Im Zauber des Mondes
vergessen.«
»Aber nicht von mir«, entgegnete Caitlyn. »Dein hochgeschätzter Bruder kann von mir aus zum Teufel gehen!«
25
Es war bereits nach Mitternacht, aber Caitlyn konnte kein Auge zutun, auch wenn alle anderen schon längst im Bett lagen und tief und fest schliefen. Nach ihrem Streit war Connor auf Fharannain weggeritten und noch nicht zurückgekommen. Langsam kam sie immer mehr zu der Überzeugung, daß er heute nacht auch nicht mehr kommen würde. Sie stellte sich ihn in Meredith Congreves Bett vor und mußte vor Wut mit den Zähnen knirschen, ln eine Decke gewickelt saß sie vor dem Feuer in der Küche und wartete. Ihr Gesichtsausdruck wurde zunehmend grimmiger, und die Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, immer unfreundlicher. Leider sah es ganz so aus, als müßte ihr Zusammentreffen bis morgen warten.
Seit Stunden wiederholte sich die Szene, die sich im Büro abgespielt hatte, in ihrem Kopf. So etwas zu ihr zu sagen, und noch dazu vor Liam! Er war nicht nur ein Heuchler, sondern auch ausgesprochen unverschämt. Wenn sie ihn in die Finger bekam, würde sie ihm dafür die Augen auskratzen! Sollte sich allerdings herausstellen, daß er die Nacht mit Mrs. Congreve verbracht hatte, würde sie ihm den Schädel spalten und der Angelegenheit damit ein für allemal ein Ende machen. Dieser unverschämte Schweinekerl!
Die Ehrlichkeit zwang sie allerdings zuzugeben, daß zumindest ein Körnchen Wahrheit in seinen Worten steckte. Sicher, meistens hatte sie die Initiative ergriffen, und sie hatte ihn auch gebeten, sie zu küssen (wenn auch nicht das erste Mal!), aber was sonst blieb einem bei einem Mann wie Connor schon übrig? Dieser Dickschädel weigerte sich aus einer verqueren Vorstellung von Ehre heraus, seiner - und ihrer - natürlichen Bestimmung zu folgen. Auch wenn sie noch unschuldig war, wußte sie sehr wohl, daß das Feuer, das bei jeder Berührung zwischen ihnen aufflammte, nichts Alltägliches war. Selbst wenn sie nur in Sichtweite waren, war die Spannung zwischen ihnen so intensiv, daß man sie fast mit Händen greifen konnte. Aber Connor, stur wie immer, hatte sich natürlich in den Kopf gesetzt, daß etwas, was so stark und elementar war, Sünde sein mußte. Sie hatte keine solchen Bedenken. Sie liebte ihn trotz seiner Fehler, und derer gab es genügend. Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr wurden es, und sie hätte den Großteil der Nacht damit zubringen können, alle aufzuzählen. Trotzdem wollte sie ihn haben - das heißt, falls sie ihn nicht zuvor ermorden würde. Von wegen Megäre!
Sie gähnte gerade herzhaft, als sie Schritte auf der Hintertreppe hörte. Schnell klappte sie den Mund zu, zog die Decke fester um sich und sah erwartungsvoll zur Tür. Die Uhr im Gang schlug gerade zwei. Eine schöne Zeit, um nach Hause zu kommen!
Er versuchte eindeutig, leise zu sein, als er in die Küche kam und die Tür hinter sich schloß. Sie stand im Schatten neben dem Feuer, und er bemerkte sie nicht. Regentropfen glitzerten auf seinem Haar und dem Mantel. Der Feuerschein beleuchtete ihn schwach und warf einen riesigen Schatten-Connor an die Wand hinter ihm. Leise und vorsichtig schlich er durch die Küche, wahrscheinlich, um niemanden zu wecken, und seine Bewegungen hatten irgendwie etwas Schuldbewußtes. Egal, wo er gewesen war, er wollte offensichtlich nicht, daß jemand ihn von dort nach Hause kommen sah. Das schürte ihre Wut noch mehr. Wenn es ihm so peinlich war, wo anders konnte er dann schon gewesen sein als bei seiner Geliebten?
»Das ist ja eine schöne Zeit, um nach Hause zu kommen!« sagte sie schließlich, trat einen Schritt nach vorn und funkelte ihn herausfordernd an.
Connor war aufs Feuer zugegangen, um sich zu wärmen, aber jetzt hielt er ein. Für einen Moment sah er ertappt aus, dann versuchte er, es mit Wut zu überspielen.
»Was zum Teufel machst du um diese Zeit noch auf? Du solltest längst im Bett sein!« sagte er barsch und zog die Augenbrauen zusammen. »Es ist schon nach zwei!«
»Ich weiß sehr wohl, wie spät es ist, vielen Dank! Wo warst du denn so lange?«
Er ging wieder aufs Feuer zu. »Das geht Sie überhaupt nichts an, Miß!« sagte er über die Schulter und streckte die Hände aus, um sie zu wärmen.
»So, wirklich nicht?« Sie trat näher, bis sie dicht hinter ihm stand. Der Vorwurf kam wie von selbst. »Warst du bei dieser Frau?«
Er musterte sie eine Weile. Sie stand aufrecht, in eine verwaschene blaue Decke gewickelt. Das Haar fiel ihr
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