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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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durch die Nacht in Richtung auf die Bäume hinter dem Schafstall. Dort erwartete sie schon eine größere Gruppe, und als sie den Priester in seiner schwarzen Robe mit Connor an seiner Seite sahen, teilte sich die Menge, um sie durchzulassen.
    Jemand hatte einen großen Baumstumpf mit einer glatten Oberfläche in die Mitte einer kleinen Lichtung gerollt. Ein weißes Leintuch lag darüber, und zwei kleine Kerzen standen darauf, deren flackernde Flammen tapfer mit dem leichten Wind kämpften. Caitlyn erkannte den silbernen Kelch; er gehörte zum Haus. Daneben lag die Hostie. Vater Patrick stellte sich hinter den provisorischen Altar. Die Menge sammelte sich, wurde ruhig. Jemand nieste, Kleider raschelten, der Fluß ganz in der Nähe rauschte und gurgelte, ein Nachtvogel schrie, und trotzdem schien es, als habe sich plötzlich ein andächtiges Schweigen über die Nacht gesenkt.
    »Gottes Segen sei mit euch«, begann Vater Patrick.
    »Und mit Euch, Vater«, kam die vielstimmige Antwort der Gläubigen.
    »Liebe Freunde, wir haben nicht viel Zeit. Laßt uns beginnen.«
    Der Kelch wurde herumgereicht, die Hostie geteilt. Vierzig Leute oder mehr sanken auf die Knie. Caitlyn, mit Connor an einer Seite und Rory auf der anderen, kniete mit ihnen. Die Gebete wurden beinahe von dem Rauschen des Flusses übertönt, und eine fast greifbare Spannung lag in der Luft. Würde man sie hier erwischen, warteten harte Strafen auf sie alle, denn das Abhalten der Messe war streng verboten.
    Obwohl sie als Katholikin geboren und getauft war, konnte sich Caitlyn nicht erinnern, schon einmal an einer Messe teilgenommen zu haben, auch wenn sie sicher mit ihrer Mutter einmal bei einer gewesen war. In den Jahren nach ihrem Tod, als sie auf sich allein gestellt versuchte, in den Straßen von Dublin zu überleben, war nicht viel Platz für Religion gewesen. Aufmerksam lauschte und beobachtete sie. Runzlige alte Männer knieten im Gebet neben ihren Söhnen und Enkeln. Frauen mit Tränen in den Augen senkten die Köpfe. Auch Connor neben ihr hatte den Kopf gesenkt. Er hatte die Hände vor sich gefaltet, und seine Lippen bewegten sich im Gebet. Caitlyn beobachtete ihn von der Seite, als er das Kreuz schlug, und ihr Herz füllte sich mit Liebe zu ihm und Irland, zur Kirche und jedem der Anwesenden. In diesem Moment schien es ihr, als wären sie alle ein Teil voneinander, Teil eines großen Ganzen, dem alles angehört, was auf dieser Erde lebt.
    Dann war auch das letzte Gebet gesprochen, und sie endeten mit einem gemeinsamen >Amen<. Die Menge erhob sich und zerstreute sich wieder. Mickeen hatte Vater Patricks Pferd mit zu dem Wäldchen gebracht und wartete jetzt mit den d'Arcys, um dem Priester >Gottes Segen< für den Weg zu wünschen.
    Connor hielt ihre Hand fest in der seinen, als sie zum Haus zurückgingen, und sie fühlte sich glücklicher und zufriedener als je zuvor in ihrem Leben.

29
    Die nächsten Tage verflogen für Caitlyn, und sie schien fast immer ein paar Zentimeter über dem Boden zu schweben, so glücklich war sie. Obwohl es fast ununterbrochen regnete, kam es ihr so vor, als würde jeden Tag die Sonne scheinen. Die einzige kleine Wolke an ihrem Himmel war, daß Connor, ermahnt von seinem Gewissen und Vater Patrick, sich weigerte, sie zu lieben, bis sie rechtmäßig seine Frau geworden war. Trotz dieser Zurückhaltung und der daraus entstehenden Frustration war auch Connor außergewöhnlich gut gelaunt. Seine Brüder betrachteten ihn mit vorsichtigem Erstaunen, als er selbst Ereignisse, über die er sich früher furchtbar aufgeregt hätte, ruhig und gelassen aufnahm.
    Wo auch immer Connor sich aufhielt, war Caitlyn meist nicht weit. Sie folgte ihm über die Farm, half, wo sie konnte, aber öfter noch beobachtete sie ihn einfach nur, wenn er seine Arbeit tat. Er war ein viel besserer Schafzüchter als seine Brüder, und sie schaute ihm mit uneingeschränktem Vergnügen zu, wenn er nackt bis zum Gürtel, ganz ohne Hilfe ein Schaf zu Boden warf, es band oder es auf den Wagen hob, um damit zum Markt zu fahren. Das Spiel seiner Muskeln unter der sonnengebräunten Haut konnte sie für Stunden faszinieren. Ihre Anbetung konnte niemandem verborgen bleiben, und seine Brüder scherzten oft gutmütig darüber, wenn Connor nicht in der Nähe war. Caitlyn nahm ihre Witze gelassen hin. Sie betete Connor nun mal an, und jetzt, da sie heiraten würden, war es ihr egal, wer es wußte.
    Zum erstenmal in ihrem Leben interessierte sie sich auch für Kleider.

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