Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
schwindlig vor Begeisterung fragte sie sich, ob noch andere Herzöge anwesend sein mochten, um noch einen dritten zu ihrer Liste hinzufügen zu können. Aber wahrscheinlich war es besser, nicht darauf zu hoffen - die meisten Herzöge waren schon älter und von Gicht geplagt.
Egal. Es gab jede Menge anderer Männer, die mit ihr tanzen wollten. Wie Madame Ravelle vorausgesagt hatte, ließ Abby keinen Tanz aus und lief trotz ihres großzügigen Dekolletes auch keine Gefahr, sich eine Lungenentzündung zu holen.
Hin und wieder erhaschte sie einen kurzen Blick auf Lady Cynthia. Der zierlichen Blondine fehlte es nie an Tanzpartnern, aber vielleicht hatten zu viele Bälle sie ermüdet, denn ihre roten Lippen waren schmollend vorgeschoben. Obwohl sie es schaffte, sogar eingeschnappt noch hübsch zu sein, konnte Abby die darunterliegende Verbitterung spüren.
Der letzte Tanz vor dem Souper endete, und Abby blickte sich nach Jack um, da sie zusammen zu Tisch gehen wollten. Weil er jedoch nirgendwo zu sehen war und überall Gäste auf der Suche nach Tischpartnern herumschwirrten, beschloss sie, sich irgendwo hinzustellen und zu warten, bis er sie fand. Sie hatte das Gefühl, dass er den Ballsaal verlassen hatte, und deshalb versuchte sie, ihm auf geistigem Wege eine Nachricht zukommen zu lassen.
Etwa ein Dutzend Schritte weiter unterhielt sich Lady Cynthia mit einem Mann. Er sagte etwas, das sie vor Überraschung scharf den Atem einziehen ließ und sie veranlasste, sich zu Abby umzuschauen. Ihr freudig erregter Gesichtsausdruck war alarmierend.
Abby entfernte sich und spürte, wie sich ihr die Nackenhaare sträubten. Wo zum Teufel steckte Jack?
Nach einem weiteren kurzen Austausch mit dem Mann folgte Lady Cynthia Abby und verstellte ihr den Weg. Laut genug, um im ganzen Saal gehört zu werden, fragte sie: »Ist es wahr, Lady Frayne, dass Ihr eine Scharlatanin seid?«
26. Kapitel
B
renn, Hexe, brenn. Die Worte hallten in Abby wider und wurden noch verstärkt durch den Gesichtsausdruck der Leute um sie herum. Lady Cynthia strahlte eine boshafte Genugtuung aus, während andere Gäste Schock, Furcht oder auch lebhafte Neugierde erkennen ließen. Das Schlimmste war, dass der Herzog von Alderton Abby mit entsetzter Miene anstarrte.
Von jäher Übelkeit erfasst, fragte Abby sich, ob der Herzog sie aus seinem Haus verweisen würde. Gäste entfernten sich aus ihrer Nähe, und eine unheimliche Stille trat im Ballsaal ein, als alle auf Abbys Antwort warteten.
Einen feigen Moment lang war sie versucht, zu lügen und zu behaupten, es sei nichts als ein Gerücht, dass sie sich mit Magie befasste. Am liebsten hätte sie die Uhr zurückgestellt zu dem Moment, als sie noch eine frisch vermählte junge Ehefrau gewesen war, die sich auf ihrem ersten Londoner Ball vergnügte.
Aber Lügen hatten keine Zukunft, wenn die Wahrheit ohnehin ans Licht kommen würde. Sie konnte nicht verleugnen, was sie war. »Der höfliche Begriff ist Magierin, Lady Cynthia«, erwiderte sie und hoffte nur, dass ihre Stimme fest und ruhig klang. »Und, ja, ich bin eine Heilerin.«
Abby konnte die explosive Stimmung der Menge spüren. Wie Jack gesagt hatte, würde es zwar keine Hexenverbrennungen in einem Ballsaal geben, aber vielleicht würde sie sich nie wieder frei in diesen gesellschaftlichen Kreisen bewegen können. Wo blieb Jack nur? Sie brauchte ihn ganz dringend, damit er diesen Leuten zeigte, dass er seine Gattin unterstützte.
Nicht bereit, das Thema fallen zu lassen, verengte Lady Cynthia die Augen. »Sich als Heilerin zu betätigen, gibt einer Frau ganz wunderbare Möglichkeiten, Männer zu verzaubern, wenn sie am schwächsten sind.«
»Es ist kein Zauber nötig, wenn die Frau schön, charmant und gut ist«, dröhnte Jacks Stimme durch den Ballsaal, als er von der Terrasse hereinkam und zu Abby trat. Er roch nach der frischen Abendluft, bemerkte sie, als er zärtlich und besitzergreifend einen Arm um ihre Taille legte. »Abby hat mir das Leben gerettet. Dass sie zugestimmt hat, meine Frau zu werden, war ein zusätzlicher Pluspunkt, der mich immer noch erstaunt.«
Lady Cynthia erlahmte förmlich unter seinem durchdringenden Blick, als begriffe sie, dass sie jede Zuneigung geopfert hatte, die er vielleicht noch für sie empfunden hatte. Um ihr Gesicht zu wahren, sagte sie: »Na, das ist ja eine sehr romantische Geschichte.« Die Worte schienen ihr im Hals stecken zu bleiben. »Ich wünsche Euch viel Glück.«
Abby bemerkte, dass Jack seine eigenen
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