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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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würde jetzt ein Telefon klingeln. Nach dem dritten Klingeln hob jemand ab.
    »Hallo«, sagte eine müde Frauenstimme. »Christine Metternich hier.«

    »Hier ist Clara Steinfeld«, sagte ich zögernd. »Sie kennen mich nicht. Ich bin im Haus von Claire Silberstein.«
    »Oh«, sagte die Stimme. »Ist etwas passiert?«
    »Sie ist tot«, sagte ich.
    »Sind Sie von der Polizei?« Die Stimme klang misstrauisch.
    »Nein«, sagte ich. »Ich bin Clara Steinfeld, ihre Tochter. Ich würde gern mit Ihnen sprechen.«
    »Sie hatte keine Tochter«, sagte die Stimme, dann knackte es. Das Besetztzeichen röhrte schnell und rhythmisch durch die Leitung.
    Ich sah David an. Der zuckte mit den Achseln.
    Ich drückte die Wahlwiederholung erneut. Es klingelte ein Dutzend Mal, bevor der Hörer abgenommen wurde.
    »Ja?«, fragte dieselbe müde Stimme.
    »Steinfeld«, sagte ich.
    Einen Augenblick lang hörte ich nur Rauschen. »Die Frau, deren Tochter entführt wurde?«, fragte die Stimme leise.
    »Ja«, sagte ich. »Sie erinnern sich?«
    Sie schwieg.
    »Wo wohnen Sie?«, fragte ich schließlich.
    »Den Hügel hinauf, das zweite Haus links«, sagte die Frau.
    »Kann ich mit einem Freund vorbeikommen?«, fragte ich.
    »Jetzt? Ich weiß nicht …«
    »Ich bin in einer Minute bei Ihnen«, unterbrach ich sie, und ohne eine Erwiderung abzuwarten, legte ich auf.

17
    David trug den Ordner, ich den Laptop. Wir stiegen in den BMW und fuhren den Hügel hinauf.
    Hazel stellte den Wagen vor dem zweiten Haus links ab.
    Aus einem der Fenster fiel Licht in den Garten, im überdachten Hauseingang brannte eine Lampe.

    Hazel öffnete die Gartenpforte. Sie quietschte in den Angeln, als lechze sie nach einem Tropfen Öl. Ich ging voran.
    Die Haustür öffnete sich, bevor ich klingelte. Eine zierliche ältere Frau mit tizianroten, schlaff auf die Schultern herabhängenden Haaren stand schweigend im Türrahmen.
    Sie trug eine rosafarbene Jogginghose, darüber ein hellblaues Sweatshirt, das ihr mindestens eine Nummer zu groß war. Mit der einen Hand hielt sie den Kragen des Sweatshirts am Hals zusammen, als fröstelte sie. Die andere hielt ein Glas mit einer hellbraunen Flüssigkeit.
    Sie ließ den Kragen los und streckte mir die Hand entgegen. Ihr Händedruck war so schlaff wie ihre Haare.
    »Christine Metternich«, sagte sie, den Mund schwer, als kaute sie eine Kartoffel.
    »Clara Steinfeld«, sagte ich. »David Plotzer und Hazel Schweiger.«
    Sie zuckte kaum merklich zusammen. Ihre Augen strichen über die beiden Männer, die außerhalb der Eingangsbeleuchtung im Dunkeln standen, dann weiter ins Dunkle hinter ihnen. Ich folgte ihrem Blick. Im gegenüberliegenden Haus bewegte sich die Gardine in einem der unbeleuchteten Fenster.
    »Können wir reinkommen?«, fragte David.
    Die Frau nickte und ging vor uns her ins Haus. Ein muffiger Geruch umfing uns, als sei in den Räumen seit Wochen nicht gelüftet worden. Sie führte uns durch einen Korridor in eine Wohnküche. Wir kamen an einer offenen Zimmertür vorbei. Ich warf einen Blick hinein. Eine Stehlampe beleuchtete einen fleckigen Glastisch mit zwei Cognacschwenkern. Auf einem durchgesessenen Sofa lagen zwischen hingeworfenen Kissen und Decken Zeitschriften und zerknülltes Papier. Über dem Sofa hingen zahllose gerahmte Fotografien. Ich konnte nicht erkennen, wen sie zeigten. David trat an die Tür und machte einen Schritt hinein, während ich Christine folgte, die vorausging. Ich drehte mich kurz um, doch David war längst wieder da und grinste mich an.
    In der Küche hing eine Lampe über einem eckigen Esstisch, der vor dem Fenster stand. An der Wand neben dem Mülleimer stapelten sich Pizzakartons von »Jimmys Pizza-Service«. Auf dem Küchentisch stand ein aufgeschlagener Karton mit den Resten einer Salami-Pizza. Sie klappte den Deckel zu und stellte den Karton zu den anderen an die Wand.
    »Mir geht’s im Moment nicht so gut«, sagte Christine Metternich und stellte das Glas ab. Sie räumte ein paar Zeitungen von einem Stuhl und eine braune Hose von einem anderen.
    »Setzen Sie sich«, sagte sie, nahm das Glas vom Tisch und lehnte sich an die Arbeitszeile.
    David und Hazel setzten sich schweigend.
    »Sie kannten meine Mutter«, sagte ich und setzte mich auf den einzigen Stuhl, den sie nicht freiräumen musste.
    »Claire Silberstein hatte keine Tochter«, sagte die Frau mürrisch und trank.
    »Claire Silberstein war nicht ihr richtiger Name«, sagte ich und sah David hilfesuchend an.
    Er erwiderte meinen

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