Im Zauber des Mondes
konnte sie sich wieder ihren eigentlichen Problemen zuwenden: Wie sie Connor dazu bringen würde, wieder aus ihrem Leben zu verschwinden, dieses Mal endgültig.
Einer von Sir Edwards Freunden reichte ihr die Hand zur Quadrille, und sie akzeptierte gern. Der Tanzlehrer, den Sir Edward für sie angestellt hatte, hatte ihr die Schritte eingehämmert, so konnte sie tanzen, ohne darüber nachdenken zu müssen. Ihr Partner hatte nicht soviel Glück. Während er leise die Schritte auszählte, konnten ihre Gedanken ungehindert schweifen, auf der Suche nach einer Lösung.
Ganz egal, welche Geschichte sie ihm erzählen mochte, es war unwahrscheinlich, daß sie ihn so loswerden würde. Sie kannte ihn zu lange und zu gut, um sich dieser Hoffnung auch nur einen Augenblick hinzugeben. Die Versuchung, ihm die Wahrheit zu sagen und ihn um seinen Rat zu bitten, wie man Sir Edward überlisten konnte, wurde immer mächtiger. Vielleicht könnten sie fliehen, zusammen mit Mickeen und seinen Brüdern . . . Nein, das würde nicht funktionieren. Connors Charakter und sein Temperament, dazu noch sein Haß auf Sir Edward, würden das nicht zulassen. Schon zweimal nicht, wenn sie ihm erzählte, wie Sir Edward sie erpreßt und mißbraucht hatte. Als sie sich Connors Reaktion darauf vorstellte, schauderte sie. Die Arme des Mannes, der sie schon näher an sich gezogen hatte, als der Tanz das erforderte, schlossen sich fester um sie.
»Sie sind so wunderschön heute abend, ein funkelndes Juwel. Warum streifen wir beide nicht ein wenig durch die Salons, es gibt ja so viel, was ich Ihnen zeigen möchte!« Der ehrenwerte Sir Winthrop Cunningham kicherte auf diese Bemerkung hin, die er offensichtlich für sehr witzig hielt. Er war nicht mehr ganz nüchtern und nicht gerade sicher auf den Beinen, als er sich mit ihr durch die komplizierten Figuren des Tanzes bewegte. Caitlyn konnte ihren Abscheu kaum verbergen, aber Sir Edward - das wußte sie aus Erfahrung - würde ziemlich wütend sein, wenn sie unfreundlich zu einem seiner Gäste wäre.
Der ehrenwerte Sir Winthrop wagte mehr, als er je gewagt hatte, und legte eine Hand auf ihren Busen. Sir Edward hin oder her, sie trat ihm daraufhin instinktiv gegen das Schienbein. Der Gedanke, daß er sich bei Sir Edward beschweren könnte, ging ihr durch den Kopf. Dann würde sie eben dafür büßen müssen - es war ihr egal. Langsam fühlte sie ihren alten Geist zurückkehren und die verzweifelte Hoffnungslosigkeit des letzten Jahres verdrängen.
»Oh! Au! Warum haben Sie mich getreten?« Der ehrenwerte Sir Winthrop taumelte einen Schritt zurück und wäre beinahe auf sein dick gepolstertes Hinterteil gefallen. Niemand sonst auf der Tanzfläche schien den Zwischenfall bemerkt zu haben. Sie waren alle zu beschäftigt mit ihren eigenen Intrigen und Verwicklungen. Für die Nacht oder länger den Partner zu tauschen war einer der Gründe, warum man das Pantheon besuchte. Hier war der richtige Ort, um entsprechende Kontakte zu knüpfen. Von den drei Paaren, die mit ihnen gegessen hatten, schienen zwei schon für die Nacht getauscht zu haben. Der dritte war der ehrenwerte Sir Winthrop, mit dessen Freundin Suzanne Sir Edward verschwunden war.
»Es tut mir leid, ich muß ausgerutscht sein«, flötete Caitlyn und schenkte ihrem Partner ein gekünsteltes Lächeln. »Das passiert schon mal, wenn Gentlemen ihre Hände wandern lassen.«
»Sie sind mir ein sauberes Früchtchen«, sagte der ehrenwerte Sir Winthrop mit einem Schluckauf und griff nach ihr, um den Tanz fortzusetzen. Der untersetzte Mann stellte wirklich keine Gefahr für sie dar, darum erlaubte Caitlyn ihm, sie zurück in die Quadrille zu ziehen. Manche von Sir Edwards Freunden machten ihr angst, und sie tat ihr möglichstes, um nie mit ihnen allein zu sein. Der ehrenwerte Sir Winthrop allerdings war ein fetter Dummkopf, und sie würde ohne große Schwierigkeiten mit ihm fertig werden.
>>Wo hat Neddie Sie eigentlich entdeckt?« murmelte ihr Partner, als die Bewegungen des Tanzes sie wieder zusammenführten. »Sie sind wirklich außergewöhnlich! Eine unbezahlbare Perle!«
»Das müßt Ihr ihn selbst fragen«, entgegnete Caitlyn. Sie hatte es schmerzlich gelernt, auf solche Fragen keine Auskunft zu geben. Sir Edward hatte seiner Meinung darüber klar und deutlich Ausdruck verliehen, nachdem sie zum erstenmal in der Öffentlichkeit als seine Geliebte aufgetreten war und seiner Ansicht nach zuviel erzählt hatte. Sie vermutete, er hatte Angst, daß trotz
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