Im Zauber des Highlanders
ein einzelner Mensch an einem Tag haben?
»Darauf will ich keine Antwort haben«, fauchte sie mit nach oben gerichtetem Blick. »Das war eine rein rhetorische Frage, keine Aufforderung für Beweise.« Allmählich hegte sie den Verdacht, dass das Universum sie als Zielscheibe für perverse Scherze missbrauchte.
Die ganze Zeit, als sie durch die Straßen getrabt war, hatte sie die aufkommende Panik unterdrückt und sich selbst versichert, dass alles gut würde. Dies war nur ein kleiner Rückschlag, und Cian war früher in sein Verlies zurückgerufen worden, als sie gedacht hatten. Sobald sie das Auto gefunden hatte, würde sie zu ihrem Versteck fahren, und sie konnten den Rest morgen - mit größerem Erfolg - erledigen.
Das hieß nicht, dass sie nicht fuchsteufelswild war, als er von der Bildfläche verschwand. Sie hatte ihr Portemonnaie im Rucksack, den Rucksack jedoch im Auto gelassen, weil sie dachte, dass Cian mit Hilfe der Stimme alles, was sie brauchten, beschaffen würde. Und mit ihren zweiundvierzig Dollar und siebzehn Cents wäre sie ohnehin nicht sehr weit gekommen.
Und als Cian plötzlich weg war, stand sie mit einem vollen Einkaufswagen und knurrendem Magen im Supermarkt und machte sich klar, dass sie all die leckeren Sachen zurücklassen musste, weil sie keinen Cent in der Tasche hatte. Sie konnte sich nicht einmal einen einzigen Schokoriegel kaufen, um fürs Erste über die Runden zu kommen.
Sie war so hungrig, dass sie bereits an Ladendiebstahl gedacht hatte. Nicht ihr Gewissen hielt sie davon ab - Hunger war ein ungeheuer zwingendes Motiv -, sondern die Angst, erwischt zu werden. Was würde dann aus Cian werden?
Mit dieser Hauptsorge im Kopf und einem heftig protestierenden Magen verließ sie den Supermarkt und machte sich auf die Suche.
Nur um eine große leere Parklücke vorzufinden.
Wo w ar er?
Sie hockte sich auf den Bordstein, stützte die Ellbogen auf die Knie und das Kinn auf die Fäuste.
Sie konnte einfach nicht glauben, dass Lucan ihn so schnell aufgespürt hatte.
Wenn ja, wäre sie dann nicht längst tot? Oder zumindest in höchster Gefahr? Sie sah sich wachsam um.
Niemand beobachtete sie oder kam drohend auf sie zu.
Das ließ ihrer Meinung nach nur zwei Möglichkeiten offen: 1. jemand hatte das Auto gestohlen - was eine Katastrophe wäre, denn sie sah keinen Weg, einem Diebstahl nachzugehen; sie konnte ein geklautes SUV wohl kaum bei der Polizei als gestohlen melden, oder? 2. Die Polizei hatte den Wagen sichergestellt, dann wurde Jessi St. James jetzt wegen Autodiebstahls gesucht - dank der Ausweispapiere, die sie in ihrem Rucksack hatte. Außerdem würde man ihr zur Last legen, den Spiegel und all die anderen Dinge, die Cian im Tiedeman's besorgt hatte, gestohlen und womöglich einen Mord begangen zu haben; obwohl sie hoffte, dass das nicht mehr aktuell war, nachdem Cian ihren Namen aus den Computern des Hotels gelöscht hatte. Und obendrein war ihr ein Tod bringender Magier auf der Spur.
In ihrem ganzen Leben war sie noch nie wegen so vieler Dinge gefragt gewesen.
Und keines dieser Dinge war wirklich positiv.
Dageus schnitt eine Grimasse, als er den Spiegel aus dem Wagen hob.
Auch wenn es ihm widerstrebte, ihn anzufassen - hauptsächlich, weil er einen so starken Wunsch danach verspürte -, wollte er ihn ins Schloss bringen, in den am meisten geschützten und bewachten Bereich weit und breit. Dort war er am sichersten, und Dageus hoffte, dass die Schutzzauber die Anziehungskraft, die er auf ihn ausübte, abschwächen würden.
Rund um das Garagengebäude hinter dem Schloss, in dem er den Wagen abstellte, gab es keine Schutzsteine. Es war zu neu, und Dageus hatte den Bau nicht selbst beaufsichtigt. Er beabsichtigte, den Zauber in Kürze auch auf dieses Nebengebäude auszudehnen, da er es auch noch für andere Zwecke nutzen wollte. Er entwickelte nach und nach eine ziemliche Vorliebe für moderne Transportmittel. Sie waren angenehmer zum Intimbereich eines Mannes als ein Pferderücken.
Es tat ihm jetzt schon leid, dass er den Hummer in Inverness stehen gelassen hatte. Der kraftvolle Hl Alpha war das erste Auto, das er sich angeschafft hatte, und es war eine wahrhaft großartige Maschine. Mit diesem Wagen konnte man auch in den Highlands fast überall hinkommen. Dageus hing an ihm wie ein Junge an seinem ersten edlen Hengst, und er betete inständig, dass sein barbarischer Vorfahr ein verant-wortungsbewusster Fahrer war.
»Arroganter Neandertaler«, murrte Dageus, als er
Weitere Kostenlose Bücher