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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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mir wieder gegenüber. »Wenn in dem Tagebuch steht, dass Tasso sie geschwängert hat, dann ist das Tagebuch nicht von ihr. Tassilo von Weiden ist zeugungsunfähig. Seine Spermien taugen nichts. Christines Eltern, na, die sind völlig durchgedreht. Sie musste nach Holland und abtreiben. Doch das ging schief, und seitdem konnte sie keine Kinder mehr bekommen. Thomas Hart strichen die lieben Eltern das Studiengeld. Er musste Butler werden, weil er da wie ein Mönch leben muss.« Sie schüttelte den Kopf. »So war das. Ihre Eltern waren so besessen davon, eine nette, saubere, ordentliche Familie zu sein. Die Liebe der beiden war für die Inzest. Doch was ist daran Inzest? Sie hatten verschiedene Eltern. Sie lebten nur zufällig unter einem Dach. Es war blöd, dass sie sich ineinander verliebten. Aber die Liebe fragt nun mal nicht, in wen man sich verliebt. Sie schlägt einfach zu.«
    Mir schwirrte der Kopf, und ich starrte gebannt auf den Hund vor dem Kaminfeuer.
    »Sie hätten weggehen sollen«, fuhr Madeleine leise fort. »Ich hab es ihnen so oft gesagt. Christine träumte immer von Kalifornien, ewige Sonne, Strand, Meer. Was hielt sie hier?«
    »Wovon sollten sie leben?«
    Madeleine zuckte die Achseln. »Sie hätte das Haus verkaufen können, und er hat immer davon geträumt, eine Butlerschule aufzumachen. Bis jetzt, bis zum Schluss hat er davon geträumt, mit ihr wegzugehen. Er hat sie wirklich geliebt, selbst als sie ohne Alkohol nicht mehr klarkam.«
    »Aber …«, begann ich und brach dann ab.
    »Was stand denn angeblich noch drin?«, fragte sie, als ich schwieg.

    Ich setzte alles auf eine Karte. Jetzt oder nie, dachte ich. »Dass ihr drei, Thomas, Christine und du, dass ihr Johanna in den Turm gebracht und später Bruchsahl getötet habt.« Ich wartete auf ihre Reaktion, doch sie tat etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
    Sie lachte noch einmal laut auf. Sie warf dabei den Kopf zurück und entblößte ihren Hals, dessen Haut ebenso zart war wie die des Gesichts.
    »Jetzt hab ich auch noch etwas mit Jörns Tod zu tun, nur damit du unschuldig bist?« Sie schaute mich wieder an. Ihre Augen waren hell und klar und zugleich von einer Traurigkeit, die mich erschütterte und von der ich sofort wusste, dass sie sie niemals spielen konnte. »Jörn und ich wollten heiraten«, sagte sie. »Nach all den Jahren, die ich bei ihm putzte, nur damit wir uns treffen konnten, hatte er es sich endlich überlegt. Wir wollten hier unten auf diesem Grundstück ein Haus bauen. Wir beide. Ich, die Putzfrau, und er, der Arzt. Du glaubst, ich hätte meine Liebe umgebracht?«
    »Aber du und dieser Tassilo …«, sagte ich überrumpelt und fern jeder Professionalität.
    »Was ich und Tasso? Wir sind Freunde. Wir waren immer welche, und wir werden es bis ans Ende unserer Tage sein. Aber du, du hast den Mann umgebracht, den ich heiraten wollte.«
    »Ich war es nicht«, wiederholte ich. »Du musst mir glauben. Es waren dieselben Leute, die Johanna entführt hatten. Denn als ich ging, lebte er noch.«
    Sie beugte sich weit über den Esstisch, die Augen zusammengekniffen.
    »Lüg nicht«, sagte sie. »Tu das nicht. Ich verstehe deine Gründe, aber lüg mich nicht an.«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht«, wiederholte ich. Sie griff sich an die Stirn und rieb sie, als würde es ihr beim Nachdenken helfen.
    »Darf ich dich noch etwas fragen?«

    »Was?«, fragte sie.
    »Du warst bei Christine an dem Abend, als sie sich umgebracht hat, oder?«
    Madeleine schwieg verdutzt.
    »Du gehst doch immer erst so spät mit dem Hund«, sagte ich.
    »Ich hab nur kurz vorbeigeschaut«, sagte sie langsam, als überlegte sie noch während des Sprechens, was sie mir sagen wollte. »Sie war völlig durcheinander und betrunken. Sie hat geheult und wollte nicht mit mir reden. Ich hab ihr gesagt, sie soll ins Bett gehen und sich ausschlafen.« Sie schluckte. »Es tut mir so leid für sie. Ich hab es nicht geahnt.« Eine Träne stahl sich in ihren Augenwinkel, doch schnell wischte sie sie fort.
    Ich ließ ihr ein wenig Zeit, sich zu sammeln.
    »Von wem ist deine Tochter?«, fragte ich schließlich in die Stille.
    »Du glaubst also diesem dämlichen Dorftratsch?«, fragte sie aggressiv. »Ich und Tasso oder ich und irgendein Gast in der Kneipe meiner Eltern? Du bist genauso arrogant wie Mami.«
    »Sie ist von Tassilo von Weiden. Er ist nicht zeugungsunfähig«, sagte ich. »Ich weiß es von unserer Mutter.«
    Sie schwieg und sah vor sich hin, und dann hielt ich all

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