Im Zauber des Mondes
Stallgefährten nach. Aus dem Augenwinkel sah sie Connor auf Fharannain neben sich auftauchen. Seine Augen blitzten durch die Schlitze der Maske, seine Lippen waren fest zusammengepreßt. Sie ritten viel zu schnell, um sprechen zu können, aber sie wußte so genau, als ob er es gesagt hätte, daß er sie eigenhändig erwürgen würde, falls sie diese Katastrophe überlebten.
Seite an Seite rasten sie dahin, nahmen eine Steinmauer in fast perfekter Übereinstimmung. Hinter ihnen dröhnten Pistolen wie zum Applaus. Connors Mund wurde noch schmaler, er zügelte Fharannain, so daß er nur knapp hinter Finnbarr ritt. Plötzlich wurde Caitlyn klar, daß er sich zwischen sie und die Männer hinter ihnen bringen wollte. Ihr Mund wurde trocken. Zum erstenmal verstand sie wirklich in aller Klarheit, daß sie um ihr Leben ritten.
Daß Connor sie mit seinem Körper schützen wollte, gefährdete ihn nur noch mehr, und alles, was sie jetzt noch tun konnte, war zu reiten, wie sie noch nie in ihrem Leben geritten war. Sie verfluchte ihre eigene Dummheit. In der Sicherheit ihres Schlafzimmers hatte sie gedacht, er wolle nur mit ihren Gefühlen spielen, jetzt wußte sie es besser. Ihre Gegenwart heute nacht brachte sein Leben noch mehr in Gefahr.
Die Dragoner feuerten noch eine Salve. Eine Kugel pfiff so dicht an ihrem Ohr vorbei, daß sie erschreckt zusammenzuckte. Connor hinter ihr schrie auf. Sie richtete sich auf und sah sich zu ihm um. Er war über Fharannains Hals zusammengesunken, eine Hand auf seinen Oberschenkel gepreßt. Er war getroffen!
»Connor!« Der Wind riß ihr seinen Namen von den Lippen. Trotz seiner Verletzung war Connor noch bei Bewußtsein. Sie konnte ihm jetzt nicht helfen, sie konnte nur weiterreiten und darum beten, daß er sich im Sattel würde halten können. Fharannain dicht hinter sich, durchquerte sie einen engen Durchlaß und fand sich wieder knapp hinter den anderen. Sie riskierte einen kurzen Blick. Zu ihrer Erleichterung saß Connor aufrecht im Sattel, die Hand auf die Wunde gepreßt. Sie versuchte nicht daran zu denken, daß er verbluten könnte. Ein verzweifeltes Schluchzen konnte sie nicht unterdrücken. Sie trieb Finnbarr an, um Liam einzuholen. Sie mußten Connor in die Mitte nehmen, falls er das Bewußtsein verlieren und aus dem Sattel fallen würde. Allein könnte sie ihm nicht helfen, und die anderen wußten wahrscheinlich noch nicht einmal, daß er getroffen war.
Wieder pfiffen ihr Kugeln um die Ohren. Zu ihrer Überraschung segelte sie plötzlich durch die Luft, als Finnbarr unter ihr zusammenbrach. Sie kam hart auf dem feuchten Torf auf, und sie wußte sofort, was passiert war. Sie hatten ihr Pferd unter ihr weggeschossen, aber glücklicherweise war sie nicht verletzt - noch nicht.
Sie kroch zu Finnbarr und kauerte sich hinter seinem Rücken zusammen, während um sie herum Kugeln den Boden aufrissen. Die Hufe des großen Tiers zuckten noch leicht, aber seine Augen wurden bereits glasig, und sie wußte, er war tot. Aber jetzt war keine Zeit, um zu trauern, auch wenn sie ihr Pferd geliebt hatte. Alle ihre Gedanken richteten sich nur auf ein Ziel: zu überleben. Fharannain war an ihr vorbeigaloppiert, als Finnbarr zusammengebrochen war. Der verwundete Connor konnte sich nicht mehr um sie kümmern. Sie war allein.
In wilder Angst sah sie sich um. Die Dragoner waren nicht mehr weit, sie würden sie bald erreicht haben. Verzweifelt drehte sie sich zu den anderen um - und sah, daß Connor sein Pferd herumgerissen hatte und zu ihr zurückgaloppierte.
Geduckt lief sie ihm entgegen. In einem Bruchteil von Sekunden hatte er sie erreicht. Ohne Fharannain zu zügeln, beugte er sich aus dem Sattel und streckte einen Arm nach ihr aus.
»Halt dich fest!« rief er, und dann donnerte Fharannain an ihr vorbei. Sie wurde gepackt und hing an Connors Arm. Er versuchte, sie hinter sich auf den Sattel zu ziehen. Sie ritten genau auf ihre Verfolger zu, Caitlyn hing an Fharannains Seite. Connors Griff an ihrem Arm war eisern. Seine Verletzung mußte ihn zwar geschwächt haben, aber sie wußte, daß er sie nie loslassen würde. Verzweifelt versuchte sie, ihr Bein über den Pferderücken zu schwingen. Gleichzeitig zog Connor mit fast übermenschlicher Kraft. Dann glitt ihr Bein plötzlich über das Pferd, sie saß auf Fharannain, richtete sich auf und schlang die Arme um Connor. Er löste seinen eisernen Griff, und sie mußte sich mit aller Kraft festhalten, um ihren kostbaren Platz auf Fharannain nicht zu
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