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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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Ihnen nicht gut?«, fragte Mankiewisc.
    »Machen Sie es nicht so spannend. Sagen Sie mir einfach, was los ist und was Sie haben.«

    »Sie sind ganz blass.«
    »Haben Sie für heute die Rollen getauscht? Sind Sie heute der Gute? Sagen Sie, was los ist. Ich breche schon nicht zusammen.«
    »Ihre Mutter hat von 1989 bis 1996 unter ihrem Mädchennamen in Berlin eine Wohnung gehabt und als Englischlehrerin in einer privaten Sprachschule gearbeitet«, begann er und sah mich an.
    »Behrmann«, sagte ich leise, und er nickte.
    »Im Mai 1996 zog Ihre Mutter aus und kündigte den Job. Neuer Aufenthaltsort ist unbekannt. Allerdings …« Mankiewiscs Stimme brach ab.
    »Allerdings?«, fragte ich.
    Groß räusperte sich.
    »Wir haben den Bankberater gefunden, bei dem Ihre Mutter in Berlin bereits 1989 zwei deutsche Konten eröffnete. Das eine benutzte sie für normale Ausgaben und Einnahmen, Gehalt, Miete, Versicherungen und so weiter. Auf das zweite zahlte sie kurz darauf bar 250 000 Mark, also 125 000 Euro ein. Er erinnerte sich so gut, weil es auch für eine Großstadt wie Berlin äußerst ungewöhnlich war, dass eine Durchschnittsfrau einen so großen Betrag bar einzahlt. Es erstaunte ihn nicht minder, dass sie das Geld nur einen Monat später wieder abhob. Bar, wohlgemerkt. Er erzählte uns außerdem, dass sie seither an jedem Ersten eines Monats 1500 Euro auf das Konto überwiesen bekam und es von diesem Konto abhob. Niemals mehr und niemals weniger. Er hat für uns nachgesehen. 1996 endeten die Zahlungen, und beide Konten wurden aufgelöst.«
    Meine Gedanken überschlugen sich, etwas wollte an die Oberfläche.
    »Wie haben Sie ihn gefunden?«, fragte ich. Ich wollte nicht denken, was sich da gerade einen Weg bahnte.
    »Wir sind nicht blöd«, sagte Mankiewisc, »auch wenn Zeitgenossen wie Sie das gern unterstellen, nur weil unsere Büros nicht so schick sind wie Ihre und weil Sie mehr verdienen.«

    »Höre ich da eine leise Verbitterung?«, konnte ich mich nicht enthalten zu fragen.
    »Lassen wir das«, sagte Groß. »Wir haben den Angestellten über die Berliner Bank gefunden, bei der Ihre Mutter das Konto besaß. Den Aufenthaltsort haben wir dann ganz unspektakulär übers Einwohnermeldeamt ermittelt, und da sie dort normal versteuerte, wussten wir auch schnell, dass sie an einer Sprachschule unterrichtete.«
    »Toll«, sagte ich. Was sollte ich auch sagen. In meinem Kopf arbeitete es. Im Oktober hatte meine Mutter eine große Summe Geld erhalten. Meine Tochter war im Januar darauf entführt worden. Ich wischte den Gedanken beiseite. Er war zu absurd.
    »Wir haben auch das Schweizer Konto Ihrer Mutter überprüft. Die Antwort hat eine Weile gedauert.« Mankiewisc schwieg einen Moment, als müsste er sich für das, was er sagen wollte, sammeln.
    »Und?«, fragte ich in die Stille.
    »Ihre Mutter hat das Schweizer Konto 1996 bereits unter dem Namen Silberstein eröffnet.«
    Ich zuckte betont lässig mit den Achseln.
    »Sie zahlte dort ebenfalls Geld bar ein.« Er sah mir in die Augen. Seine Augen waren von einem wässrigen Hellblau und leicht gerötet. Ich registrierte es, während er weiterredete. »Anfang März 1996 nicht ganz zwei Millionen Dollar. Knapp drei Wochen, nachdem David Plotzer für Ihre Tochter zwei Millionen Dollar gezahlt hatte und drei Tage nach Bruchsahls Tod.«
    Mir wurde schwindlig. Es war keine körperliche Übelkeit. Es war in etwa so, als verselbständigte sich mein Inneres und hebe dabei die Gesetze der Schwerkraft auf. Es durchbrach meine Haut, taumelte erst durch die Küche, stieß sich am Küchenschrank, stolperte über seine Beine und stieg im Steigflug an die Decke, von wo aus es die Szenerie neugierig beobachtete. Ich kam mir vor wie mein eigener Geist, der sich anschickte, mit anderen Geistern zu verhandeln.

    »Hey«, sagte Groß und wedelte mit einer Hand vor meinem Auge herum.
    Mein Geist kehrte von seinem Deckenausflug zurück, und jetzt war mir körperlich übel.
    »Das kann nicht sein«, sagte ich leise. »Sie wollen doch nicht ernsthaft unterstellen, dass meine eigene Mutter in die Entführung meiner Tochter verwickelt war.« Meine Stimme wurde lauter, kälter, schneidend. »Das meinen Sie nicht ernst. Das ist unglaublich.«
    »Wir können es nicht ausschließen«, sagte Groß. »Tut uns wirklich leid, Frau Steinfeld. Aber so, wie die Dinge liegen, hatte Ihre Mutter vermutlich eine ganze Menge mit der Entführung zu tun.«
    »Es muss ein Zufall sein«, beharrte ich.
    »Frau

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