Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
dachte an die reizende Lady Cynthia Devereaux, die exquisite, feingliedrige blonde Schönheit, die ein Stückchen seines Herzens gewonnen hatte, als er ihr im vergangenen Frühjahr vor seiner Rückkehr nach Spanien begegnet war. Damals hatte er gedacht, er würde sich eine Frau wie sie suchen, wenn er bereit war, eine Ehe einzugehen. Und wenn er es jetzt war, warum dann nicht mit Lady Cynthia? Sie war noch immer ungebunden, wie Winslow einmal beiläufig bemerkt hatte. Sie schien nicht abgeneigt gewesen zu sein, und sie entsprach auch seinen Idealvorstellungen von der perfekten Frau.
Und dennoch war etwas Irreales oder Künstliches an ihrem kurzen Flirt gewesen. Er erinnerte sich an ihr trillerndes Lachen und ihren koketten Augenaufschlag, doch über ihren Charakter wusste er so gut wie nichts. Würde sie ihr Leben riskieren, um einen Fremden zu retten? Würde sie mitten im Chaos ruhig bleiben? Würde sie die Wahrheit sagen und ihn dabei mit Augen anschauen, die so klar wie Wasser und so tief waren wie die See?
Ja, Abigail Barton war eine Magierin, was Jack ausgesprochen störend und bedenklich fand. Sein Unfall hatte ihm jedoch nur allzu gut bewusst gemacht, dass er nicht unsterblich war. So gesehen hatte es zweifellos einiges für sich, eine begabte Heilerin im Haus zu haben.
Er betrachtete sie und fragte sich, wie dieser üppige Frauenkörper sich in seinem Bett anfühlen würde. Der Gedanke brachte ihn zu der schockierenden Erkenntnis, dass er seit seinem Unfall keinen erotischen Gedanken oder Traum gehabt hatte. O Gott, war das der Grund, warum sie ihn nicht heiraten wollte? »Werde ich in jeder Hinsicht wieder so wie früher sein? Ich meine, einschließlich ...« Errötend unterbrach er sich und versuchte es erneut. »Werde ich noch zu ehelichen Beziehungen imstande sein?«
In ihren Augen blitzte etwas auf, das Belustigung sein könnte, aber sie war höflich genug, um ernst zu bleiben. »Wenn Ihr vorher dazu in der Lage wart, werdet Ihr es auch wieder sein. Blutverlust hat viele Auswirkungen. Eine vorübergehende ... Unfähigkeit ist eine von ihnen.«
Er seufzte vor Erleichterung - und fragte sich, ob es außer ihr noch eine andere Frau in England geben mochte, mit der ein Mann so offen sprechen konnte. In diesem Sinne erklärte er: »Ihr sagt also, es sei ein Impuls gewesen, der Euch veranlasste, eine Heirat zu verlangen, aber meiner Erfahrung nach wird man nur selten aus dem Nichts heraus von einem Impuls erfasst. Habt Ihr Euch überlegt, dass Ihr vielleicht gern Lady Frayne sein würdet, und verwerft die Möglichkeit jetzt aus moralischen Bedenken?«
Ihr Gesicht verlor sogar noch mehr an Farbe. »Wie scharfsinnig Ihr seid, Mylord! Ja, der Gedanke, Euch zu heiraten, ist nicht ohne Reiz, aber Euch dazu zu nötigen wäre eine schlechte Basis für die intimste Beziehung, die zwei Menschen im Leben eingehen können. Eine Magierin zu heiraten, würde Euer Leben in vielerlei Hinsicht verändern, und das wiederum würde das meine komplizieren.« Nach kurzem Schweigen schlug sie schüchtern vor: »Vielleicht könnten wir ja Freunde bleiben?«
Die Verletzlichkeit, die sich in ihren Worten zeigte, versetzte Jack einen Stich ins Herz. Wie musste es gewesen sein, als Magierin aufzuwachsen, von einigen gebraucht, von anderen verachtet? Und eine Amazone wie sie war nicht die der herrschenden Mode entsprechende schlanke, grazile Frau, deren Aussehen sie für alles andere entschädigen würde. Die meisten Männer fühlten sich mehr zu zarten Geschöpfen wie Lady Cynthia hingezogen. Aber auch er, Jack, war ein großer, strammer Bursche, und es sprach sicher einiges dafür, eine Frau im Bett zu haben, bei der er keine Angst zu haben brauchte, ihr versehentlich etwas zu brechen.
Er brauchte eine Ehefrau und wollte nicht in der eleganten Welt nach jungen Damen suchen müssen, die im Alltagsleben vielleicht völlig anders waren als bei ihren gesellschaftlichen Auftritten. Miss Barton hatte sich als liebenswürdig, aufrichtig und anständig erwiesen. In London könnte er womöglich mehr Glück haben, doch wahrscheinlich würde er es sehr viel schlechter treffen, wenn er bedachte, wie ungeschickt er generell bei Frauen war.
Außerdem stand er trotz Miss Bartons Bereitschaft, ihn von seiner Verpflichtung zu entbinden, nach wie vor in ihrer Schuld. Und Ehre war ein strengerer Lehrmeister als die Dame selbst.
Zum letzten Mal ließ er sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Seine Familie und viele seiner Freunde würden
Weitere Kostenlose Bücher