Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
Scranton kam heraus. Seine Lippen wurden schmal bei ihrem Anblick, sein Blick verriet Enttäuschung. Offenbar hatte er gehofft, dass die auslaugende Energie, die er bei Jack verwendet hatte, Böses bewirken würde.
Deshalb gab Jack sich ganz bewusst sehr unbeschwert und heiter, als er sagte: »Guten Morgen, Scranton. Es ist wunderbar, wieder daheim zu sein. Ich habe schon seit Jahren nicht mehr so gut geschlafen.«
Während sein Stiefvater ihn finster anstarrte, traf ein heftiger Schlag Jacks Energiefeld. Instinktiv schlug er den Angriff zurück, und Scranton schnappte verblüfft nach Luft und riss die Augen auf, als seine negative Energie wie ein Bumerang zu ihm zurückkehrte. Jack empfand eine ungeheure Befriedigung bei diesem Austausch, da er über jeden Zweifel hinaus bewies, dass Scranton Magie besaß und bereit war, sie gegen andere einzusetzen.
Nun kam auch Jacks Mutter aus dem Frühstückszimmer, glanzvoll und hübsch wie ein farbenfrohes Vögelchen. Jedes Mal, wenn Jack sie sah, wirkte sie jünger und kindlicher. Ohne Abby eines Blickes zu würdigen, sagte sie strahlend: »Guten Morgen, Jack. Der liebe Alfred meinte, du würdest es dir sicher anders überlegen und uns nicht mehr fortschicken wollen, nachdem du darüber geschlafen hast?«
Dein lieber Alfred hat gehofft, dass dein Sohn heute Morgen tot sein würde, dachte Jack kalt. »Die Nacht hat mich nur darin bestärkt, dass es an der Zeit ist, dass ihr geht.« Er wandte sich an Scranton, und seine Augen verengten sich bei dem Gedanken, wie seltsam es doch war, diesen Kampf hinter höflichen Worten ausfechten zu müssen. »Werdet ihr in sechs Tagen ausziehen oder schon früher? Ich würde euch nämlich gern einen Pferdewagen zur Verfügung stellen, um eure Sachen zu befördern.«
»Wir brauchen Eure Hilfe nicht.« Scranton spie die Worte aus wie Giftpfeile.
»Wie wahr«, stimmte Jack ihm lächelnd zu, da Freundlichkeit den anderen zu irritieren schien. »Die paar Kleinigkeiten drei Meilen zu befördern ist ja auch keine große Sache.«
Seine Mutter, die wieder zutiefst bekümmert aussah, trat näher an ihren Mann heran. »Bitte tu das nicht, Jack. Ich ertrage den Gedanken nicht, mein Zuhause verlassen zu müssen.«
»Tut mir leid, Mutter, aber solange du mir keinen guten Grund nennst, warum du nicht umziehen kannst, werden du und dein Mann innerhalb der nächsten sechs Tage dieses Haus verlassen. Heute werde ich Abby meine Ländereien zeigen. Wir sehen uns dann beim Abendessen.« Jack zitterte innerlich, weil er so unnachgiebig seiner Mutter gegenüber sein musste. Doch er nahm entschlossen Abbys Arm und ging mit ihr zu der Treppe, die in die Küche hinunterführte, froh, Scrantons Wut und den anklagenden Blicken seiner Mutter zu entkommen.
Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, sagte Abby nachdenklich: »Ich frage mich, ob ich wohl immer unsichtbar für sie sein werde? Es hat gewisse Vorteile. Ich könnte Illusionen von Elefanten auf dem Gang heraufbeschwören und würde trotzdem nicht bemerkt werden.«
Jacks Lachen verringerte seine Anspannung ein wenig. »Das würde ich gern sehen. Doch mach dir nichts daraus. In ein paar Tagen gehen sie.«
»Aber nicht kampflos«, prophezeite sie. »Ich wünschte nur, ich wüsste, was für eine Art von Schlachtfeld wir zu erwarten haben. Wissen sie, dass ich eine Magierin bin?«
»Das glaube ich nicht. Ich habe es meiner Mutter nicht gesagt, und ich bezweifle, dass Celeste so etwas in einem Brief erwähnen würde.«
»Dann ist ihre Unwissenheit eine Waffe für uns.«
»Eine sehr wirksame Waffe«, bekräftigte er. »Ohne deine Macht wäre ich nicht hier.«
Sie erreichten den kopfsteingepflasterten Gang am Fuß der Treppe und gingen zu der geräumigen Küche weiter. Sie war groß genug, um ein Bankett für einen König herzurichten, was in früheren Zeiten auch oft genug geschehen war.
Die Form und Einrichtung der Küche und Vorratskammern waren Jack vertraut, doch bei seinem Eintreten bemerkte er sofort, wie sehr die Atmosphäre sich verändert hatte. Der Raum war kein warmer Zufluchtsort mehr voller köstlicher Gerüche und dem Geplauder gut gelaunter Bediensteter. Nur eine Köchin und eine einzige mürrisch dreinblickende Spülmagd hielten sich in der weitläufigen Küche auf.
Die Köchin war dünn, grauhaarig und wirkte lustlos, aber irgendetwas an der alten Frau kam Jack bekannt vor. Ihr Gesichtsausdruck war unvorstellbar müde, als sie von dem Teig aufblickte, den sie knetete. Dann
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