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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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silbernen Ziffernblatt und schwarzen, römischen Zahlen. Sie war das Einzige, das ich von meinem Vater als Erinnerung behalten hatte. Sie war mal wieder stehengeblieben. Ich liebte mechanische Uhren. Ich liebte es, sie abends an dem kleinen Rädchen aufzuziehen. Der Nachteil allerdings war, dass sie stehenblieb, wenn ich es vergaß, was häufig passierte.
    »Wie spät ist es?«
    »Gleich halb zehn«, sagte David.
    Ich stand auf und ging zu meiner Handtasche. Irgendwo musste Mankiewiscs Visitenkarte sein. Ich wühlte in den Seitentaschen. Ich fuhr mit der Hand in der Tasche entlang. Ich schüttete sie auf dem Bett aus. Unter einem benutzten Tempotaschentuch lag sie, wie er sie mir gegeben hatte: eine Ecke eingeknickt.
    »Gib mir dein Handy«, sagte ich. »Meins hat seinen Geist schon gestern aufgegeben, und ich habe das Netzteil vergessen.«
    David reichte es mir. Ich gab Mankiewiscs Dienstnummer ein und lauschte dem Klingeln.
    Schließlich nahm jemand den Anruf entgegen. Es war eine Frauenstimme. Sie stellte sich als Petra Milow vor und erklärte
mir freundlich, aber bestimmt, ich könne weder mit Mankiewisc noch mit Groß sprechen, denn beide seien außer Haus und kämen voraussichtlich an diesem Tag auch nicht noch einmal zurück. Ich sagte, ich wisse das, und bat sie um ihre Handynummer, doch sie lehnte ab. Es sei ihr nicht erlaubt, die Handynummern der beiden Kommissare herauszugeben. Ich verstand auch das. Unsere Assistenten in der Redaktion waren ebenfalls angewiesen, weder Durchwahl noch Handynummern der Redakteure an Fremde weiterzugeben. Mein Verständnis änderte nichts an der Sachlage. Ich brauchte seine Nummer.
    »Mit wem kann ich dann reden?«, fragte ich. »Wer kennt sich im Fall von Claire Silberstein noch aus?« In meiner Stimme schwang ein panischer Unterton mit, und er gefiel mir nicht. Doch ich wusste, woher er kam.
    »Einen Augenblick«, sagte Petra Milow. Danach befand ich mich in einer Art sphärischem Niemandsland, in dem eine anonyme Computerstimme den Anrufer über die Möglichkeiten eines Einbruchsschutzes auf klärte.
    »Was willst du von ihnen?«, fragte David neben mir.
    Ich schüttelte abwehrend den Kopf und legte den Zeigefinger auf die Lippen.
    »Lichtenberg«, sagte eine junge Stimme, die ich kannte. »Was kann ich für Sie tun, Frau Steinfeld?«
    »Stefan«, sagte ich überrascht. »Das ist ja schön. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut«, sagte er. »Ich darf hier mitarbeiten.«
    »Das ist doch großartig«, sagte ich.
    »Na ja.«
    »Freuen Sie sich, das ist eine Auszeichnung.«
    Der Junge am anderen Ende der Leitung gluckste. »Ich mach hier die Hilfsarbeiten. Aber besser, als nur im Auto zu sitzen oder Streife zu fahren.« Es klang glücklich und unprofessionell. Aber er war jung und hatte noch genügend Zeit, ein echter Profi zu werden.

    »Sie müssen mir helfen«, sagte ich.
    »Wenn ich kann?« Es klang mehr wie eine Frage.
    »Wann haben Sie Max Renner das letzte Mal auf dem Revier gesehen, und bei wem war er?«, fragte ich und konnte spüren, wie er am anderen Ende der Leitung erstarrte.
    »Was ist?«, fragte ich, als er nichts sagte.
    »Das weiß ich nicht und selbst wenn, darf ich darüber nichts sagen.«
    »War es erst jetzt?«, fragte ich. Doch er schwieg. »Stefan. Ich muss es wissen.«
    »Ich darf nicht. Dienstanweisung«, sagte er knapp, und das klang schon sehr, als würde er bei keinem Geringeren als Mankiewisc persönlich in der Ausbildung sein.
    »Ich möchte Ihnen etwas übergeben«, legte ich meinen Köder aus.
    »Den zweiten Erpresserbrief mit der Lösegeldforderung?«, fragte er.
    »Woher wissen Sie das?« Ich war wirklich perplex.
    »Mankiewisc hat gesagt, ich muss den Brief heute beschaffen. Egal wie. Es gibt vielleicht Fingerabdrücke.«
    »Wie hätten Sie es gemacht, wenn ich nicht angerufen hätte?«
    »Er sagte, ich soll Sie anrufen und fragen, wo wir uns treffen können. Ich musste hier nur noch was erledigen, dann hätte ich mich gemeldet.«
    »Wo sind die beiden?«, fragte ich und wusste es doch. Ich wollte nur noch eine Bestätigung.
    »In Bad Oldesloe und Horststätt. Sie vernehmen alle, die mit Christine Metternich, Ihrer Mutter und Jörn Bruchsahl bekannt waren.«
    »Wir treffen uns in einer halben Stunde im Haus von David und Peter Plotzer«, sagte ich und gab ihm die Adresse.
    »Frau Steinfeld?«, fragte Stefan unsicher.
    »Ja?«

    »Ich gebe Ihnen die Nummer«, sagte er. »Aber sagen Sie Mankiewisc nicht, dass Sie sie von mir haben.«
    Ich versprach es,

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