clan verbünden wird ? Oder wann ein geliebter Mensch eine Tragödie erleidet ? Es heißt, der Spiegel enthüllt die Zukunft in allen Einzelheiten - das ist mehr, als unsere Zaubersprüche jemals erreichen.
Vielleicht hatte Cians Herz bei dem Gedanken, der Spiegel könnte ihm sogar die Ankunft einer Keltar-Gefährtin zeigen, heftiger geschlagen.
Nur weil er an diesem Abend einem Fremden Asyl gewährt und die Warnung seiner Mutter nicht beachtet hatte ... Das Leben entwickelt sein kompliziertes Muster aus den einfachsten Entscheidungen, aus einem einfachen Augenblick.
Alle, die er geliebt hatte, waren seit mehr als tausend Jahren tot.
Lauerte Lucan irgendwo da draußen und zählte wie er die Stunden bis Samhain, bis zu der Nacht der Geisterheimsuchungen, der Prophezeiungen und der Feuer? Obwohl Cian nur von Tagen sprach, wusste er immer haargenau, wie viel Zeit ihm noch blieb.
»Ein wenig mehr als sechzehn Tage, Trevayne«, knurrte er in die kühle Highland-Nacht, »dann wirst du für all das bezahlen, was du mir genommen hast.«
In dreihundertvierundachtzig Stunden und dreiundvierzig Minuten würde er endlich seine Rache haben.
Sein düsterer Blick fiel auf Jessica.
Er hätte nie gedacht, dass die heißersehnte Rache ein zweischneidiges Schwert sein würde.
17
Cian MacKeltar war wie ein Roboter.
Und Jessi gefiel das keineswegs.
Nach den Intimitäten am Flughafen und dem freundlichen Abend zuvor und nach der Nacht, die sie schlafend in seinen Kleidern und seinem männlichen Duft gehüllt verbracht hatte, nach den erotischen Träumen, die das Kamasutra in den Schatten stellten, und nachdem er am Morgen splitterfasernackt mit einer gewaltigen Erektion neben ihr gestanden und sie betrachtet hatte - nun, nach all dem hätte sie zumindest ein paar heiße Küsse erwartet.
Sie hatte nicht mal einen flüchtigen Kuss bekommen.
Keine zweideutige Bemerkung gehört. Nur ein Bist du wach?
Sie blinzelte und war nicht imstande, den Blick von ihm zu wenden. Der Mann hatte die erstaunlichste Ausstattung, die sie jemals zu Gesicht bekommen hatte, und obwohl sie die meisten nackten Männer nur auf Bildern gesehen hatte, betrachtete sie sich als faire Richterin. »Ja, ich bin wach«, stieß sie atemlos hervor. Einige Körperteile mehr als andere.
»Ruf mich heraus.«
Sie gehorchte und befeuchtete mit der Zunge die Lippen. Der knapp zwei Meter große, muskulöse, nackte Highlander trat aus dem Spiegel und streckte die Arme aus ...
Und hob seine Kleider auf. Er zog sich an, um Himmels willen, er versteckte entschlossen seine prachtvolle Nacktheit. Dann packte er den Spiegel, verstaute ihn im Wagen, kam zurück, hob Jessi hoch und setzte sie ans Steuer. Und dabei hauchte er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Als er den Kopf zu ihr senkte, spitzte sie wie eine Närrin die Lippen, in dem Glauben, dass er sie endlich küssen würde. Das alles versetzte sie in richtig schlechte Laune - obwohl die Sonne schien und einen strahlenden
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