Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
ein Wunder.«
Lady Cynthias Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie, und von Höflichkeit war kaum noch etwas wahrzunehmen, als sie sagte: »Was für ein Glück für Euch beide.«
Die negative Energie, von der ihre Worte durchdrungen waren, war so stark, dass Abby sofort erkannte, was geschehen war. Im Jahr zuvor hatte Cynthia auf einen Antrag von einem anderen Mann gehofft, einem Marquis, der ein besserer Fang war, aber sie hatte auch Jack weiterhin ermutigt, weil sie ihn für eine gute zweite Wahl gehalten hatte. Sie hatte angenommen, sie könnte ihn haben, wenn sie ihn nur wollte.
Als sie mit ihrer ersten Wahl jedoch gescheitert war, war Jack nicht mehr verfügbar gewesen, und reiche Männer mit hohem Adelstitel waren Mangelware. Obwohl Lady Cynthia schön war, brachte jede Saison neue Schönheiten in die Stadt, und Cynthias Aussichten waren längst nicht mehr so gut, wie sie ihr im letzten Jahr erschienen waren. Natürlich hasste sie Abby.
Da Cynthia ihr jedoch trotz allem leidtat, sagte Abby freundlich: »Ja, wir haben wirklich Glück gehabt. Ich wünsche Euch viel Vergnügen heute Abend, Lady Cynthia.«
Für einen Moment verzerrte sich das Gesicht der Frau vor Wut. Dann nahm sie sich zusammen, zwang sich wieder zu einem charmanten, wenn auch oberflächlichen Lächeln und entfernte sich. Als Abby sich umwandte, um den nächsten Gast zu begrüßen, fragte sie sich, wie viele Jahre wohl vergehen würden, bis dieser boshafte Charakter für alle Welt erkennbar auf Lady Cynthia Gesicht geschrieben stehen würde.
Ein paar Minuten später verkündete die Herzogin: »Ich glaube, da die meisten Gäste erschienen sind, können wir den Ball eröffnen!«
Sie sah hinreißend aus in ihrem weißen Kleid, dessen funkelnde Kristalle die spektakulären Diamanten an ihren Ohren und um ihren Nacken widerspiegelten. Aber Abby fiel auf, dass sie und ihr Mann sich immer noch nicht ansahen.
Alderton trug einen tadellos geschnittenen schwarzen Rock, eine schwarze Hose und eine weiß auf weiß bestickte Weste, doch sein Gesichtsausdruck war ernst, melancholisch sogar. Obwohl er immer höflich zu Abby war, hatte sie nicht das Gefühl, dass sie ihn wirklich kannte. Außerstande, der Versuchung zu widerstehen, rührte sie sehr behutsam seinen Geist an, um zu sehen, was sie in seiner Persönlichkeit entdecken konnte, aber sie kam nur bis zu dem Schutzschild eines mächtigen Abwehrzaubers. Ein Versuch, tiefer zu blicken, wäre eine Verletzung seiner Privatsphäre gewesen und dazu noch völlig fehl am Platz auf einem Ball.
Jack warf ihr einen Blick zu, und seine braunen Augen schimmerten in dem warmen Licht wie Gold. Gott, was für eine glanzvolle Erscheinung er in dieser Uniform war! Ein weiterer Grund für Lady Cynthia, die Frau zu hassen, die Lady Frayne geworden war. »Sollen wir tanzen, Liebes?«
»Sehr gern.« Die Paare formierten sich zu einem ländlichen Reigen, zu dem sich Frauen und Männer in einer langen Reihe einander gegenüber aufstellten. Die Partner konnten sich nicht leicht miteinander unterhalten, aber der Tanz machte Spaß und war einer von Abbys liebsten. Jack war erstaunlich leichtfüßig für einen so großen Mann, und alles an ihm ließ erkennen, dass er sich bestens unterhielt.
Als der Tanz zu Ende war, glühte Abby förmlich, lachte und scherzte und war auf einmal voller Selbstvertrauen. Sie hätte wissen müssen, dass dieser Ball nicht so schlimm sein würde, wie sie befürchtet hatte. Als Ashby sie um den nächsten Tanz bat, stimmte sie freudig zu, während Jack zu seiner Schwester ging, um sie aufzufordern.
»Nur in London kann ich an einem Abend mit zwei Herzögen tanzen«, bemerkte sie zu Ashby, als sie sich zum nächsten Tanz aufstellten.
Er lachte. »Alderton ist ein besserer Tänzer als ich. Gefällt es dir hier in London, Abby? Jack sieht nicht nur wieder ganz gesund aus, sondern auch sehr glücklich.«
»Ich weiß«, erwiderte sie mit einem zufriedenen Lächeln. »Ehrlich gesagt, war ich besorgt wegen dieser Reise, aber es ist alles bestens. Jacks Schwester ist wunderbar, und ihre Modistin ist es auch.«
»Allerdings.« Ashby ließ anerkennend seinen Blick über sie gleiten, mit der Art Bewunderung, die ein ehrenwerter Mann der Gemahlin eines guten Freundes erweisen würde.
Die Musik begann, und Ashby entpuppte sich als besserer Tänzer, als er von sich behauptet hatte. Später am Abend tanzte Abby auch mit Alderton, der ein wirklich ganz hervorragender Tänzer war. Fast ein wenig
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