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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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hatte recht: Er mußte sich hinlegen, wenigstens bis sein Kopf wieder etwas klarer war. Dann kam ihm Caitlyn in den Sinn, halb nackt und allein, zu Fuß unterwegs durch London. Die Geschichte würde warten müssen, bis er sie wieder sicher hier bei sich hatte.
    »Später«, sagte er und setzte sich trotz der hämmernden Kopfschmerzen auf. Das Zimmer schien sich um ihn zu drehen. Erstaunt stellte Connor fest, daß Caitlyn ihm einen ganz ordentlichen Schlag verpaßt haben mußte: Ihm wurde schwarz vor Augen. Er murmelte einen Fluch und sank seitlich aufs Bett.
    Als sie schließlich in der Lisle Street ankamen, war es schon später Vormittag. Niemand öffnete auf sein lautes Klopfen hin. Das Vögelchen war ausgeflogen.

40
    Neun Tage später verließ Caitlyn widerwillig Sir Edwards Jagdhaus. Sir Edward und seine Freunde hatten Kent schon vor zwei Tagen verlassen, aber sie hatte eine Krankheit vorgetäuscht, um noch bleiben zu können. Schließlich konnte sie es nicht länger hinauszögern. Sir Edward wollte sich heute abend mit ihr auf einem öffentlichen Ball im Londoner Pantheon zeigen, und es würden auch einige seiner Freunde kommen. Sollte sie nicht fertig sein, wenn seine Kutsche käme, um sie abzuholen, wäre er nicht nur sehr ärgerlich, sondern würde vielleicht sogar Verdacht schöpfen. Es paßte nicht zu ihr, daß sie in einem der Häuser, in die er sie gelegentlich brachte, länger als unbedingt nötig blieb. Normalerweise konnte sie es kaum erwarten, zurück nach London zu kommen, wo sie, wenn sie Glück hatte, Sir Edward nicht öfter als zweimal die Woche zu Gesicht bekäme.
    Als Caitlyn sich für den Ball ankleidete, war sie am Verzweifeln. Jedesmal, wenn sie im Haus ein Geräusch hörte, zuckte sie zusammen. Sie erwartete, Connor jeden Moment in der Tür stehen zu sehen; ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie war mit ihrer Kraft beinahe am Ende. Die Schmerzen von den Schlägen, die sie fast jede Nacht hatte ertragen müssen, da Sir Edward sie dauernd in seiner Nähe gehabt hatte, waren kaum auszuhalten, und sie litt Todesangst. Ihr war immer noch kein Ausweg eingefallen, obwohl sie Tag und Nacht darüber nachgegrübelt hatte, bis ihre Gedanken sich nur noch im Kreis zu drehen schienen. Die Konfrontation würde sich nicht mehr lange aufschieben lassen, und sie wußte nicht, was sie dann tun sollte.
    »Die Kutsche ist da, Miß.« Fromers Klopfen schreckte Caitlyn aus ihren Gedanken auf. Sie hatte Minna gestattet, ihr das Kleid zuzuknöpfen und ihr Haar zu machen, und jetzt trat sie mit der Bürste in der Hand von Caitlyns Stuhl zurück und betrachtete ihr Werk kritisch.
    »Sie werden Sir Edward gefallen, Miß«, sagte sie tonlos. Nun, davon abgesehen, daß Sir Edward ziemlich ärgerlich wurde, wenn sie nicht so strahlend aussah, wie er es von ihr erwartete, wäre es Caitlyn lieber gewesen, sie würde ihm nicht gefallen.
    »Danke, Minna«, sagte sie und stand auf. Auch wenn sie beide wußten, daß es nur eine Farce war, benahmen sie sich so, als wäre Caitlyn wirklich die Herrin und Minna ihr Mädchen.
    »Werden Sie Ihren neuen Umhang tragen, Miß? Es ist ziemlich kalt draußen.« Minna klang so unpersönlich, daß sie genausogut mit einem Möbelstück hätte sprechen können. Während Minna den Umhang holte, betrachtete Caitlyn sich in dem ovalen Spiegel. Die junge Frau, die sie daraus ansah, war groß und sehr schlank, trug ihr schwarzes Haar aufgetürmt, und eine dunkle Locke fiel über ihre weiße Schulter. Das Gesicht war delikat geschminkt, die Augen wie zwei riesige Juwelen, und der rote Mund wurde an einer Seite raffiniert von einem Schönheitspunkt betont. Das atemberaubende Kleid aus smaragdgrüner Seide war großzügig mit schwarzer Spitze besetzt, und der Ausschnitt zeigte mehr, als er verhüllte. Smaragde, in Gold gefaßt, funkelten an Ohren und Hals. Sie sah schön aus, teuer, unerreichbar - und sie war eine Fremde für Caitlyn. Diese junge Frau hatte nichts mit ihr zu tun.
    »Du brauchst nicht auf mich zu warten«, sagte sie, als Minna ihr den luxuriösen Samtumhang um die Schultern legte. Minna nickte, eine Farce, wie alles andere auch. Das Haus in London, prunkvoll eingerichtet, die Kleider, immer nach der neuesten Mode und so geschnitten, daß sie ihre Reize auch wirklich zur Geltung brachten, der Schmuck: alles war pompös und verhieß Reichtum. Hätte sie damals, in den Slums von Dublin, gewußt, daß sie einmal in solchem Luxus leben würde, hätte sie sich für den

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