Im Zauber des Mondes
mich in dieser Hinsicht etwas in die Irre geführt hast.« Er warf Connor über Caitlyns Kopf hinweg einen milde prüfenden Blick zu.
Connor erwiderte den Blick mit einem leicht verzerrten, einsichtigen Lächeln. »Vielleicht habe ich das, Vater, vielleicht habe ich das. Aber wenn ich zu Euch gekommen bin, dann meistens, weil ich mit den Nerven ziemlich am Ende war.«
Die Unterhaltung ergab für Caitlyn keinen Sinn, aber die beiden schienen sich sehr gut zu verstehen.
»Kümmere dich jetzt wieder um deine Arbeit, und laß mich und das Mädchen in Ruhe miteinander reden. Wir werden Tee trinken und uns dabei besser kennenIernen.«
Connor zögerte noch immer und sah Caitlyn fragend an.
»Ich komme schon zurecht«, sagte sie. »Wirklich.«
Er nickte, drehte sich um und ging zurück zur Scheune, wo Rory gerade Cormac bei einem schrill blökenden Schaf behilflich war. Als sie durch den leichten Regen zum Haus gingen, fragte Vater Patrick sie: »Sag, mein Kind, bist du in der Kirche?«
Als sie Tee getrunken und anschließend im Familienkreis gegessen hatten, wußte Vater Patrick so ziemlich alles, was es über sie zu wissen gab. Manche Einzelheiten hatte sie allerdings ausgelassen, es war ja nicht unbedingt nötig, sich schwärzer zu malen, als sie war. Als die Männer sich vom Tisch erhoben und Caitlyn Mrs. McFee beim Abräumen half, winkte Vater Patrick sie zu sich herüber, wo er mit Connor stand. Er legte ihr eine fleischige Hand auf die Schulter und meinte: »Ich sage euch beiden ganz offen, daß ich heute morgen ausgezogen bin, um dich, Connor, vor einer verheerenden Ehe zu bewahren. Aber seither habe ich meine Meinung geändert. So, wie ich es sehe, ist es das beste, was du tun kannst. So ein süßes Mädchen findest du in ganz Irland nicht noch einmal. Darüber hinaus liebt sie dich, und es ist offensichtlich, daß sie dir auch nicht gleichgültig ist. Sie wird dir eine gute Frau sein und kräftige, gesunde Söhne gebären. Ihr habt meinen Segen.«
»Vielen Dank, Vater«, sagte Caitlyn, von diesem, ihrer Meinung nach größtenteils unverdienten, Lob überrascht.
»Ihr seid ein Mann von großer Urteilskraft«, sagte Connor grinsend, legte seinen Arm um Caitlyn und zog sie an sich. »Wann können wir heiraten?«
»In einem Monat«, entgegnete Vater Patrick bestimmt und legte seinen Kopf auf die Seite. »Übrigens hätte ich gerne ein Wort unter vier Augen mit dir gewechselt, mein Sohn.«
Connor verzog das Gesicht. »Das letzte Mal, als Ihr mich >mein Sohn< genannt habt, haben mir von der Buße die Knie eine Woche lang weh getan.«
»Ich habe so ein Gefühl, daß sie dieses Mal eher länger schmerzen werden. Komm, ich habe nicht viel Zeit.«
Connor sah seinem Schicksal ergeben aus, als er mit Vater Patrick nach oben ins Büro verschwand. Bald darauf erschienen die beiden wieder in bestem Einvernehmen, wenn Connor auch etwas reumütig aussah. Caitlyn hatte Mrs. McFee den Abwasch überlassen und sich zu den jüngeren d'Arcys in den Salon gesellt, wo sie mit Cormac Spinnikins spielte. Connor kam mit dem Priester herein, ging zu ihr hinüber und stellte sich hinter ihren Stuhl.
»Mußtest du ihm von letzter Nacht erzählen?« flüsterte er ihr ins Ohr. Sie lief rot an und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu.
»Ich kann einen Priester doch nicht belügen«, flüsterte sie zurück, dann bedeutete sie ihm mit einem Blick zu schweigen. Kurz darauf erschien Mickeen in der Tür, und Connor ging zu ihm hinüber.
»Es ist alles bereit, Eure Lordschaft«, hörte sie ihn sagen. Verwirrt runzelte sie die Stirn. Ehe sie aufstehen und sich zu ihnen gesellen konnte, war Connor zu Vater Patrick hinübergegangen und sprach jetzt leise mit ihm.
»Ist irgend etwas nicht in Ordnung?« flüsterte sie Rory zu, der ganz in ihrer Nähe stand.
Rory schüttelte den Kopf. »Vater Patrick hält für die Leute von Donoughmore eine Heckenmesse. Sie haben sich im Wäldchen hinter dem Schafstall versammelt, dadurch wird es schwer, jemand Bestimmten auf Donoughmore zu beschuldigen, falls er herauskommt.«
»Eine Heckenmesse?« Connor stand plötzlich neben ihr und legte ihr einen Schal um die Schultern, ehe er ihren Arm nahm. Schweigend verließ die kleine Gruppe hinter Vater Patrick das Haus. Mrs. McFee und Mickeen gesellten sich zu ihnen, als sie aus der Haustür traten. Irgendwann im Laufe des Abends hatte es aufgehört zu regnen. Das Gras unter ihren Füßen war naß und die Luft kühl und frisch. Von allen Seiten zogen Leute
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