Im Zauber des Mondes
zweifelsohne nach ihm kommen werden. Mögen sie so wie ich von deinem Engelsgesicht getäuscht werden und den Teufel kennenIernen, der sich dahinter verbirgt.«
»Aber Connor, das klingt ja fast wie ein irischer Fluch!« sagte sie amüsiert und hatte das schmerzliche Vergnügen, ihn blaß vor Wut werden zu sehen, ehe er sich abwandte.
38
»Ich habe ein für allemal genug von deinem Geschwätz, also überleg dir gut, was du sagst.« Er funkelte sie einen Moment lang an, schlüpfte in Stiefel und Mantel und deutete dann mit dem Daumen auf sie. »Steh auf und zieh dich an. Du kommst mit mir nach Hause.«
Caitlyn starrte ihn überrascht an. Alles hatte sie erwartet, nur das nicht. Sie hatte vorgehabt, ihn so wütend zu machen, daß er verschwinden und für alle Zeiten die Finger von ihr lassen würde. Nun, wütend war er tatsächlich. Er sah aus, als könnte er die Wände hochgehen, aber er dachte gar nicht daran, sie in Ruhe zu lassen. Ein Blick auf sein dunkles Gesicht genügte. Sie hatte Connor schon öfter so gesehen, und dann bekam er meistens, was er wollte.
»Rede keinen Unsinn. Ich werde nirgendwo hingehen. Obwohl ich wünschte, du würdest gehen und mich nicht wieder belästigen.«
»Oh, ja, ich werde gehen. Aber du kommst mit.«
»Bestimmt nicht! Du kannst mich nicht zwingen!«
»Was für ein Kind du doch bist«, sagte er mitleidig, ging zum Bett und zog sie auf die Füße. Caitlyn entriß ihm ihre Hand und wich zurück, dabei starrte sie ihn wütend an.
»Verdammt, Connor, du kannst hier nicht einfach so hereinplatzen und mich herumkommandieren! Ich gehöre dir nicht. Du hast keinerlei Ansprüche an mich! Ich will nicht mit dir kommen! Ich will dich noch nicht einmal Wiedersehen. Kannst du es nicht in deinen Dickschädel bekommen, daß, was zwischen uns einmal war, vorbei ist?«
»Den Teufel ist es«, entgegnete er unbeeindruckt und kam auf sie zu. Alarmiert von seinem Blick, wich Caitlyn zurück, bis die Wand ein weiteres Zurückweichen unmöglich machte. Knapp eine Handbreit vor ihr blieb er stehen.
»Wirst du dich jetzt anziehen?« fragte er mit drohender Stimme, als er sie gegen die Wand drückte. Seine Augen waren wie zwei Dolche. Caitlyn wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Diesen Connor kannte sie gut, er würde sie mitnehmen, ob sie wollte oder nicht, wenn es sein mußte, mit Gewalt. Oh, und wie sie sich das wünschte! Aber sie durfte es nicht zulassen. Denn sobald Sir Edward entdecken würde, daß
sie verschwunden war, würde er seine Geschichte erzählen. Sie wußte nicht einmal, ob er vorher versuchen würde, sie zu finden.
»Ich werde nichts dergleichen tun«, sagte sie und versuchte, ruhig und entschlossen zu wirken. »Ich werde nirgendwo hingehen. Ich habe jetzt ein neues Leben, und das ist hier. Du machst es sehr schwer für mich, Connor. Bitte, bitte, geh jetzt einfach und laß mich in Ruhe!«
»In tausend Jahren nicht«, sagte er grimmig. Dann wickelte er sie mit einer blitzschnellen Bewegung in seinen Umhang, beugte sich hinunter und legte sie sich über die Schulter. Einen Moment lang hing sie überrascht mit dem Kopf nach unten, während er sich umdrehte und zum Fenster stapfte. Sie versuchte sich zu wehren, sie wand sich und stieß, so gut es ging, mit den Füßen, aber ohne Erfolg. Endlich hatte sie ihre Hände aus dem Umhang befreit, und sie begann ihn mit ihren Fäusten zu bearbeiten.
»Verdammt, Connor d'Arcy, laß mich runter!«
Er ging weiter auf das Fenster zu. Sie schlug ihn mit aller Kraft, aber er zuckte nicht einmal zusammen.
»Laß mich runter, hörst du? Ich bin nicht allein im Haus! Ich werde schreien!«
»Fang an«, sagte er einladend und legte eine Hand auf ihr Hinterteil, um sie besser im Griff zu haben. Den anderen Arm hatte er um ihre Beine geschlungen, damit sie nicht hinunterrutschen würde oder ihn treten konnte, als er mit ihr durchs Fenster stieg. Die eiskalte Nacht traf Caitlyn wie ein Schlag. Es war stockdunkel, ein eisiger Wind wehte, und vereinzelt schwebten dicke Schneeflocken vom Himmel. Der dünne Morgenmantel war schon völlig unzureichend, um sie zu bedecken, an Schutz vor Kälte war gar nicht zu denken.
»Du kannst mich nicht einfach so verschleppen, verdammt! Ich bin noch nicht einmal angezogen!« Trotz ihres wütend gezischten Protests klammerte sie sich mit beiden Händen an seinen Mantel. Wie sie so mit dem Kopf nach unten hing, war der Abstand zur Straße furchteinflößend. Er bewegte sich trotz des leichten Hinkens so
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