Im Zauber des Mondes
genoß den wilden Ritt und bedauerte es fast, als sie ihn wieder zügeln mußte, aber sie wollte ihn auch nicht überanstrengen. Als sie an einen Bach kamen, hielt sie an. Er trank durstig. Sie tätschelte Finnbarrs Hals, machte es sich im Sattel bequem und verfiel in einen Tagtraum. Sie sah Connor vor sich auf den Knien liegen und ihre Hände küssen.
»Schön, Sie zu treffen, Miß O'Malley!« Beim Klang der fremden Stimme schreckte sie hoch und wäre fast vom Pferd gefallen. Sir Edward Dünne kam auf sie zugeritten.
»Guten Tag, Sir Edward«, entgegnete sie höflich. Sie griff nach den Zügeln, aber sie waren natürlich über den Pferdehals hinuntergerutscht, und sosehr sie sich auch vorbeugte, sie konnte sie nicht erreichen.
»Gestatten Sie?« Sir Edward stieg ab, watete durch den Bach und hob ihre Zügel auf. Caitlyn war nicht ganz wohl zumute. Nach allem, was sie bis jetzt von diesem Mann gehört hatte, wollte sie nicht unbedingt mit ihm allein sein. Allerdings war die Straße nicht weit entfernt, und sicher war er auch nicht ganz so übel, wie die d'Arcys ihn geschildert hatten. Außerdem stand sie unter Connors Schutz.
»Wenn ich das sagen darf, Miß O'Malley, Sie werden von Tag zu Tag hübscher.« Er machte keine Anstalten, ihr die Zügel zu geben, sondern schlug damit auf die Handfläche, während er zu ihr aufsah.
»Oh, danke.« Caitlyn wurde langsam nervös, sie streckte ihre Hand nach den Zügeln aus, aber er lächelte nur und hielt sie außer Reichweite.
»Sie können doch sicher ein bißchen bleiben und noch etwas mit mir plaudern, nicht? Es ist so selten, daß ich Sie einmal ohne einen Ihrer - äh - Cousins antreffe.«
»Nein, leider, ich muß zurück. Connor wird schon nach mir suchen.« Weder sein Blick noch sein vertraulicher Ton gefielen ihr sonderlich. Sie hoffte, es würde ihn zurückhalten, wenn er annehmen mußte, daß Connor jeden Moment hier auftauchen konnte.
»Wirklich?« Sir Edward schien überrascht. Sein Lächeln wurde noch breiter. »Seltsam, ich bin erst heute morgen aus Dublin zurückgekommen, wo ich die Ehre hatte, an einem Ball in Dublin Castle teilnehmen zu dürfen. Dort habe ich auch d'Arcy getroffen, der eben einen Walzer mit Meredith Congreve tanzte. Er versicherte mir, daß er nicht vor Ende der Woche nach Donoughmore zurückkommen würde, und so, wie die göttliche Meredith ihn anhimmelte, glaube ich ihm das gerne.«
»Ich habe natürlich Cormac gemeint«, warf sie schnell ein. Das waren ja schöne Sachen, die sie da zu hören bekam! Aber im Moment konnte sie sich nicht damit auseinandersetzen. Sie würde sich ihre Wut für später aufheben. jetzt mußte sie erst einmal Sir Edward loswerden, denn ihr wurde zunehmend mulmiger unter seinem Blick.
»Ah, aber der junge Cormac, das ist wieder ganz etwas anderes. Wenn d'Arcy dich jetzt schon an seinen kleinen Bruder weitergegeben hat, dann brauche ich wohl auch keine Skrupel mehr zu haben. Ich möchte dir ein Angebot machen, meine Liebe.«
»Ein Angebot?« Caitlyn funkelte ihn an. Am liebsten wäre sie vom Pferd gesprungen und davongelaufen, um diesen unangenehmen Mann endlich loszuwerden; aber ihre Chancen standen schlecht, und es wäre dumm gewesen, sich so direkt in seine Reichweite zu begeben.
»Ich bin wesentlich reicher als Connor d'Arcy, ganz zu schweigen von dem Rest der Meute. Und du wirst feststellen, daß ich außerordentlich großzügig sein kann, wenn ich zufrieden bin. Eine junge Lady wie du sollte schöne Kleider haben, Schmuck, sie sollte in der Gesellschaft glänzen und nicht wie ein Aschenputtel zu Hause sitzen, während der hohe Herr sich amüsiert. Das alles kann ich dir bieten und noch mehr.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr sprecht.« Sie war ehrlich verwirrt. Er verzog ungeduldig den Mund. Sein Gesicht, das sie früher für nicht unattraktiv gehalten hatte, wirkte plötzlich verzerrt und gemein.
»Komm, komm, Caitlyn. Ich darf dich doch Caitlyn nennen, oder? Du glaubst doch sicher nicht, daß ich - oder sonst irgend jemand - diesen Blödsinn geglaubt habe, daß du die Cousine der d'Arcys bist? Es ist doch ganz offensichtlich, daß du zumindest die Geliebte d'Arcys warst, und wahrscheinlich auch noch die der anderen. Ich kann dir Besseres bieten, ein Haus in Dublin, wenn du willst.«
»Ihr seid im Irrtum, Sir«, sagte Caitlyn hochnäsig und streckte ungeduldig die Hand aus. »Wenn Ihr mir jetzt bitte die Zügel geben wollt.«
»Oh, du willst den Preis hochtreiben, was? Mal
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