Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
zog er bei ihr ein. Ich hatte nichts dagegen. Da ich in der Armee war und Celeste verheiratet, waren wir beide nicht in Yorkshire. Für ein Haus ist es besser, wenn es bewohnt ist, und ich wollte meiner Mutter auf keinen Fall das Gefühl geben, in dem Zuhause, in dem sie fünfundzwanzig Jahre lang die Herrin war, nicht willkommen zu sein.«
»Hast du sie bei deinem nächsten Urlaub in Yorkshire besucht?«
»Ja. Und ich hatte kaum das Haus betreten, als meine Mutter mir schon sagte, ich solle Frayne House vermieten, da sie und ihr Mann nicht mehr nach London fahren würden. Was eigenartig war, da meine Mutter früher immer sehr gern in der Stadt gewesen war.«
Der ganze Besuch war ausgesprochen merkwürdig gewesen, und Jack hatte kaum verbergen können, wie sehr es ihn drängte, wieder zu gehen und zu seinem Regiment zurückzukehren. Weil er lieber mitten im Kugelhagel war, als in der Nähe seines Stiefvaters. Und dennoch wollte ihm damals kein guter Grund einfallen, warum er so empfand. Nachdem er mit dem vertrauenswürdigen Verwalter seines Vaters Vereinbarungen getroffen hatte, den Besitz zu führen, hatte er sich wie ein Feigling aus dem Staub gemacht. »Da ich danach kein Interesse an weiteren Besuchen auf Langdale Hall hatte, habe ich beide seitdem nicht wieder gesehen. Meine Mutter und ich schreiben uns natürlich.«
»Ja, sicher«, murmelte Abby. »Um es mit anderen Worten auszudrücken, ist dir diese Ehe so zuwider, dass du deinem Stiefvater erlaubt hast, dich buchstäblich aus deinem eigenen Zuhause zu vertreiben. Hast du keine Angst, dass er deine Mutter schlecht behandeln könnte, wenn er ein so unangenehmer Zeitgenosse ist?«
»Nichts hat in ihren Briefen darauf hingedeutet, dass er jemals lieblos zu ihr war. Tatsächlich klingt sie sogar ausgesprochen glücklich.« Zu glücklich, hatte er manchmal gedacht. Sie war wie ein Kind, das noch nie etwas Böses erfahren hatte. Mit ihrer heutigen heiteren Ichbezogenheit war sie nicht viel anders, als sie früher schon gewesen war. Oder doch?
»Was hält deine Schwester von dieser Ehe?«
»Celeste hasst Scranton fast genauso sehr wie ich, unserer Mutter zuliebe hat sie Langdale Hall jedoch des Öfteren besucht. Sie hat nichts gesehen, was Anlass zur Sorge um Mutters Wohlergehen gab. Sie meinte nur, Scranton sei überfürsorglich, und argwöhnt, dass er meine Mutter ganz für sich haben will, was der Grund sein mag, warum sie nie nach London fahren. Sie pflegen nicht einmal geselligen Umgang mit ihren Nachbarn, aber meine Mutter scheint zufrieden zu sein mit ihrem ruhigen Leben. Celeste kann sie nicht mal dazu bringen, Alderton Abbey, Piers Familiensitz, zu besuchen, der nur eine Tagesreise weit entfernt liegt.«
»Warum hasst du Scranton dann so sehr?«
Jacks Lippen wurden schmal, als er beschloss, ihr die ganze Wahrheit über seine Empfindungen zu sagen. »Weil er ein schlechter Mensch ist. Seit seinem Einzug in Langdale Hall haben das Land und die Leute dort gelitten. Leider hat er jedoch absolut nichts getan, worauf ich den Finger legen könnte, um ihm nachzuweisen, dass es falsch war.«
Er rechnete schon fast damit, dass Abby ihm auf ihre sanfte Art zu verstehen geben würde, er sei unvernünftig, weil er vermutlich eifersüchtig auf den Mann seiner Mutter war, aber stattdessen erklärte sie nur ernst: »Wenn dein Instinkt dir sagt, dass Scranton ein schlechter Mensch ist, hast du wahrscheinlich recht. Du hast ein zu großzügiges Naturell, um misstrauisch zu werden, wenn kein Grund dazu besteht.«
»Du bist zu freundlich, Abby«, entgegnete er schroff. »Die nackte Wahrheit ist, dass ich mich von Langdale Hall ferngehalten habe, weil ich befürchte, dass ich Scranton vielleicht ermorden würde, wenn ich dort wäre, und dann würde ich gehängt, was alle sehr bestürzen würde.« Manchmal träumte er davon, Scranton mit seinen bloßen Händen zu erwürgen. Und nicht zu schnell. »Deshalb habe ich mich von Yorkshire ferngehalten und zugelassen, dass unsere Pächter unter der Schlechtigkeit des Mannes leiden. Ich bin ein Feigling, der sich vor seiner Verantwortung gedrückt hat und nicht dazu geeignet ist, der Lehnsherr Langdale Halls zu sein.«
So, jetzt war es heraus - seine Frau wusste das Schlimmste von ihm. Er erwartete schon halb, dass sie sich abwenden würde, doch stattdessen kuschelte sie sich noch enger an ihn, sodass er ihre Wärme auf sich übergehen fühlen konnte. »Du bist kein Feigling, Jack. Irgendetwas stimmt nicht auf deinem
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