Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
von der Heirat zurücktreten konnte, deprimierte der Gedanke sie. Sie stellte ihr Glas auf einen Tisch und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Du hast ganz recht, Judith.«
Ihre Freundin, die sie beobachtete, sagte: »Abby, willst du Lord Frayne heiraten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich sein Titel interessiert. Und abgesehen davon habe ich bei dir auch noch nie erlebt, dass du großes Interesse daran hattest, einen Ehemann zu finden.«
Abby blieb am Fenster stehen, um auf die winterlich kahlen Felder hinauszuschauen. Es hatte Männer gegeben, die Anzeichen ernsthaften Interesses hatten erkennen lassen, das sie jedoch nie erwidert hatte. »Jack Langdon ist der einzige Mann, der überhaupt je meine Aufmerksamkeit erregt hat. Anfangs wusste ich nicht, dass er der Erbe eines Titels war; er selbst war es, den ich sehr reizvoll fand. Er bemerkte mich natürlich nie, außer einmal, als wir vor einem Laden fast zusammenstießen. Er hatte ... ein sehr nettes Lächeln. Ich hätte nie gedacht, dass wir uns einmal persönlich kennenlernen würden, von einer Beziehung zwischen uns ganz zu schweigen. Ich bewunderte ihn nur, so wie man einen Sonnenuntergang oder einen schönen Frühlingstag bewundert. Und dann war er plötzlich hier und lag sterbend auf dem Tisch in meinem Esszimmer.«
Abby wandte sich vom Fenster ab, um ihre Freundin anzusehen. »Ich wusste, wie unwahrscheinlich es war, dass er gerettet werden konnte, aber seine Anwesenheit hier bewirkte, dass diese vagen Gedanken, die mir jahrelang durch den Kopf gegangen waren, sich in eine gewisse Rücksichtslosigkeit verwandelten. Ich hatte Angst davor, zum ersten Mal in meinem Leben einen magischen Zirkel zu leiten. Vielleicht versuchte ich nur, mir Mut zu machen, indem ich eine Heirat forderte und auf diese Weise dafür sorgte, dass die Belohnung das Risiko wert war.« Sie verzog den Mund. »Oder vielleicht war ich auch bloß selbstsüchtig und ehrgeizig und wollte ihn so unbedingt, dass ich jegliche Moral vergaß und im Austausch für sein Leben eine Heirat von ihm forderte.«
»Als der Mann, der dich schon immer interessiert hat, in seiner Not plötzlich hier auftauchte und verzweifelt deine Hilfe brauchte, ist es verständlich, dass du ein bisschen rücksichtslos wurdest«, sagte Judith nachdenklich. »Glaubst du, dass es dir bestimmt ist, diesen Mann zu heiraten?«
»Das würde ich gern denken«, erwiderte Abby düster. »Göttliche Bestimmung klingt besser als Selbstsucht oder Ehrgeiz, nicht? Aber ich habe keine himmlische Stimme gehört, die mir mitteilte, Jack Langdon sei mein Schicksal. Ich ... ich wollte ihn einfach nur.« Und wie sie ihn gewollt hatte! Nur hatte sie sich das bislang nicht eingestehen wollen.
»Es gibt schlimmere Gründe zu heiraten«, bemerkte Judith spöttisch. »Ich habe dich nie als selbstsüchtig oder gefühllos empfunden, also sprich dich zumindest davon frei. Ich finde es allerdings sehr interessant, dass Frayne nicht nur anfangs deinen Bedingungen zugestimmt hat, sondern auch danach keinen Versuch unternommen hat, sich herauszuwinden.«
»Wie du schon sagtest, ist es eine Frage der Ehre für ihn. Er hat sein Wort gegeben und seitdem anscheinend nicht mal mehr darüber nachgedacht.« Abby suchte nach einem passenden Vergleich. »Ich denke, für ihn ist das ungefähr so, wie ein Paar Stiefel in Auftrag zu geben. Selbst wenn er sie nach einer Weile nicht mehr wollte, würde er die Lieferung annehmen, weil er sein Wort gegeben hatte.«
Judith lachte. »Du bist ja wohl kaum ein Paar Stiefel, Abby! Ich glaube, wenn er wirklich nicht bereit wäre, dich zu heiraten, hätte er dir das inzwischen klargemacht. Vielleicht gefällt ihm der Gedanke ja sogar. Keiner seiner Freunde schien entsetzt darüber zu sein, was für mich ein gutes Zeichen ist.«
»Du verfügst doch über gewisse hellseherische Fähigkeiten, Judith. Kannst du uns zusammen in der Zukunft sehen?«
Judiths Blick wurde verschwommen. »Ich denke, dass ihr euch sehr gut ergänzen würdet. Er ist ein gutmütiger, liebenswürdiger Mann, der aber auch ... von inneren Dämonen getrieben ist. Er braucht eine starke Frau, die ihm helfen kann, diese Dämonen zu besiegen.«
Zum ersten Mal kam Abby der Gedanke, dass vielleicht auch Jacks Geist und nicht nur sein Körper geheilt werden musste und sie besser dazu befähigt war als die meisten. »Der Gedanke, dass ich ihm als Ehefrau von Nutzen sein könnte, gibt mir schon ein besseres Gefühl.«
»Heirate ihn nur ja nicht in
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