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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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diese Lügen und Halbwahrheiten nicht mehr aus.
    »Du und Christine«, sagte ich, »ihr beide habt Johanna in Christines Keller gefunden, als ihr aus dem Urlaub zurückkamt. Thomas Hart hat sie in den Turm gebracht, wo sie dann gestorben ist.«
    Ihr Kopf zuckte vor. »Woher weißt du das?«, fragte sie atemlos. »Woher, meine Güte?«
    »Johanna hat ihren Namen in den Wandputz des Kellers geritzt.«
    »Oh, nein!«
    Sie brach vor meinen Augen zusammen und weinte, und ich bekam nur noch wenig aus ihr heraus. Doch es reichte, um zu wissen, was ich am nächsten Morgen zu tun hatte.

    »Thomas Hart hat jetzt Josephine«, sagte ich irgendwann. Ich beobachtete sie angespannt, und ich sah es an ihren Augen. Es war nur ein kurzes Aufflackern, und es traf mich wie ein Hammerschlag. Sie wusste es längst. Ich versuchte, meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen.
    »Du hast Jörn Bruchsahl umgebracht«, stammelte sie. »Du bist eine Mörderin, nicht ich.«
    Ich hatte keine Gelegenheit, etwas zu erwidern, denn es klopfte an die Scheibe der Terrassentür, und ich zuckte zusammen.
    Als ich erkannte, wer es war, ging ich, um die Tür zu öffnen.
    »Ich habe geklingelt«, sagte David, als ich sie aufzog.
    »Ich habe nichts gehört.« Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, und küsste ihn rechts und links auf die Wange. Es schien mir richtig, und es fühlte sich gut an, als auch er meine Wange küsste und mir dann eine Flasche Rotwein in die Hand drückte.
    Als ich mich umdrehte, um David vorzustellen, winkte Madeleine ab. »Die Klingel hat manchmal Aussetzer. Ist nicht so schlimm. Das nächste Mal geht sie wieder.« Ihre Stimme klang ruhig, auch wenn ihr Gesicht vom Weinen verquollen war. »Madeleine Lehmholz«, sagte sie dann, ging auf David zu und streckte ihm die Hand hin. Er stellte sich ebenfalls vor. Als er ihr die Hand gab, zog sie kurz die Mundwinkel nach unten, als behagte ihr die Situation nicht.
    »Der Hund mag dich«, sagte ich, um die Situation zu entkrampfen. »Mich hat er das erste Mal mit gefletschten Zähnen angeknurrt, und eben ist er fast ausgerastet, weil eine Katze auf der Terrasse war.«
    Ich sah, wie David Madeleine einen fragenden Blick zuwarf.
    »Wenn ich dabei bin, ist das kein Problem«, sagte sie und sah weg. »Ich muss jetzt gehen.« Sie griff nach ihrer Jacke, die sie zuvor auf die Couch geworfen hatte, und schnippte mit den Fingern. Schon im Gehen zog sie sie an. Der Hund stand auf und folgte ihr zur Terrassentür.

    »Ich habe eine kranke Tochter. Vergiss das nie«, sagte sie, winkte David zu und war auch schon verschwunden.
    »Merkwürdige Frau«, sagte David, als Madeleine gegangen war.
    »Ich kann sie immer noch nicht einschätzen«, sagte ich und schloss die Tür hinter ihr. »Sie glaubt, ich hätte Bruchsahl erschossen, und sie wollte ihn heiraten.« Tränen stiegen mir in die Augen, und ich drehte mich weg, damit er sie nicht sah.
    »Ich werde heute hierbleiben«, sagte David hinter mir. »Wenn du nichts dagegen hast, werde ich so lange bei dir bleiben, bis wir Josey wiederhaben.«
    Er fragte, was ich gegessen hätte. Ich zuckte die Achseln. Seitdem ich hier war, hatte ich mich von Brot und Käse ernährt, wenn ich überhaupt etwas aß. Mir stand nicht der Sinn nach Kochen oder Essen.
    David kochte aus Madeleines Vorräten Pasta mit Tomatensoße, während ich auf der Couch lag und ihm zuschaute. Im ersten Moment kam es mir eigenartig vor, dass ein Mann für mich kochte, denn Kai hatte es nie für mich getan. Er konnte es nicht, er wollte es nicht, und es interessierte ihn nicht.
    Während David die Tomatensoße eindickte, stand ich immer mal wieder auf, um in der Küche nach einem Flaschenöffner oder Servietten zu suchen oder um im Kamin ein Holzscheit nachzulegen. Ich war unfähig, einfach nur herumzusitzen und zu warten.
    Ich deckte den Tisch, zündete die Kerzen in einem der Leuchter an und dimmte das Deckenlicht. Während des Essens erzählte ich ihm, was Mankiewisc und Groß herausbekommen hatten. Ich erzählte ihm auch, dass Madeleine meine Mutter gehasst hatte und mich bestimmt auch hasste, weil ich in ihren Augen Schuld an Bruchsahls Tod trug. Alles andere verschwieg ich ihm, obwohl es mir dabei nicht besonders gut ging.
    Gegen halb elf saßen wir uns immer noch gegenüber, und mir fielen vor Erschöpfung fast die Augen zu.

    Ich merkte es erst, als David lachte und mich am Arm zog. »Komm hoch, bevor du hier einschläfst.«
    Ich hatte nicht mehr die Kraft, mich zu wehren, als er

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