Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
Vom Netzwerk:
An seine Schulter gedrückt, weinte sie, bis keine Tränen mehr kamen. Langsam wurde sie ruhiger, ab und zu schniefte sie noch wie ein unglückliches kleines Kind, und ohne daß sie es merkte, hatte sie ihre Finger in die nasse Vorderseite seines Hemds gekrallt.
    Leise und sanft sagte er zu ihr: »Siehst du, ich habe dir nichts getan, und das werde ich auch nicht. Du hast keinen Grund, irgend jemanden auf Donoughmore zu fürchten.«
    Sie richtete sich auf. Jetzt, da die Tränen versiegt waren, kehrte ihre Vorsicht zurück. Ihre Augen flogen zu seinem Gesicht, große blaue Teiche in ihrem von Tränen gezeichneten Antlitz. Ihr Mund zitterte. Plötzlich erinnerte sie sich an ihr zerrissenes Hemd; sie sah an sich hinunter und stellte fest, daß es schon wieder weit aufklaffte. In ihrem aufgelösten Zustand hatte sie das ganz vergessen. Schnell zog sie ihr Hemd zusammen und sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick und lächelte beruhigend. Aber sie war nicht beruhigt. Jetzt, da er sie nicht mehr festhielt, gab es für sie keinen Grund mehr, so nahe bei ihm zu bleiben. Schnell krabbelte sie von seinem Schoß, fuhr herum und starrte ihn an. Entspannt saß er in seinem Sessel, und er sah sehr stark und beruhigend aus. Ihr Blick wanderte zu seinem Schoß, wo sie gesessen war und sich an ihn gedrückt hatte. Sie wurde rot, und um das wettzumachen, funkelte sie ihn an. Wie ein Mann mit einem verängstigten Tier blieb er ganz ruhig sitzen, bemüht, keine plötzliche Bewegung zu machen, und lächelte leicht.
    »Wieder ganz du selbst, wie ich sehe«, sagte er trocken.
    »Ich werde nicht hierbleiben«, entgegnete sie herausfordernd. Connor seufzte und stand langsam und vorsichtig auf. Sie trat einen Schritt zurück und beobachtete ihn wachsam. Er schüttelte den Kopf, verschränkte die Arme und lehnte sich an die Wand.
    »Ich habe dir ein Zuhause angeboten, Kind, und daran wird sich nichts ändern, nur weil du ein Mädchen bist.«
    »Ich bleibe trotzdem nicht.« Jetzt, da ihr Geheimnis enthüllt war, fühlte sie sich verletzlich und hilflos. Sie haßte das Gefühl und wünschte sich nichts mehr, als wieder in die Rolle des frechen, selbstbewußten Jungen schlüpfen zu können.
    »So, du möchtest also zurück nach Dublin und wieder O'Malley, der Dieb, werden?«
    »Aye!«
    »Und hast du schon einmal darüber nachgedacht, was passiert, wenn man dort herausfindet, daß du ein Mädchen bist? So etwas läßt sich nicht ewig verheimlichen. Bis jetzt hattest du Glück, weil du eigentlich noch ein Kind bist. Aber wenn du älter wirst, kannst du es nicht mehr verbergen, und was dann?«
    »Niemand wird es herausfinden. Niemand hat es bis jetzt herausgefunden.«
    »Bis auf meine dämlichen Brüder, und nur, weil sie sich einen Spaß gemacht haben. Nimm einmal an, du wirst beim Stehlen erwischt und kommst ins Gefängnis. Dort würden sie sicher schnell herausfinden, daß du ein Mädchen bist. Nicht, daß es sie daran hindern würde, dich zu hängen, aber vorher würden sie sich sicher noch mit dir vergnügen, wenn du weißt, was ich meine. Ah, ich sehe, du verstehst. Das dachte ich mir schon, als ich deine Angst vor Männern bemerkt habe.«
    Caitlyn starrte ihn verzweifelt an und biß auf ihrer Unterlippe herum. Was er sagte, ergab einen Sinn, aber sie wollte ihn nicht sehen. Sie wollte wieder der unabhängige Junge sein, der sie gewesen war.
    »Wir werden dir nichts tun, aber andere vielleicht. Du solltest deinem Schutzengel danken, daß du bei uns an einem sicheren Platz gelandet bist. Du kannst dich hier zu Hause fühlen und ein Mädchen sein, ohne Angst haben zu müssen.« Er hörte auf zu sprechen und betrachtete sie. Dann fuhr er fast gleichgültig fort: »Aber wenn du wieder zurück nach Dublin willst, werde ich dir nicht im Weg stehen. Nur brauche ich deine Antwort jetzt gleich.«
    Caitlyn schluckte. Unsicher musterte sie sein Gesicht. In der kurzen Zeit, da sie ihn kannte, waren ihr seine Züge schon vertraut geworden. Jetzt fiel ihr zum erstenmal auf, daß er ein wirklich gutaussehender Mann war. Aber die Frage war, vertraute sie ihm? Ihr Herz klopfte wild. Sie hatte Angst davor, eine Frau zu sein. Aber wenn es ihm nur um sein Vergnügen ginge, so hätte er das schon längst haben können. Statt dessen war er freundlich zu ihr gewesen. Sie war hin und her gerissen. Trotz allem, was sie in ihrem Leben gelernt hatte, fühlte sie, daß sie ihm vertrauen konnte. Sie holte tief Luft, und ihre Entscheidung lag wie ein zentnerschweres Gewicht

Weitere Kostenlose Bücher