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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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David.
    »Nur ein - oder zweimal. Maddie hat sich um die Post gekümmert und alle vier Wochen geputzt, damit das Haus nicht verkommt. Lenny, der Gärtner, kam alle vier Wochen und hat ihren Garten gemacht.«
    »Waren der Gärtner oder die Putzfrau heute im Haus?«
    Sie nickte. »Maddie ja. Mit Lenny hat sie sich gestritten, als sie das letzte Mal hier war. Seitdem ist er nicht mehr hingegangen.«
    »Wann war das?«
    Christine zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Irgendwann im Sommer.«
    »Worüber haben Sie sich gestritten?«
    »Na, worüber wohl? Über Geld. Er fand, sie sollte mehr bezahlen als die acht Euro. Sie hätte ja wohl mehr als genug.«
    »Aber sie wollte nicht?«
    »Sie hat ihn ausgelacht und gesagt, für acht Euro die Stunde bekäme sie jederzeit einen neuen Gärtner.«
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Gleich gegenüber«, sagte Christine, und ich dachte an die Gardine, die sich bewegt hatte.
    »Wie heißt die Putzfrau?«
    »Madeleine Lehmholz. Sie wohnt weiter unten zusammen mit ihrer Tochter, Hügelweg 4.«
    Einen Moment lang dachte ich, mir würden die Beine versagen. Ich atmete tief durch. Ich hatte keine Zeit für Schwächeanfälle. Ich stellte mir vor, ich führte ein Interview mit ihr,
alles andere verbannte ich aus meinem Bewusstsein. Ich räusperte mich kurz.
    »Mit wem hatte meine Mutter hier außerdem Kontakt?«, fragte ich mit nüchterner Reporterstimme.
    »Mit allen. Das ist nun mal so, wenn man lange in einem so kleinen Dorf wohnt. Aber sie lebte sehr zurückgezogen, und ich glaube, richtig befreundet war sie nur mit Tassos Mutter Lydia von Weiden. Sie wohnt oben im Herrenhaus.«
    »Tasso?«, fragte ich überrascht.
    »Ein Schulfreund«, sagte Christine. »Wir sind alle Schulfreunde.«
    »Wer alle?«, fragte David.
    »Lenny, Tasso, John, unser älterer Bruder Thomas, Madeleine, Jörn und ich. Aber John ist tot und Jörn ist tot, und nun sind wir nur noch zu fünft. Doch Thomas ist älter als wir und kommt seit dem Tod unserer Eltern kaum noch hierher. Da schlug er ganz seinem Bruder nach.« Ihre Stimme klang auf einmal sarkastisch, dennoch zögerlich. »John kam ja auch irgendwann nicht mehr her.«
    Ich hörte zunächst nur die Namen, und mir wurde übel. Es war diese Übelkeit, die kein Ventil kennt und der man ausgesetzt ist wie einer Flut nach einem Dammbruch. Sie überschwemmt einen einfach.
    Madeleine Lehmholz, Leonhard Katzenbach, Tassilo von Weiden, Jörn Bruchsahl und Christine Metternich. Ich kannte die Namen. Alle fünf hatte man im Zusammenhang mit der Entführung meiner Tochter verhört. Nur waren weder John noch Thomas Hart wegen der Entführung jemals befragt worden. John hatte seine Praxis in Hamburg am vornehmen Klosterstern, nur fünf Minuten zu Fuß von meiner Wohnung entfernt, er wohnte dort auch in den hinteren Räumen. Ich hatte immer geglaubt, er hätte keine Familie mehr, und ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals von einer Schwester gesprochen hatte. Ich hatte auch nicht gewusst, dass er hier aufgewachsen
war oder einen Bruder hatte. Er hatte mir erzählt, er sei in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein zwischen Lübeck und Ratzeburg groß geworden. Mir hatte das gereicht. Es gab Hunderte kleiner Dörfer in der Gegend, zumeist nur wenige Kilometer voneinander entfernt.
    Ich warf David einen Blick zu. Er hatte mir John Hart empfohlen. Er musste doch mehr über den Mann gewusst haben, als dass er der Therapeut seiner Frau war.
    Man sah David nicht an, was er dachte. Er musterte die Frau so emotionslos wie ein Pokerspieler.
    »John Hart ging mit Ihnen zur Schule?«, fragte er mit unbeteiligter Stimme.
    »Sicher«, sagte sie. »Wir sind derselbe Jahrgang und gingen in eine Klasse. Damals wohnten wir noch in Groß Schenkenberg.«
    »Wo liegt das?«, fragte David.
    »Drei Kilometer von hier Richtung Lübeck«, sagte Christine und sah uns an, als wäre es das Natürlichste von der Welt, auch noch die kleinsten Dörfer in der Umgebung zu kennen.
    »Gab es einen Grund, weshalb Ihr Bruder nicht mehr zu Ihnen kam?«, fragte ich, weil mich etwas an dem Satz irritiert hatte, als sie ihn ausgesprochen hatte. Es war die Stimme gewesen. Der Sarkasmus darin, ihr Zögern.
    »Einen Grund?« Sie sah mich unfreundlich an. »Sie waren gerade verurteilt worden, als er beschloss, dass er nicht mehr so häufig kommen könnte.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich überrascht. »Haben Sie sich etwa meinetwegen gestritten?«
    »Hören Sie auf, einen so unwürdigen Zusammenhang

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