Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
irritiert.
Sie legte ihre Hand auf seine Brust, an die gleiche Stelle, wo die geisterhafte, unsichtbare ihn berührt hatte. »Da wir bald nach Yorkshire reisen werden, ist es besser, wenn ich weiß, was mich erwartet.«
Sie hatte wie immer recht. Bei der Armee hatte er seine Männer auch nie in drohende Gefahren geschickt, ohne sie so gut wie möglich vorzubereiten.
Nachdem er seine Gedanken geordnet hatte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass es ihm leichter fiel, über seine Familie zu sprechen, als er gedacht hatte. »Meine Mutter, Helen, ist wie ein schimmernder goldener Schmetterling, schön und stets bereit, im Sonnenschein zu tanzen. Männer waren schon in sie verliebt, als sie noch in der Wiege lag. Sie hat eine sonnige Natur; ich bin noch nie jemandem begegnet, der nicht bezaubert von ihr war.«
Jack dachte an seine Kindheit. Seine Mutter war von einer Unbekümmertheit, die ihn als Jungen frustriert hatte, aber auf ihre sorglose Weise hatte sie ihre Kinder geliebt. »Sie war die Tochter eines Geistlichen aus Yorkshire - sie hatte eine gute Erziehung, aber keine Mitgift zu erwarten. Ihres Charmes und ihrer Schönheit wegen konnte sie jedoch unter vielen Heiratskandidaten wählen. Und sie entschied sich für meinen Vater.«
»Wenn ich das fragen darf, ohne allzu indiskret zu sein - hat sie ihn geliebt, oder glaubst du, dass sie mehr verliebt in die Idee war, Lady Frayne zu sein?«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, musste Jack zugeben. »Ich nehme an, es war ein bisschen von beidem. Sie und mein Vater schienen jedoch gut zusammenzupassen. Sie konnte ihn sogar während seiner düsteren Stimmungen zum Lächeln bringen. Sie war es, die ihn beruhigte, nachdem ich gegen seinen Willen ein Offizierspatent erworben hatte. Er wollte nicht, dass sein Erbe in irgendeinem fremden Land an Fieber oder einer Schussverletzung stirbt. Was natürlich verständlich ist, aber ich war dennoch fest entschlossen, zur Armee zu gehen.«
»Warum eigentlich?«, fragte Abby neugierig. »Es kommt nur selten vor, dass der einzige Sohn eines Angehörigen des Hochadels so etwas tut. Warst du so versessen darauf, Soldat zu werden?«
»In gewisser Weise schon, doch vor allem wollte ich meinen Vater ärgern. Es war harte Arbeit für meine Mutter, ihn dazu zu bringen, sich mit meinem Handeln abzufinden. Nachdem er seinen Zorn gemeistert hatte, begannen wir, uns zu schreiben. Nicht lange danach starb er, und ich war froh, dass wir uns vorher ausgesöhnt hatten.« Er hatte nie damit gerechnet, dass sein Vater in der Blüte seiner Jahre sterben würde. Es war eine bittere Lektion gewesen, wie unvorhersehbar das Leben war.
»Er klingt wie ein Mann, mit dem kein leichtes Umgehen war, der jedoch sein Bestes tat, um seiner Verantwortung, wie er sie sah, gerecht zu werden. Wenn er doch nur imstande gewesen wäre, seine eigene Macht zu akzeptieren!« Abby schob ihren kalten Fuß unter Jacks Bein. »Ich nehme an, dass dein Verhältnis zu deinem Stiefvater vermutlich nicht sehr gut ist.«
»Ich ziehe es vor, ihn als den Ehemann meiner Mutter zu betrachten«, erwiderte Jack und konnte nicht verhindern, dass sich ein harter Ton in seine Stimme schlich. »Er ist nie ein Vater für mich gewesen. Und das würde ich auch gar nicht wollen.«
»Erzähl mir von ihm. Das Gute und das Schlechte. Denn etwas Gutes muss er doch wohl haben.«
Jack überlegte kurz, weil er nicht unfair sein wollte. »Ich kenne Sir Alfred Scranton nicht gut, weil er den angrenzenden Besitz erst erbte, nachdem ich Langdale schon verlassen hatte. Aber er ist ein angesehener Großgrundbesitzer in Yorkshire, und er liebt meine Mutter abgöttisch, mehr sogar noch als mein Vater.«
»Wann haben er und deine Mutter geheiratet?«
»Ein Jahr nach dem Tod meines Vaters tauschte meine Mutter ihre Trauerkleidung gegen einen Brautstrauß aus.« Er hatte damit gerechnet, dass sie wieder heiraten würde, nur dass es so bald geschehen würde, das hatte er nicht erwartet.
»Mochtest du ihn von Anfang an nicht?«
»Nein, ich war froh, dass Mutter jemanden hatte, der sich um sie kümmerte. Sie ist nicht gern allein. Es schien auch eine gute Partie zu sein, da Scranton ein wohlhabender und bedeutender Mann ist. Aber er hat sich als Plage herausgestellt, im wahrsten Sinne dieses Wortes. Langdale Hall ist immer mehr verkommen, seit er dort eingezogen ist.«
»Sie leben nicht auf seinem Besitz?«, fragte Abby erstaunt.
»Meine Mutter wollte ihr Haus nicht verlassen, deshalb
Weitere Kostenlose Bücher