Im Zauber des Mondes
einen Kampf nennen. Sir Edward konnte ein paar Treffer landen, aber dann schickte Connor ihn mit wenigen kräftigen Schlägen auf die Knie, und Caitlyn wurde schon allein vom Zuschauen schummrig. Sir Edward schwankte leicht und sagte etwas. Caitlyn nahm an, es war eine Bitte, aufzuhören. Connor packte ihn am Kragen und zog ihn halbwegs auf die Füße. Dann verpaßte er ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht und ließ ihn gleichzeitig los. Sir Edward fiel um, wie vom Blitz getroffen, und rührte sich nicht mehr. Connor stand noch etwa eine Minute schwer atmend über ihm, dann trat er ihm einmal fest in die Rippen, aber er rührte sich immer noch nicht. Caitlyn zuckte zusammen. Connor spuckte auf seinen bewußtlosen Gegner, dann stieg er auf Fharannain und ritt los. Sir Edward ließ er im Gras liegen, blutend und bewegungslos.
Caitlyn war so durcheinander, sie dachte gar nicht mehr daran, daß Connor ihr ja befohlen hatte, nach Hause zu reiten. Als Connor die Bäume erreichte und sie sah, konnte sie ihn nur mit weit aufgerissenen Augen anstarren. Er hatte einen Riß in der Wange, und Blut lief ihm übers Gesicht. Sonst konnte sie keine Verletzung an ihm entdecken.
»Euer Gesicht. . .«, sagte sie und ritt ihm entgegen.
»Er hat mich mit seinem verdammten Ring erwischt«, meinte Connor grollend, und seine Augen blitzten, als er ihre geschwollene Lippe musterte. »Es ist nichts. Ich habe dir gesagt, du sollst heimreiten.«
»Ich hatte Angst um Euch.«
Connor schnaubte. Gemeinsam ritten sie in Richtung auf die Farm weiter. »Sollen wir ihn einfach so liegen lassen?« fragte sie und sah über die Schulter zurück, wo Sir Edward noch immer lag.
»Ich werde seine Leute benachrichtigen, sie können ihn dann abholen. Bis dahin wird er schon nicht verbluten.«
»Aber . . .«
»Nichts aber. Er hatte Glück, daß ich ihn nicht gleich umgebracht habe. Verdient hätte er es.«
»Es war doch nur ein Kuß und ein Schlag. Ich habe schon Schlimmeres ertragen.«
Connor warf ihr einen Blick zu, und seine Augen glühten. »Dieser Mann ist ein elender Bastard. Deine Lippe ist so dick wie eine Wurst. Und es war auch deshalb nur ein Kuß, weil ich gerade noch rechtzeitig gekommen bin. Sonst hätte er dich vergewaltigt. Erzähl mir jetzt bloß nicht, daß er das nicht vorhatte.«
Caitlyn wußte, daß Connor recht hatte, aber sie hütete sich, ihm das zu sagen. Sie wollte Connors Wut nicht noch mehr schüren, denn sie hatte wirklich Angst, er würde zurückreiten und Sir Edward den Rest geben. Nicht, daß es ihr um den Engländer leid getan hätte, aber Connor konnte dafür hängen.
»Wie kommt es überhaupt, daß Ihr in der Nähe wart, um mich zu retten? Ich dachte, Ihr wärt in Dublin und vergnügtet Euch dort mit Mrs. Congreve!« Die Worte, triefend von Sarkasmus, waren ihr nur so herausgerutscht, und sie hätte sich die Zunge dafür abbeißen können. Ihre Worte mußten sich richtig eifersüchtig anhören - was sie natürlich auch war, aber das mußte sie ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden.
Er wirkte für einen kurzen Augenblick fast amüsiert, als er ihr einen Seitenblick zuwarf. »Ich habe mit vielen Ladys getanzt, und Mrs. Congreve war auch darunter«, sagte er dann beruhigend. »Zu deinem Glück habe ich heute morgen beschlossen, daß ich lange genug von Donoughmore weggewesen bin. Ich habe Mickeen in Dublin gelassen, um noch die restlichen Vorräte zu besorgen, und bin zurückgeritten. Tja, und dann hörte ich nicht weit von hier entfernt eine Frau schreien, und Gentleman wie immer, wollte ich nachforschen, was los ist. Und wen finde ich? Dich!«
Er sah schon wieder ziemlich wütend aus. Caitlyn wollte etwas sagen, aber er warf ihr einen glühenden Blick zu, der sie verstummen ließ.
»Wenn du noch einmal allein ausreitest, verkaufe ich dein verdammtes Pferd und schicke dich zu den Nonnen. Erpressung hin oder her«, sagte er ärgerlich, gab Fharannain die Fersen und galoppierte davon.
22
Zwei Tage später war die Verletzung auf Connors Wange fast schon wieder verheilt, und Caitlyns Lippe hatte wieder ihre normale Form angenommen. Von Ballymara hatten sie nichts gehört, obwohl Connor sein Versprechen gehalten und eine
Nachricht geschickt hatte, daß Sir Edward einen »Unfall« erlitten habe und wo er zu finden sei. Caitlyn befürchtete allerdings, daß die Sache damit noch nicht erledigt war, aber da von Sir Edward nichts zu sehen oder zu hören war, versuchte sie die Angelegenheit zu vergessen.
Connors
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