Im Zauber des Mondes
wurde, taub, stumm und blind für alles außer Connor und die Gefühle, die er in ihr weckte. Sie fand diesen wundervollen Ort wieder, den er ihr vor so langer Zeit gezeigt hatte, und betrat ihn mit einem tiefen Stöhnen. Die ganze Welt und ihr ganzer Kummer fielen von ihr ab. Sie hörte ihn leise aufschreien, fühlte ihn zittern und langsam erstarren. Dann brach er auf ihr zusammen. Er hielt sie dicht an sich gedrückt, sein Atem warm an ihrem Hals, sein schweißnasser Körper so nahe, als wären sie wirklich eins.
Die Welt kam nur langsam zurück, aber sie kam. Mit ihr kehrte auch das Wissen um das zurück, was sie getan hatte, aber sie versuchte es noch für eine Weile wegzuschieben. Sie streichelte sein dichtes Haar, die warme feuchte Haut seiner Schultern, seinen Rücken.
»Caitlyn.« Sie fühlte, wie er den Kopf hob, und wußte, daß er sie ansah. Sie hielt die Augen fest geschlossen. Sie zu öffnen hieß, der Realität ins Auge zu sehen und zu tun, was sie um seinetwillen tun mußte.
»Sieh mich an, Caitlyn!« Seine Stimme klang ruhig, aber bestimmt. Caitlyn fühlte, wie sich sein Gewicht verlagerte, dann lag er ganz dicht neben ihr ausgestreckt, ein Bein besitzergreifend über ihre Schenkel gelegt. Sie würde es nicht viel länger hinauszögern können, aber sie versuchte es trotzdem. Sanft streichelte er die Wimpern, die so eigensinnig auf den Wangen ruhten.
»Mach die Augen auf, cuilin«, flüsterte er. Dieser gälische Kosename aus seinem Mund war fast ihr Untergang. Mit brennender Deutlichkeit erinnerte sie sich daran, wie er sie das erstemal so genannt hatte. Tränen drohten sie zu überwältigen, und sie konnte sie nur mit großer Mühe zurückhalten. Sie durfte nicht nachgeben, nicht jetzt. Sie mußte ihre Rolle spielen, und zwar gut. Später, wenn er weg war, konnte sie über den Scherben ihres gebrochenen Herzens weinen.
Sie holte tief Luft und öffnete die Augen. Er hatte sich über sie gebeugt, er war so schön und sanft, und sie liebte ihn so sehr . . . Aber sie mußte die Zärtlichkeit in seinem Gesicht, die Zärtlichkeit seiner Berührung zerstören, zu seinem eigenen Besten.
Ein Nerv zuckte an seinem Mundwinkel, als er ihr lang in die Augen sah. »Und jetzt sag mir, daß du mich nicht liebst«, sagte er schließlich. Tief in ihrem Innern fand Caitlyn noch ein letztes Reservoir an Kraft, und das zapfte sie jetzt an. So schaffte sie es, dem Blick seiner Augen mit Spott in den ihren begegnen zu können.
»O Connor, sei doch kein so romantischer Idiot! Das hatte mit Liebe nichts zu tun. Es war lediglich das Bedürfnis einer Frau nach einem Mann. Irgendeinem Mann.« Sie betonte diese letzte Feststellung mit diesem trillernden Lachen. Er starrte sie nur grimmig an.
»Du lügst.«
»Ja? Ich denke, daß dir deine ganzen Eroberungen zu Kopf gestiegen sind. Nicht jede Frau, die mit dir ins Bett geht, stirbt auch gleich vor Liebe zu dir, weißt du.«
Seine Augen wurden eisig. »Du kleines Miststück von einer Hure!«
»Deshalb mußt du nicht gleich beleidigend werden. Schließlich bist du zu deinem Vergnügen gekommen.«
»Genau wie du.« Sein Gesicht war sehr ernst, und Wut glühte in seinen Augen, als er sie musterte. So beiläufig wie möglich zog sie den Morgenmantel unter sich hervor und hüllte sich in die von ihrer Leidenschaft zerknitterte Seide.
»Oh, aye, ich habe gelernt, mein Vergnügen zu finden, wo immer es sich bietet«, sagte sie, beinahe wie eine Katze schnurrend, während alles in ihr sich aufbäumte, weil sie ihm solchen Schmerz zufügen mußte. Seine blaugrünen Augen blitzten plötzlich auf, und sie schrak zurück. Für einen Moment war sie sich sicher gewesen, daß er sie schlagen würde.
»Möge deine Seele in der tiefsten Hölle braten, zusammen mit deinem verdorbenen Körper«, sagte er grollend und stand auf. Als er sich mit wütenden Bewegungen anzog, bemerkte sie, daß er den Ring nicht mehr um den Hals trug. Sie fragte sich, was er wohl damit gemacht hatte, denn irgendwo sah sie den Ring noch immer als den ihren an. Dann lenkte sein nackter Körper sie von allen Gedanken ab, die nicht direkt mit ihm zu tun hatten. Zum erstenmal sah sie die Narbe, die sich fast über den halben Oberschenkel zog, und das Herz tat ihr weh. Die Narbe wirkte im Gegensatz zu soviel männlicher Schönheit obszön. Sie mußte die Augen gewaltsam losreißen, sonst hätte sie die Beherrschung verloren.
»Ich wünsche deinem Liebhaber viel Freude an dir, genau wie allen anderen, die
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