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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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Punkt, da hat sie mich gehasst dafür, dass deine Tochter tot war und sie hier bei mir und nicht bei dir war. Als könnte ich etwas dafür! Dabei hast du für einen Mord im Gefängnis gesessen, rechtskräftig verurteilt.« Ihre Stimme war leiser geworden. Die letzten Worte verstand ich kaum noch.
    »Ich war es aber nicht«, sagte ich.
    Es prallte an ihr ab. Ihr Blick war unerbittlich, und das Gesicht verschloss sich. Um ihren Mund spielte ein verbittertes Lächeln.

    »Clara, ich verurteile dich nicht. Ich weiß nicht, zu was ich fähig wäre, wenn man meiner Tochter so etwas angetan hätte.«
    »Einen Mord?«
    »Sie starb an einem Asthmaanfall. Das war kein Mord«, sagte sie ungeduldig, als würde sie jemandem zum x-ten Mal den Weg erklären.
    »Aber sie haben sie sterben lassen.«
    Sie betrachtete mich mit scharfem Blick, und dann ging in ihren Augen eine merkwürdige Veränderung vor sich. »Woher willst du das wissen? Du warst doch nicht dabei. Vielleicht ging es zu schnell. Der Turm war einfach zu abgelegen.« Ihre Stimme vibrierte, als stünde sie kurz davor zu weinen.
    »Du verteidigst ihre Entführer?«, fragte ich fassungslos mit einer grellen Stimme, die dafür sorgte, dass der Schäferhund seinen Kopf anhob und leise knurrte.
    »Aus, Erwin«, sagte sie. Er setzte sich auf seine Hinterpfoten, und sie ging zu ihm und tätschelte ihm den Kopf. »Schon gut«, sagte sie, und er legte sich wieder hin. Als sie sich zu mir drehte, hatte sie wieder dieselbe reglose Maske aufgesetzt.
    »Er hasst streitende Stimmen, und er reagiert sofort, wenn er glaubt, ich werde bedroht.« Sie kam zurück und setzte sich erneut.
    »Wir alle wissen, dass du, Clara Steinfeld, Jörn erschossen hast«, fuhr sie dann fort. »Deshalb habe ich dir geraten, nicht zu sagen, wer du wirklich bist. Jörn ist hier im Dorf aufgewachsen. Er war der Arzt der Menschen hier, und sie liebten ihn. Ein Landarzt ist etwas anderes als ein Arzt in einer Großstadt. Jörn kannte hier jeden, und er hat in all den Jahren nicht nur ein Kind mit auf die Welt gebracht. Glaub mir, es gibt nicht nur einen, der sich bis heute wünscht, er bekäme dich in die Finger.«
    »Mankiewisc und Groß waren gestern hier«, sagte ich, als sie schwieg.
    »Ich weiß«, sagte sie, und als ich fragend schaute, fuhr sie fort. »Du bist hier in einem Dorf. Jeder kennt inzwischen den
Wagen der beiden. Wahrscheinlich wusste das halbe Dorf innerhalb der nächsten Stunde, dass sie bei dir waren.«
    Ich warf alles über den Haufen, was mir Mankiewisc und Groß geraten hatten. Ich wollte meine Tochter zurück. Jetzt und hier.
    »Sie haben in Christines Haus ein Tagebuch gefunden«, log ich und beobachtete ihre Reaktion, doch es gab keine.
    »Das ist unmöglich«, sagte Madeleine mit unbewegter Miene.
    »Dann hätten sie es wohl nicht gefunden«, sagte ich scharf.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kenne Christine, seitdem wir laufen können. Sie hat nur einmal in ihrem Leben ein Tagebuch geschrieben. Das war während ihrer Schwangerschaft, und es stand drin, wer der Vater war. Das war ja der Auslöser für ihre ganze blöde Lebenskatastrophe. Denn als sie ihren Eltern erzählte, sie sei schwanger, schnüffelte ihre Mutter in ihrem Tagebuch. So kam dann raus, dass ihr Stiefbruder Thomas der Vater war. Es war ihr eine Lehre. Nie wieder hat sie eins geschrieben.«
    »Aber es soll doch Tassilo von Weiden sein.« Ich war zu perplex.
    »Was redest du da?«
    »Es stand drin.« Ich beharrte darauf, denn meine Mutter hatte es in ihrem Dossier über Christine Metternich geschrieben.
    Sie lachte schrill. Erwin sprang auf, bellte mit einer tiefen, grollenden Stimme wie von Sinnen und rannte an mir vorbei zur Terrassentür.
    Madeleine sprang ebenfalls auf. »Erwin, aus«, befahl sie laut und herrisch. »Aus, Erwin!« Der Hund kümmerte sich nicht um Madeleine. Er stand hoch aufgerichtet an der Tür, die Pfoten auf das Glas gelegt, rutschte ab, sprang erneut an der Tür hoch und bellte ohrenbetäubend.
    Madeleine riss ihn am Halsband zurück. »Platz«, sagte sie, öffnete die Tür und sah nach draußen. Der Hund beruhigte sich und setzte sich auf seine Hinterpfoten.

    »Wahrscheinlich eine der dämlichen Katzen. Er flippt aus, wenn er Katzen sieht«, sagte sie, schnippte mit den Fingern und zeigte in Richtung Kamin. Erwin trottete an seinen Platz zurück und legte sich wieder hin. Er hielt den Kopf aufrecht, die Ohren gespitzt, jederzeit bereit, wieder zum Fenster zu stürzen.
    Madeleine setzte sich

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