Im Zauber des Mondes
auf ihr.
»Ich bleibe«, sagte sie leise.
Er lächelte sie an; seine Augen wurden warm. Ihr Mißtrauen begann zu schwanken; fast hätte sie zurückgelächelt.
»Eine kluge Entscheidung.« Er kam auf sie zu, und instinktiv wich sie zurück. Er zog die Augenbrauen hoch und ging an ihr vorbei zur Tür. Die Hand auf der Klinke, drehte er sich zu ihr um und sagte: »Ich weiß, es fällt dir nicht leicht, Frauenkleider zu tragen, aber es muß sein. Mrs. McFee - ganz zu schweigen von den anderen - wäre entrüstet, wenn du weiter in Männersachen herumlaufen würdest. Also wirst du dich jetzt brav baden und die Sachen anziehen, die Mrs. McFee für dich zusammengesucht hat. Wenn du fertig bist, komm in die Küche. Dem Geruch nach ist das Frühstück fertig. Wenn du erst mal was im Magen hast, können wir weiter überlegen, was wir mit dir anfangen.«
»Ich will keine Frauenkleider tragen!« Caitlyn schlang schützend die Arme um sich. Sie war naß, sie fror, und der Gedanke an trockene Sachen, egal welche, war verlockend.
»Ich weiß. Aber wie ich schon gesagt habe, es ist nötig. Jetzt, wo alle wissen, daß du ein Mädchen bist, wäre es nicht schicklich, in Hosen herumzulaufen.«
Caitlyn schmollte. Connor d'Arcy war es gewohnt zu befehlen, so viel war klar. Nur, er würde sich daran gewöhnen müssen, daß sie sich nicht befehlen ließ.
Er musterte sie nachdenklich. »Es würde mich sehr freuen, dich in Kleidern zu sehen, Kind.« Er lächelte sie charmant an.
Caitlyn schwankte. Wenn er sie so bat. . . Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, ihm zu gefallen. »Nun gut, ich werde es mit den Kleidern versuchen«, sagte sie ungnädig.
»Danke.« Er drehte den Schlüssel herum und öffnete die Tür. Dann schien ihm etwas einzufallen. »Hast du noch einen anderen Namen außer O'Malley?«
»O'Malley genügt«, antwortete sie trotzig. So schnell wollte sie nicht klein beigeben.
Er sah sie ernst an. »Gut, wenn du keinen eigenen Namen hast, werden wir dich Bridget nennen. Ich mochte den Namen schon immer.«
Caitlyn starrte ihm mit gerunzelter Stirn nach, als er zur Tür hinausging. »Caitlyn. So hat mich meine Mutter genannt.«
Er sah über die Schulter, und ein stilles Lachen tanzte in seinen Augen. »Caitlyn«, sagte er, wobei er jeden einzelnen Buchstaben betonte. »Ja, das geht. Komm in die Küche, wenn du dich angezogen hast, Caitlyn.« Damit ließ er sie allein. Caitlyn starrte noch eine Weile auf die geschlossene Tür, ehe sie sich der Badewanne zuwandte.
9
Drei Wochen später schälte sie unter den wachsamen Augen der guten Mrs. McFee Kartoffeln, und sie sah aus wie ihre Miniaturausgabe. Sie trug ein altes Kleid von ihr, notdürftig auf ihre Größe geändert. Die Schürze war so weit, daß sie sie zweimal um ihre schmalen Hüften geschlungen hatte, und das Häubchen rutschte ihr immer wieder in die Stirn, was Caitlyn beinahe zum Wahnsinn trieb. Es war drückend heiß in der Küche, und der Schweiß stand ihr auf Stirn und Oberlippe.
Die einst makellos weiße Schürze wies mittlerweile schon die unterschiedlichsten Flecken auf, aber davon abgesehen war sie sauberer als je zuvor in ihrem Leben. Sie fürchtete schon, daß ihr, wenn sie sich noch einmal schrubbte, die Haut abgehen würde. Mrs. McFee hatte ihr persönlich die Haare gewaschen, und sie hatte kein Geheimnis daraus gemacht, daß sie fürchtete, Läuse zu finden. Sauber war ihr Haar schwarz und seidig. Sie trug es im Nacken zu einem Knoten geschlungen, und darüber die Haube, wie es laut Mrs. McFee schicklich war.
Ungeschickt hantierte sie mit dem Messer, und ihre Hände
waren schon von vielen kleinen Schnitten übersät. Ihr Blut mischte sich mit den Kartoffeln, und auf Tisch und Boden lagen haufenweise Kartoffelschalen. Das Schlimme daran war, daß sie, wenn sie endlich genug Kartoffeln für fünf hungrige Männer (Mickeen aß mit ihnen), sich selbst und Mrs. McFee geschält hatte, das alles hier auch noch aufräumen mußte. Sie war schon erschöpft, wenn sie nur daran dachte.
Caitlyn hatte fast den ganzen Nachmittag in der Küche gearbeitet und mit mäßiger Begeisterung versucht, Kochen zu lernen. Die Wahrheit war, sie war dafür unfähig, wie für alle diese Frauenarbeiten. Sie haßte es, eine Frau zu sein, und alles, was damit zusammenhing.
»Fertig«, verkündete sie schließlich seufzend. Mrs. McFee sah stirnrunzelnd von dem Teig auf, den sie gerade knetete.
»Aye, und es sieht so aus, als läge mehr auf dem Boden, als du im Topf hast. Nun
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