Im Zauber des Mondes
offen über
Rücken und Schultern, die Augen blitzten, als sie seinen Blick erwiderte, und sie zitterte vor Wut. Endlich antwortete er.
»Hör auf, auf mir rumzuhacken, Mädchen, und mach, daß du ins Bett kommst. Ich bin nicht in Stimmung für einen deiner Wutanfälle.«
»Wutanfälle? Bei dir ist es wohl gerechter Zorn, nehme ich an!«
Er seufzte einmal tief, als würde er mal wieder gründlich mißverstanden, und wandte sich vom Feuer ab. »Wenn du nicht ins Bett gehen willst, gehe ich eben. Gute Nacht!«
»Komm sofort zurück! Ich bin noch lange nicht mit dir fertig!«
»Das glaube ich dir gern, aber ich bin nicht in der Stimmung, dir zuzuhören. Du wirst dich schon bis morgen gedulden müssen!«
»Ich . ..« Sie war ihm durch die Eingangshalle zur Treppe gefolgt, und beide hatten nur noch geflüstert, aber jetzt brach sie mitten im Satz ab. Er hatte ein Bein gehoben, um die erste Stufe zu nehmen, aber er hatte sie verfehlt und war zur Seite getaumelt, bis er mit der Schulter an der Wand zu lehnen kam. Langsam richtete er sich wieder auf.
»Connor...«, begann sie, aber ehe sie weitersprechen konnte, hatte er sein Gleichgewicht wiedererlangt und begann die Treppe hinaufzusteigen. Was war nur mit ihm los, er war sonst nie unbeholfen! Seine Bewegungen waren langsam und irgendwie seltsam, aber er schaffte es ohne weiteren Zwischenfall nach oben. Sie folgte ihm zu seinem Zimmer und beobachtete ihn dabei ganz genau. Er war doch nicht etwa krank oder verletzt? Jetzt, wo sie darüber nachdachte: Hatte er sich nicht auch irgendwie seltsam angehört? Jeder seiner Schritte sprach von seinem Bemühen, ganz normal zu wirken. Es war nicht sehr auffällig, und sie hätte es auch sicher nicht bemerkt, wenn er nicht vorhin geschwankt wäre.
»Warte, Connor!« flüsterte sie eindringlich, als er in sein Zimmer ging, ohne einen Blick zurückzu werfen. Es sah so aus, als wolle er ihr die Tür vor der Nase zumachen, und sie drückte dagegen. Zu ihrer Überraschung flog die Tür weit auf, knallte gegen die Wand, und Connor stolperte zurück.
»Pssst!« sagte er und lehnte sich gegen die Wand. Auf der anderen Seite des Flurs schnarchte Cormac weiter ungestört vor sich hin, und sie war ausreichend mit den Schlafgewohnheiten der d'Arcys vertraut, um zu wissen, daß sie bestenfalls ein mittleres Erdbeben wecken würde. Trotzdem schloß sie vorsichtig die Tür und lehnte sich dann dagegen, um sich Connor genauer anzusehen. Er rührte sich nicht, sondern blieb weiter an die Wand gelehnt.
»Was ist mit dir los, Connor?« fragte sie besorgt und ging auf ihn zu.
»Großer Gott, kannst du einem auf die Nerven gehen! Ist es denn nicht möglich, daß du mich endlich in Ruhe läßt?« Aber er bewegte sich nicht von der Wand weg, und Caitlyns Besorgnis wuchs.
»Bist du verletzt? Bist du krank?« Sie legte eine Hand auf seine Wange, um zu sehen, ob er Fieber hatte, und ihre Augen wanderten besorgt über seinen Körper. Er griff nach ihrer Hand und zog sie weg.
»Ich bin weder krank noch verletzt, und ich möchte gerne ins Bett gehen. Würdest du mich also jetzt bitte allein lassen?« Er hielt ihr Handgelenk immer noch fest und beugte sich drohend nach vorne. Zum erstenmal roch sie seinen Atem. Whiskey! Sie blieb stocksteif stehen und starrte ihn an. Ihr Gesichtsausdruck brachte ihn etwas zu sich, und er hob den Kopf.
»Connor d'Arcy, hast du etwa getrunken?«
»Nur ein Gläschen oder zwei mit Vater Patrick.«
»Du hast also getrunken!«
»Ich würde das nicht trinken nennen.«
»Ich schon. Du bist betrunken!«
»Bin ich nicht! Ich bin nur müde und möchte gerne schlafen gehen. Allein, wenn es dir nichts ausmacht.«
Diese Bemerkung ließ Caitlyns Wut, die aus Sorge um ihn beinahe verflogen war, wieder aufleben. Sie riß sich los und funkelte ihn an. »Du bist ein elendes Schwein!«
»Das hast du schon einmal gesagt. Aber wenigstens bin ich kein solches Schwein, daß ich ein junges Mädchen, das in meinem Haus lebt und unter meinem Schutz steht, entehren würde! Bis jetzt jedenfalls noch nicht.« Letzteres hatte er mehr gemurmelt, und es war offensichtlich nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen.
»Connor . . .« Er lehnte immer noch an der Wand. Jetzt richtete er sich auf, stand aber nicht gerade allzu sicher auf den Beinen. Er entknotete den Schal und zog ihn vom Hals.
»Geh ins Bett, Caitlyn. Bitte!« Er ließ den Schal fallen und lehnte sich wieder an die Wand. Er schien so erschöpft, oder vielleicht war er ja auch nur
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