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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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herausfordernd an.
    »Das haben Sie anfangs behauptet«, sagte er. Die Stimme klang nicht mehr fern. »Und es hätte Ihnen sehr gut in die Verteidigung gepasst. Denn damit wäre Ihr Motiv zusammengebrochen.«

    »Bruchsahl hatte während seiner Kindheit Asthma«, sagte ich stur. »Er wurde Arzt, weil er sich selbst und anderen helfen wollte. Und obwohl er über 20 Jahre lang keinen Anfall mehr hatte, hatte er immer ein Asthmaspray dabei. Verstehen Sie mich? Er kannte die Symptome und die Vorboten eines Anfalls. Er hätte meine Tochter nicht sterben lassen.« Meine Stimme war eine Spur zu schrill. »Meine Güte, er war Arzt.«
    »Das hat er Ihnen erzählt?«
    Ich nickte.
    »Davon steht nichts in den Akten«, sagte Mankiewisc nüchtern.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Es hat ja kaum einer aus seiner Umgebung gewusst. Die, die es gewusst haben, haben dem wahrscheinlich keine Bedeutung beigemessen. Er hatte ja schon seit seinem Studium keinen Anfall mehr.«
    »Es bedeutet dennoch nichts«, sagte Mankiewisc. »Es kann nämlich sein, dass er nicht dabei war, als sie den Anfall hatte.«
    »Darum geht es ja. Er hatte mit der Entführung nichts zu tun.«
    »Oder er hat Sie eingewickelt. Oder Sie lügen und haben ihn tatsächlich erschossen. Dann wäre nur noch interessant, weshalb Sie seitdem behaupten, Sie wären unschuldig. Aber vielleicht haben Sie ja auch mit Ihrer Mutter und Bruchsahl zusammen die Entführung geplant, und dann ist sie aus dem Ruder gelaufen, als irgendjemand von Ihnen Ihre Tochter statt Katharina Plotzer entführte.«
    Ich ballte unter dem Tisch meine Hände zu Fäusten. Mankiewisc glaubte mir nicht, hatte mir nie geglaubt. Jetzt hatte sogar ich mit der Entführung meiner eigenen Tochter zu tun. Ich kam mir vor wie eine Idiotin. Ich hatte ihn trotz seiner barschen Art inzwischen fast nett gefunden.
    »Was hat Bruchsahl Ihnen noch erzählt?«, mischte sich Groß ein. »Sie hatten im Prozess von Ihrem Schweigerecht Gebrauch gemacht. Sie mussten nichts sagen, was Sie selbst belastete. Sie
haben auch nie gesagt, woher Sie die Waffe hatten, mit der Bruchsahl erschossen wurde. Also …« Seine Stimme hing in der Luft.
    Ich senkte den Kopf. Tränen füllten meine Augen. Diese Dummköpfe. Das alles wurde mir zu viel.
    »Die Waffe tut nichts zur Sache«, erwiderte ich leise. »Bruchsahl sagte mir nur das, was ich Ihnen gerade erzählt habe.« Ich suchte in meiner Jeanstasche nach einem Tempo.
    Mankiewisc schüttelte den Kopf. »Entweder Sie sind hoffnungslos naiv oder gerissener, als ich vermutete.«
    »Hören Sie. Sie verschweigen uns etwas, und wir wissen es«, sagte Groß. »Ihre Mutter wurde ermordet. Ein Junkie ist tot, und Ihre Tochter wurde bedroht. Reden Sie mit uns.«
    »Vielleicht waren die Fotos ja nur ein dummer Scherz«, erwiderte ich lahm und putzte mir die Nase. Ich wusste es besser. Jemand zermürbte mich und wartete darauf, dass ich zusammenbrach. Jemand wollte mich am Rand des Nervenzusammenbruchs sehen. Die Frage war, warum.
    »Reden Sie endlich«, forderte auch Mankiewisc.
    »Ich bin doch für Sie sowieso die Mörderin.«
    »Totschlag«, sagte Mankiewisc. »Wir wollen doch genau bleiben.«
    Der Mann zitierte mich gerade. Das hatte ich ihm fast wörtlich bei unserem ersten Treffen gesagt. Mankiewisc hatte kein menschliches Gedächtnis mit Löchern und Lücken. Er besaß einen Datenspeicher als Gehirn, der dem eines Hochleistungsrechners glich.
    »Weshalb«, sagte ich, »hätte ich die Waffe liegen lassen sollen? Halten Sie mich für so blöd? Haben Sie alle sich das jemals gefragt?«
    »Renner hat es sich gefragt«, sagte Mankiewisc, »und ich mich auch. Ich tippe auf Hysterie, weibliche Hysterie. Sie wissen doch, was ich meine, oder?«
    Ich schloss die Augen. Ich hatte genug von diesem Mann.
Am liebsten hätte ich die beiden rausgeworfen. Aber ich musste Ruhe bewahren.
    »Die Konten meiner Mutter bleiben eingefroren, oder?«, fragte ich und kannte bereits die Antwort.
    »Bis der Fall geklärt ist«, nickte Groß und warf Mankiewisc einen Blick zu. Der zuckte kaum merklich mit den Achseln.
    Groß beugte sich nach hinten. Er fummelte in der Innentasche seiner Jacke herum. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt er ein zerknittertes Foto in der Hand und legte es vor mich auf den Tisch. Es war schwarzweiß und etwas körnig. Trotzdem waren die beiden Gestalten gut zu erkennen.
    »Hören Sie«, sagte Groß. »Sagen Sie uns endlich, was Sie über die Entführung wirklich wissen.«
    Ich dachte an

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