Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
mehr als ein Wispern war. »Ich möchte dich nicht stören.«
»Oh, bitte stör mich ruhig«, sagte er und setzte sich auf. Seine Müdigkeit hatte nachgelassen, da nun etwas - jemand - anderes seine Aufmerksamkeit beanspruchte. »Wir hatten den ganzen Tag noch keine Gelegenheit, allein zu sein. Und auch wenn unsere Hochzeitsnacht verschoben werden muss, habe ich doch sicherlich das Recht auf einen Kuss.«
Abby lächelte ihn an. »Aber natürlich hast du das. Betrachte ihn als ein Versprechen, dass bessere Tage kommen werden«, sagte sie und errötete, als sie vortrat. »Oder bessere Nächte.«
An seinem Bett blieb sie stehen, und ihr Blick glitt zu der Haltung seines verletzten Beins unter der Bettdecke. »Du scheinst große Schmerzen zu haben. Soll ich sie verringern?«
»Oh ja, bitte.« Als sie die Decken zurückschlug, fragte er: »Was siehst du, wenn du dir eine Verletzung anschaust? Wie sieht Schmerz aus?«
Sie furchte die Brauen, als sie ein paar Zentimeter über seinem verletzten Bein die Hände wölbte. »Schmerz ist wie eine ruhelose rote Energie. Ich nehme ihn eigentlich nicht mit meinen Augen, sondern mit meinem Geist wahr. Einige Heiler wie mein Vater sehen tatsächlich ein Energiefeld um Menschen, das Aura genannt wird. Eine Aura ist ein Licht, das in verschiedenen Farben um einen Körper glüht. An der Aura eines Menschen lässt sich viel erkennen - ob die Person ruhig oder besorgt ist, gelassen oder aufgeregt. Ich wünschte, ich könnte die Aura eines Menschen sehen, aber zum Heilen genügt es, dass ich im Geist die Farben spüren kann.«
Sie hörte auf zu reden und konzentrierte sich auf sein Bein. Zu seinem Erstaunen sah Jack ein schwaches weißes Licht zwischen ihren Händen und seinem Bein glühen. Nein, das bildete er sich bestimmt nur ein, weil er müde war und sie davon gesprochen hatte, ein Licht zu spüren. Doch was immer sie auch tat, es wirkte. Der stechende Schmerz in seinem gebrochenen Bein verblasste zu einem kaum noch erwähnenswerten leichten Pochen. »Das ist schon viel besser. Danke, Abby.«
Sie richtete sich auf, und er sah, wie müde sie erschien. Da er sie seit seinem Unfall täglich gesehen hatte, war ihm nicht aufgefallen, dass von der gesunden Farbe, die sie am ersten Tag gehabt hatte, fast nichts mehr zu sehen war. Das konnte nur seine Schuld sein. Er rutschte in die Mitte des Bettes und griff nach ihrer Hand. »Komm her und lass dich küssen, Abby. Du hast so viel für mich getan, und niemand hat sich um dich gekümmert.«
»Mir geht es gut. Ich bin nur ein bisschen müde.« Aber sie ließ sich überreden, sich auf die Bettkante zu setzen.
»Komm näher. In dem Bett ist Platz genug für zwei.« An der Hand zog er sie neben sich, und sie streckte sich an seiner Seite aus und legte ihren Kopf an seine Schulter. Sie passte so wunderbar in seine Arme, als hätten sie schon immer nur auf sie gewartet.
Leise atmete sie aus. »Hm, das ist schön, aber ich möchte nicht riskieren, dir wehzutun.«
»Das wirst du nicht.« Im Gegenteil. Jetzt, da ihr weicher, wohlgeformter Körper sich an seinen schmiegte, waren seine Schmerzen und sein Unwohlsein vergessen. »Du hast alles in mir zur Ruhe gebracht, nicht nur mein Bein.«
Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, und ihr fielen die Augen zu. Ihre schöne, makellose Haut lud dazu ein, berührt zu werden, und Jack unternahm nicht mal den Versuch zu widerstehen.
Ihre Wange war sogar noch weicher, als sie aussah. Seine streichelnde Hand bewegte sich zu ihrem Haar. Es braun zu nennen, wäre mehr als unzutreffend, da der schwere Zopf mit tausend Schattierungen von Gold und Rot und Rötlichblond durchzogen war. Jack löste das Band, das den Zopf zusammenhielt, und schob seine Finger in die üppigen Wellen.
Abby murmelte: »Jetzt muss ich es wieder flechten, bevor ich zu Bett gehe, weil es sonst morgen hoffnungslos verheddert ist.«
»Mag sein, doch jetzt ist es wunderschön.« Er nahm eine Handvoll des weichen Haares und rieb seine Wange daran. Die seidigen Strähnen und ihr frischer, sauberer Kräuterduft hatten etwas ausgesprochen Sinnliches, stellte Jack zu seinem eigenen Erstaunen fest.
Sie war seine Frau. Er durfte sie küssen. Trotzdem zögerte er, weil ihm nur zu gut bewusst war, wie wenig Erfahrung er mit Frauen hatte. Er mochte Frauen; seine Schwester war seine beste Freundin gewesen, bevor er zur Stonebridge Academy geschickt worden war. Er hatte das höfliche gesellschaftliche Geplänkel gelernt und die körperlichen
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