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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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auseinander, und er stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Jedenfalls musste ich mich wieder mehr um die Geschäfte kümmern, die eigentlich mein Sohn erledigen sollte. Da gingen die Geschäfte vor.«
    Ich ließ das auf sich beruhen. Es passte zu seiner Art zu denken, und ich wollte noch etwas anderes erfahren.

    »Haben Sie ihr die 250 000 Mark eigentlich bar gegeben?« Ich wusste es zwar aus dem Laptop meiner Mutter und von der Aussage des Bankangestellten, doch ich wollte auf etwas Spezielles hinaus.
    »Natürlich«, sagte Plotzer »oder denken Sie etwa, so etwas überweist man.«
    »Schwarzgeld«, sagte ich lapidar.
    »Das geht Sie nichts an«, erwiderte er trocken.
    »Da haben Sie allerdings recht«, sagte ich, denn ich wollte noch etwas viel Wichtigeres wissen. »Hieß sie da schon Claire Silberstein?«
    Er schwieg.
    »Hatte sie schon einen anderen Namen angenommen«, hakte ich nach.
    Plotzer dachte einen Moment nach.
    »Nein, natürlich nicht. Sie hieß Behrmann, wie früher. Erst in Horststätt hatte sie diesen neuen Namen. Nur damit Sie es wissen, es ging ihr nicht um mich. Sie wollte auf keinen Fall, dass irgendjemand sie mit Madeleine in Verbindung bringt. Deshalb nahm sie diesen Namen an. Ich glaube, das war wegen der Adoptiveltern. Die hätten kaum akzeptiert, dass Madeleines leibliche Mutter in dem Kaff wohnt. Sie kennen doch Dörfer und den Tratsch dort. Ihre Mutter wäre ausgegrenzt worden und nicht an Informationen gekommen.«
    Aus der Tasche des Butlers ertönte ein Summen. Er zog etwas heraus, das wie ein Handy aussah, jedoch ein Walkie-Talkie war.
    Thomas Hart hob es ans Ohr.
    »Draußen steht ein silberner Mercedes«, sagte er.
    »Und?«, fragte Peter Plotzer.
    »Ein Polizist«, sagte er. »Er will zu Frau Steinfeld.«
    »Scheiße«, tönte Peter Plotzers Bass krächzend durch das Zimmer. »Merken Sie sich Folgendes«, sagte er zu mir, während er schon wieder seinen Rollstuhl in Gang setzte. »Ich habe
Ihrer Mutter niemals etwas angetan, und ich habe für diese Tochter bezahlt. Mehr als genug. Mehr als ich musste. Glauben Sie mir: Ich habe genug über Sie und Ihre Mutter in der Hand, um Sie fertigzumachen, wenn von dieser Geschichte auch nur ein Wort in der Presse erscheint.«
    Ich starrte ihn an, und er schien mir alle meine Schlussfolgerungen vom Gesicht abzulesen.
    »Das kann Sie doch nicht überraschen«, sagte er. »Ich weiß immer, wo ich stehe und wie dick oder dünn das Eis ist, über das ich gehe.«
    Ich antwortete nicht gleich.
    »Ich hoffe, Sie hören auf die Stimme der Vernunft«, sagte Peter Plotzer.
    »Jetzt reicht es aber, Vater«, sagte David.
    Plotzer drehte den Rollstuhl und fuhr zur Tür, die ihm Thomas Hart aufhielt.
    Kaum waren sie verschwunden, öffnete sie sich noch einmal einen Spalt. In dem Spalt erschien der Kopf des Butlers.
    »Entschuldigen Sie, bitte«, brachte er leise hervor.
    »Keine Ursache«, sagten David und ich wie aus einem Mund.
    Thomas Hart nickte, und ich hatte den Eindruck, dass er gern noch etwas hinzugefügt hätte, doch dann schloss er ebenso leise die Tür, wie er sie zuvor geöffnet hatte.
    Vor der Tür blieb eine dunkelblaue Nylontasche zurück.
    Ich sah David fragend an.
    »Da ist das Geld drin«, sagte David. »Mein Vater schießt es vor. So schnell konnte ich keins flüssig machen.«
    »Dein Vater aber schon.« In meiner Stimme klang Ekel mit.
    »Sagen wir mal, er hat immer etwas im Haus. Das ist ja kein Verbrechen.«
    Ich hatte bislang nie darüber nachgedacht, doch jetzt eroberte die Erkenntnis glatt und butterweich meinen Verstand.
    »Dein Vater hat das Geld für Johanna auch bereitgestellt, stimmt’s?«

    »Zum Beispiel«, sagte David zögernd.
    »Hast du es ihm je zurückgegeben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wozu?«
    »Ich bin nicht angezogen. Kannst du mir bitte meinen Koffer aus dem Auto holen lassen?«, fragte ich schroff und griff mir an die Stirn. Ich könnte jetzt Stunden mit ihm darüber diskutieren, ob es mir gefiel, dass der Vergewaltiger meiner Mutter das Lösegeld für Johanna gezahlt hatte und es nun auch für Josey zur Verfügung stellte. Ich konnte auch stundenlang darüber nachdenken, welche Motive Peter Plotzer haben mochte und ob er glaubte, damit Vergebung zu erlangen, welcher Art auch immer die sein mochte. Ich konnte auch spekulieren, ob meine Mutter ihm vergeben hatte.
    Doch das, worauf es ankam, war allein, meine Tochter zurückzubekommen. Dafür war es im Moment egal, von wem das Geld kam, und alles andere konnte

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