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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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ins Zimmer. Dieses Mal gab es kein Entkommen. Aggressiv sah sie sich um. Dann packte sie die Waschschüssel und warf sie mit aller Kraft an die Wand. Sie zersplitterte in tausend Teile, und Caitlyn fühlte sich sofort besser. Gerade hatte sie den Nachttopf gepackt, um ihm dasselbe Schicksal angedeihen zu lassen, als sie den Schlüssel im Schloß hörte. Connor stand in der Tür. Sie warf mit dem Nachttopf nach ihm, aber er wich aus, und sie streifte ihn nur an der Schulter. Dann war er auch schon über ihr und schüttelte sie heftig.
    »Bei Gott, ich habe genug von deinen Wutanfällen! Wenn du in diesem Haus auch nur noch ein Stück zerbrichst, versohle ich dir den Hintern, daß du drei Tage nicht mehr sitzen kannst, verstanden?« Seine Wut war furchteinflößend, und sogar Caitlyn bekam Angst.
    »Aye, ich habe verstanden.«
    »Da du dich nicht baden willst, werde ich dir dabei helfen. Du wirst lernen, daß ich hier der Herr bin!« Er schüttelte sie immer noch. Sie schrie auf, als er ihr Hemd am Kragen packte und kräftig anzog. Das dünne Material riß bis zur Hüfte. Plötzlich hörte er auf, sie zu schütteln, und seine Augen wurden weit mit dem Schock der Erkenntnis. Caitlyn blickte an sich herab auf ihre kleinen, aber unmißverständlich weiblichen Brüste. Für einen Moment herrschte Schweigen, dann begann sie zum erstenmal seit Jahren zu weinen.

8
    »Oje, jetzt wein doch nicht! Es tut mir leid, daß ich das getan habe. Ich dachte, du wärst noch ein kleines Mädchen, aber ganz so klein bist du doch nicht mehr.«
    Der Damm war gebrochen. Caitlyn legte die Hände vors Gesicht und weinte wie seit dem Armenbegräbnis ihrer Mutter nicht mehr. Für ein Kind ohne Eltern war die Welt grausam und hart Tränen hatten da keinen Platz. Aber die Aufregungen der letzten Tage und ihre Angst vor diesem Mann und seinen Plänen hatten ihre Entschlossenheit an ihren Emotionen zerbrechen lassen. Und jetzt konnte sie nicht mehr aufhören zu weinen, auch wenn sie sich dafür haßte.
    »Ganz ruhig, Kleine, kein Grund zu weinen. Niemand hier wird dir etwas tun.« Sie weinte heftiger. Sie spürte seine Hand federleicht an ihrer rechten Brust und sprang zurück.
    »Wenn du mich anrührst, bring ich dich um!« zischte sie ihm zwischen zwei Schluchzern zu.
    »Ich wollte dich nur wieder bedecken, das ist alles. Du hast wirklich nichts zu fürchten.« Sein Ton war sanft, als er auf ihre Brust deutete. Erst da merkte sie, daß sie immer noch entblößt war. Schnell zog sie ihr Hemd zusammen und fühlte, wie eine ungewohnte Hitze in ihr aufstieg, als sie an seine Augen auf ihrem Körper dachte. Wie sie so dastand, klein, hilflos und trotzig, mit dicken Tränen, die an ihren Wimpern zitterten und durch den Schmutz auf ihren Wangen rollten, das war bei allem Jammer auch ein bißchen komisch.
    »Vertrau mir, Kind, ich will dir nichts Böses. Weder meine Brüder noch ich würden einem kleinen, hilflosen Mädchen etwas tun.« Er verschränkte die Arme und musterte sie.
    »Ich bin nicht klein und hilflos«, sagte sie trotzig. Als ihr klar wurde, daß er ihr das jetzt kaum mehr glauben würde, begannen die Tränen wieder zu laufen. Sie konnte ihr Hemd nicht loslassen und sie abwischen, also rollten sie wie Regentropfen über das Gesicht. Ihr Mund zitterte, und ihre Nase wurde langsam rot.
    »Heiliger Himmel«, sagte er leise. Dann nahm er sie in die Arme und hob sie hoch, als hätte sie überhaupt kein Gewicht. Sie schrie auf und versuchte sich zu wehren, aber er drückte sie ohne große Mühe fest an sich. »Ist schon gut, Kleine, ich tu' dir nichts.«
    »Laß mich runter, verdammt! Laß mich runter!« Sie erstickte fast an ihrem Schluchzen, trotzdem versuchte sie sich zu wehren. Er beachtete es gar nicht, sondern ließ sich mit ihr in einen großen Sessel fallen.
    »Wein dich aus, Kind. Ich glaube, du hast es nötig.« Sie wehrte sich ungestüm, aber er hielt sie so, daß sie ihm nichts tun konnte. Nach einer Weile gab sie auf. Ehe sie sich dessen bewußt wurde, lag sie zusammengekuschelt an seiner Brust und weinte. »So ist es gut. Wein dich aus, Mädchen.« Jetzt, da sie sich nicht mehr wehrte, hielt er sie nur noch sanft in seinen Armen und streichelte beruhigend ihr Haar und ihren Rücken. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte niemand mehr sie in den Arm genommen, wenn sie schluchzte und schniefte, und sie genoß den seltenen Luxus. Von seiner Zartheit ermutigt, weinte sie die ganze Verzweiflung und Einsamkeit der letzten Jahre aus sich heraus.

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