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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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grobknochig und sehr breit waren und in einem merkwürdigen Kontrast zu seiner Kleidung und seinem Benehmen standen.
    »Was soll das denn?«, fragte David, und ich kam mir unter meiner Bettdecke sehr jung und sehr lächerlich vor.
    »Sie verlassen mein Haus. Sofort.« Peter Plotzer ignorierte seinen Sohn, als existierte er nicht. »Weder Sie noch irgendjemand aus Ihrer Familie, und das meint auch Frau Lehmholz,
wird es jemals wieder betreten.« Seine Stimme mochte brüchig klingen, der Körper alt und schwach wirken, doch seinen Sätzen wohnte noch immer Autorität inne.
    »Das hätte doch auch bis nach dem Frühstück Zeit gehabt.« David schien sich nicht daran zu stören, dass sein Vater ihn überging, und wandte sich an den Butler. »Bring ihn bitte zurück.«
    Plotzer schaute zu dem Butler hoch. Thomas Hart schüttelte den Kopf.
    »Er zahlt das Gehalt«, sagte er. »Sie haben es beide nie geändert.«
    »Hier im Haus«, sagte Peter Plotzer, »habe ich das Sagen. Es sind immer noch meine Angestellten. Wenn ich will, dass jemand geht, dann geht er.«
    Plotzer betätigte einen Knopf. Leise summend fuhr der Rollstuhl dicht an das Bett heran. Sein Kopf zitterte einen Deut mehr, während seine Hände die Lehne umklammerten, so dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Ich möchte, dass Sie eines verstehen. Ich habe in meiner Jugend vielleicht den einen oder anderen Fehler gemacht. Aber ich bin Geschäftsmann. Ich habe hart gearbeitet, und ich werde nicht zulassen, dass Sie mein Lebenswerk zerstören.«
    »Das habe ich nicht vor.« Ich richtete mich in dem Bett auf und lehnte den Rücken an das Kopfteil.
    »Ihre Mutter hatte einen Vertrag mit mir. Sie hat sich daran gehalten, und ich erwarte, dass Sie sich ebenfalls daran halten.«
    »Haben Sie ihr das Geld eigentlich freiwillig gegeben?«
    Plotzer verzog den Mund zu einem dünnen Lächeln, das die oberen Vorderzähne entblößte, und zum ersten Mal fiel mir auf, wie gelblich und unansehnlich sie waren.
    »Was glauben Sie?«
    »Sie sind Geschäftsmann. Freiwillig würden Sie niemals Geld herausgeben.«
    »Eben«, erwiderte er.

    »Sie hat Sie erpresst.«
    Er legte die Stirn in Falten, doch das Lächeln blieb.
    »Ich sage es mal so: Wir hatten mal wieder eine geschäftliche Vereinbarung.«
    »Und die war?«
    »Schweigen Sie«, sagte Thomas Hart unvermittelt, noch bevor Plotzer antworten konnte, und ich sah ihn erstaunt an. Ich hatte gedacht, er sei vollkommen ohne jede Emotion.
    Plotzer warf ihm einen Blick zu, dann mir. Das Lächeln, das seine Augen hervorbrachten, war von einer unverfrorenen Selbstgewissheit. »Es ist immer interessant, jemanden zu beobachten, der in eine Falle tappt, von der er glaubt, er hätte sie einem anderen gestellt.«
    »Bitte!« Der Butler machte einen Schritt nach vorn und beugte sich neben dem Rollstuhl zu Peter Plotzer hinunter. »Tun Sie das nicht.«
    Plotzer machte mit dem Arm eine wegwerfende Bewegung, und Thomas Hart trat wieder hinter den Rollstuhl zurück. »Wissen Sie, wie alt Ihre Mutter 1989 war?«, wandte er sich erneut an mich.
    »Fast sechzig.«
    »Sie hatte sich hervorragend gehalten …«
    »Sie Schwein!« Ich sprang aus dem Bett, und es war mir egal, dass ich nur ein T-Shirt und ein Höschen trug. Ich baute mich vor ihm auf, den Oberkörper zu ihm gebeugt, die Hände auf die Lehne seine Rollstuhls gestützt. Unsere Gesichter berührten sich fast, und ich roch seinen Atem. Es war der bittere Geruch alter, kranker Männer, der noch einen Hauch von Kaffee in sich trug. Doch das machte es nicht erträglicher. Seine Augen besaßen wieder diesen Ausdruck unbeteiligter Neugierde, als würde er ein Experiment beobachten.
    Er ekelte mich an, und es war mir gleichgültig, ob er es mir ansah. »Sie haben sie nicht angerührt.«
    »Wir hatten ein Abkommen. Sehen Sie, eine Leistung erwartet
immer eine Gegenleistung. So ist das nun mal im Geschäftsleben«, erwiderte er.
    Ich löste meine Hände und richtete mich auf. Ich ertrug weder seinen Atem noch diese körperliche Nähe. Seine Augen blickten amüsiert, während er leise weitersprach. »Die Leistung Ihrer werten Mutter, mit Verlaub, konnte nicht nur darin bestehen, dass sie über eine angebliche Vergewaltigung schwieg, die es ohnehin nie gegeben hatte. Da stand doch Wort gegen Wort, denn der DNA-Test bewies lediglich, dass ich der Vater war. Es war ohnehin mehr als zweifelhaft, ob der überhaupt gerichtlich verwertbar war.«
    Diesmal lächelte ich. »Ein DNA-Test wurde 1988 zum ersten

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