Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
Thema ein unangenehmes war, gab es allerdings auch keine Möglichkeit, ihm aus dem Weg zu gehen.
»Ich nehme an, dass du Alderton nicht danach gefragt hast, weil Männer über solche Dinge ja nicht gern sprechen«, stellte Abby nüchtern fest. »Celeste war da entgegenkommender. Es gibt ein paar oberflächliche Themen, die ihre Ehe belasten, doch das eigentliche Problem ist ihre Kinderlosigkeit. Der Grund, warum sie und ich uns so schnell angefreundet haben, ist der, dass sie mich fragte, ob ich ihre Unfruchtbarkeit behandeln könnte.«
»Kannst du denn so etwas heilen?«, fragte Jack, außerstande, den hoffnungsvollen Ton zu unterdrücken, der in seiner Stimme mitschwang. Obwohl er und seine Schwester nie über diese Angelegenheit gesprochen hatten, wusste er doch, dass die Kinderlosigkeit Celeste quälte. Sie hatte während seiner Zeit bei der Armee von allen am regelmäßigsten mit ihm korrespondiert. Anfangs hatte sie sich noch begeistert darüber ausgelassen, dass sie und Piers schon bald ein Kinderzimmer einrichten würden, und Spekulationen darüber angestellt, ob ihr erstes Kind ein Junge oder ein Mädchen sein würde. Mit der Zeit hatte ihr Optimismus jedoch nachgelassen und war deprimiertem Schweigen gewichen.
»Ich kann es versuchen, aber ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird. Wenn nicht, kann Judith vielleicht helfen. Sie ist besonders gut in der Behandlung solcher Dinge.« Abby seufzte. »Manchmal bewirken Heilungen Wunder, doch genauso oft auch nicht. Ich wünschte, ich könnte mehr bewirken.«
»Wenn du alle Gebrechen heilen könntest, mit denen die Menschen zu dir kommen, würdest du in einer Woche an Erschöpfung sterben.« Er streichelte ihren Oberkörper und spürte, dass ihre Rippen weiter vorstanden als vorher, was ihn erstaunte und beunruhigte. »Du tust ohnehin schon viel zu viel. Wenn du noch größere Macht besäßest, wärst du noch viel früher tot.«
»Du hast recht. Das ist die Gefahr, die Heilern immer droht. Wir müssen fürsorglich sein, aber auch unsere Grenzen akzeptieren. Und darin bin ich leider nicht sehr gut.« Ihre Stimme war traurig.
»Es gibt immer einen weiteren verzweifelten Menschen, der dich bittet, Unfruchtbarkeit, einen gebrochenen Nacken oder eine Lungenkrankheit zu heilen. Ich bin auch nicht besser als andere. Ich will dich beschützen, aber ich bin dir zugleich unendlich dankbar, dass du meine nichtsnutzige Haut gerettet hast, und ich kann nicht umhin zu hoffen, dass du auch Celeste wirst helfen können.«
»Was der Grund ist, warum Heiler für gewöhnlich nicht sehr gern von ihrer Arbeit sprechen. Selbst die besten von uns können nie genug tun.« Nach einem kurzen Schweigen fragte Abby: »Wie ist dein Vater gestorben?«
»Bei einem Reitunfall.« Jack verzog den Mund. »Er versuchte eine Steinmauer zu überspringen, die zu hoch war, und wurde abgeworfen, als sein Pferd den Sprung nicht schaffte. Dabei brach er sich den Schädel. Reitunfälle liegen bei uns in der Familie.«
Abby zog scharf den Atem ein. »Bist du sicher, dass sein Tod ein Unfall war?«
Zum Teufel mit der Frau. Er hätte wissen müssen, dass sie diese nicht zu beantwortende Frage stellen würde. »Ich weiß es nicht. Manchmal habe ich mich gefragt, ob er ganz bewusst so leichtsinnig war und sich so viel abverlangte, dass er irgendwann zu weit ging.« Noch nie war Jack sich so stark der Ähnlichkeiten zwischen sich und seinem Vater bewusst gewesen. »Er hatte etwas Melancholisches an sich. Falls er gerade in einer seiner düsteren Stimmungen war, wäre es möglich, dass er an jenem Tag Erlösung suchte. Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen.«
»Vielleicht konnte er nicht mehr damit leben, seine wahre Natur zu unterdrücken«, sagte Abby sanft. »Möge seine Seele in Frieden ruhen.«
Ein äußerst merkwürdiges Gefühl erfasste Jack, als legte sich eine geisterhafte Hand für einen Moment auf seine Brust. Nein, auf sein Herz, und die Energie, die ihn durchströmte, war ihm auf schmerzliche Weise vertraut. »Wie seltsam«, flüsterte er. »Ich spüre, dass mein Vater hier ist und endlich wahren Frieden gefunden hat.« Weil seine Kinder lernten, sich selbst zu akzeptieren? Wenn ja, war auch das Abbys Werk. Er küsste sie auf die Stirn.
»Du hast mir noch nie von deiner Mutter erzählt. Oder von deinem Stiefvater.«
»Gerade habe ich gedacht, was für eine wundervolle Frau du bist, und da stellst du mir eine weitere unmögliche Frage«, sagte er halb belustigt und halb
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